0064 - Im Zeit-Gefängnis
Feuer dann ins Tal hinabzurinnen beginnt, ist immer noch Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Ob allerdings auch für jene, deren Eigenzeit mit der des Vulkans übereinstimmt, ist fraglich."
„Ein Vulkanausbruch", sagte Ragow verblüfft. „Und wir stehen dabei und sehen uns die Geschichte an! Das ist fast noch erstaunlicher als die Sache mit den Insektenflügeln." Noir räusperte sich. „Ehrlich gesagt - mir wird es zu warm hier. Wahrscheinlich können wir nun in der eingeschlagenen Richtung nicht weitergehen, weil niemand weiß, wie breit der Krater ist. Was tun wir also? Umkehren?"
„Ich sehe keine andere Möglichkeit", gab Rous zu.
„Wenn wir wirklich in Richtung der Stadt Akonar wollen, müssen wir einen anderen Weg suchen", schlug Ragow vor. Steiner meinte: „Die Stadt selbst werden wir niemals finden, weil sie in der anderen Zeitebene - in unserer eigentlichen - verblieb, aber wir werden die Bewohner vorfinden. Vielleicht können wir dem eingebildeten Administrator einen Denkzettel verabreichen."
„Was nützt das", erkundigte sich Harras spöttisch, „wenn er die Ohrfeige erst in drei Tagen spürt?"
Rous hatte inzwischen erkannt, daß der Grund für die trübe Sicht nichts anderes als die mit den Dämpfen angefüllte Luft war. Ihm kam der Gedanke, daß diese Dämpfe vielleicht giftig sein könnten.
„Wir kehren um", gab er bekannt und trat den Rückweg an. „Es hat keinen Sinn, daß wir uns einer unbekannten Gefahr aussetzen. Unten in der Ebene ist die Luft wenigstens sauber."
Sie waren etwa auf halbem Weg, als Ragow plötzlich einen Schrei ausstieß. Er hob den Arm und zeigte mit bebenden Lippen auf die Felswand zu ihrer linken Seite. Zuerst sahen sie nicht, was seine Aufmerksamkeit so erregte, denn nichts bewegte sich. Aber was bewegte sich schon auf dieser verrückten Welt?
„Das Tier dort ...!" stammelte Ragow erregt. „Seht ihr es denn nicht?" Rous strengte seine Augen an, aber er sah nichts als unbewegliche Felsbrocken unterschiedlicher Größenordnung. Sollte Ragow sie meinen?
Der Russe hatte inzwischen den Arm sinken lassen und neigte den Kopf, um besser hören zu können. Irgend etwas war in der Luft, ein seltsames Geräusch. Es klang wie das dumpfe Grollen eines fernen Gewitters. Aber wenn auch der Blitz immer noch unbeweglich am Himmel stand, so war er viel zu weit entfernt, als, daß der Donner schon bis hierher gekommen war. Mehr als siebzehn Meter in der Stunde legte der Schall nicht zurück.
Und doch war das leise Grollen in der Luft. „... uuuf... ruuuf..." Ragow sagte: „Können Sie es jetzt hören, Leutnant? Ich hörte es im gleichen Augenblick, als ich die Tiere bemerkte."
„Welche Tiere?" wollte Steiner wissen. „Ich sehe keine Tiere."
„Sie sitzen... oder kriechen ... vor den Höhlen dort. Ich habe auch niemals derartige Wesen gesehen. Sind es Raupen?"
„Raupen?" rief Rous und wurde ungeduldig. „Ich kann keine Raupen erkennen. Außerdem ist die Entfernung noch zu groß ..."
„Ich meine", sagte Ragow ruhig, „sie sehen aus wie Raupen, sind aber viel größer. Die Steine dort drüben vor den Höhlen ..."
In der Felswand klafften die schwarzen Schlünde der Höhlen wie offene Münder. Unregelmäßige Steinstufen führten zu ihnen hinauf, schmale Pfade, von unzähligen Füßen getreten. Und unten, zu Beginn dieser Pfade, lagen die Steine. Die Raupen ...
Jetzt sahen es auch die anderen Männer. Die vermeintlichen Steine besaßen alle die gleiche Form. Wie aus dem Felsen gemeißelt, lagen und standen sie unbeweglich einzeln und in Gruppen umher und bewegten sich nicht. Und in der Luft war das nie endende „ ... ruuuf ... druuuuufff ..."
„Es sind zweifellos Lebewesen, und sie hausen in den Höhlen", dozierte Ragow und schritt unverzagt auf die merkwürdige Gruppe zu. „Da mir ähnliche Organismen in der normalen Dimension noch nicht begegnet sind, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Bewohner dieser Zeitebene. Vielleicht sind sie sogar die großen Unbekannten."
Rous hatte sich von seiner Überraschung erholt. Er folgte dem Wissenschaftler, der nun mitten zwischen den versteinerten Lebewesen stand und sie intensiv studierte. Auch die anderen drei Männer waren herbeigekommen.
Sie sahen wirklich aus wie ins Riesenhafte vergrößerte Raupen. Die Flügelansätze am Rücken verrieten, daß die Tiere fliegen konnten oder es zumindest einmal gekonnt hatten. Keine der Raupen war kleiner als anderthalb Meter. Statt feiner Haare besaßen sie eine
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