0064 - Im Zeit-Gefängnis
angeleuchtet, silbern und grell blinkte es. Dann wurde es rot und schließlich erneut weiß. Ein feiner Dampfstreifen zeigte die Spur der Flugkurve. Schließlich, noch bevor es den Talgrund erreichte, war es verschwunden, von der Luftreibung der trägen Moleküle aufgefressen und verglüht.
Ausrufe der Verwunderung wurden laut.
Rous hielt den Atem an, um dann mit einem befreiten Ausatmen zu sagen: „Genauso, wie ich mir es dachte! Und nun weiß ich auch, daß ein Schuß aus unseren Impulsstrahlern verheerende Folgen haben muß. Können Sie sich das nicht vorstellen?"
Steiner, der von dem Abgrund zurückgetreten war, nickte langsam mit dem Kopf.
„Doch, Rous, das kann ich mir jetzt auch vorstellen. Ein Lichtstrahl auf der Erde, der mit 72000facher Lichtgeschwindigkeit durch die Atmosphäre jagte, würde nicht nur seine Spur in der Lufthülle, sondern auch in der Zeit hinterlassen. Das ganze Gefüge könnte zerplatzen und auseinanderfallen. Und hier...?"
„Und hier", sagte Rous sicher, „werden wir es nicht auf einen Versuch ankommen lassen. Ich möchte nicht riskieren, daß die Zeit... daß die Zeit explodiert!" fügte er entschlossen hinzu.
Er achtete nicht darauf, daß die anderen Männer blaß wurden. Einen kurzen Blick zurück in die Ebene werfend, setzte er sich wieder in Bewegung. Die anderen folgten ihm.
*
Die Luft um den Gipfel bewegte sich nicht mehr als unten in der Ebene, aber sie war undurchsichtiger und wärmer. Man konnte kaum zehn Meter weit sehen. Die Anstrengung hatte sich nicht gelohnt, denn ein Weitblick war nicht möglich. Es war, als sei der flache Kuppelgipfel in lockere Watte gehüllt.
„Möchte wissen, woher die Hitze stammt", rief Noir und schüttelte den Kopf. „Eine vernünftige Erklärung fällt wohl niemand gerade ein?"
„Doch!"
Steiner sagte es und bückte sich. Er legte den Handrücken gegen das nackte Felsgestein und zog sie schnell wieder zurück. Verwunderung trat in seine Gesichtszüge. Dann richtete er sich wieder auf.
„Nun?" forderte Rous ihn auf, das Ergebnis seines Experimentes in verständliche Worte zu kleiden.
„Was ist?"
„Der Boden ist warm", meinte Steiner unentschlossen. „Unter den Felsen brennt ein Feuer - könnte man meinen."
Harras begann zu lachen. Wütend drehte sich Steiner nach ihm um.
„Möchte wissen, was es da zu lachen gibt! Warum soll es hier keinen Vulkan oder so etwas geben?"
„Feuer!" sagte Harras grinsend. „Ich stelle mir nur vor, wie Feuer hier aussieht. Eine Flamme brennt und benötigt Zeit dazu. Wie sieht das hier aber aus? Eine in der Zeit festgefrorene Flamme...?"
„Deswegen ist sie genau so heiß", warnte Steiner und deutete auf den Boden zu ihren Füßen. „Die Wärme hatte Zeit genug, die Felsen als Leiter zu benutzen - Jahrtausende vielleicht."
Rous betrachtete den Hang auf der anderen Seite des Gipfels.
„Ich weiß nicht - möglicherweise stehen wir nicht an der höchsten Stelle. Sie bringen mich auf einen Gedanken, Steiner. Wenn dies ein Vulkan ist, stehen wir vielleicht am Rand eines Kraters. Das würde die Hitze erklären."
Harras, der ein Stück weitergewandert war, rief plötzlich: „Kommt einmal hierher. Freunde! Ihr werdet staunen! Aber seid vorsichtig und rutscht nicht aus..."
Steiner und Rous setzten sich sofort in Bewegung, während Ragow und Noir noch warteten. Sie hatten es nicht so eilig in dieser Welt der unendlichen Zeitfülle.
Die Hitze, so spürte Rous, wurde größer. Fast vermeinte er, direkt von einer Wärmequelle aus angestrahlt zu werden. Dann erblickte er durch den Dunst hindurch Harras, der ihnen zuwinkte.
„Hier ist der eigentliche Krater", rief der Techniker und deutete in das rotglühende Loch zu seinen Füßen. „Dort unten ist die Lava." Sie sah aus wie eine feste, rotglühende Masse, die sich nicht bewegte.
Aber die erstarrten Wellenbewegungen verrieten, daß die Masse im Steigen begriffen war und zu einem noch nicht vorherbestimmbaren Zeitpunkt den Rand des Kraters erreichen würde.
„Daher die Hitze", erklärte Steiner. „Meine Vermutung stimmt, mehr wollte ich nicht wissen. Wer weiß übrigens, wie schnell dieser Vulkanausbruch vor sich geht, den wir da miterleben?"
„Vulkanausbruch?" Rous sah überrascht aus. Steiner zeigte auf die Lava.
„Was denn sonst? Die Lava steigt, davon bin ich überzeugt. Sie wird den Rand des Kraters in zwei oder drei Jahren erreichen, vielleicht auch früher. Jedenfalls droht keine Gefahr für uns. Und wenn das flüssige
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