0064 - Im Zeit-Gefängnis
in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Und den Unsichtbaren scheint es nun mal nicht zu gefallen."
„Den Unsichtbaren? Ich verstehe kein Wort."
Rous holte tief Luft und beschloß, es so kurz wie möglich zu machen. Er begann zu ahnen, daß es - trotz der Höflichkeit des Administrators - leichter war, mit einem Feind zurechtzukommen als mit diesem aalglatten Arkoniden.
„Unser Universum wird von einer fremden Dimension geschnitten, durchkreuzt. In dieser fremden Dimension herrschen andere Zeitbegriffe als bei uns. An jenen Stellen, an denen sich die beiden Dimensionen schneiden, verschwindet die organische Materie und somit alles Leben aus unserem Gesichtskreis. Es ist uns bis heute nicht gelungen, einen der Verschwundenen zurückzuholen."
„Sehr interessant", unterbrach ihn der Arkonide ohne jede Gefühlsregung. „Leider habe ich bis heute noch nichts von diesem Phänomen vernommen."
„Das ist nicht verwunderlich", klärte Rous ihn auf. „Der Regent hielt es für ratsam, das Imperium nicht zu beunruhigen. Auch war es bisher nicht möglich, einen bevorstehenden Angriff vorauszusagen. Die Fremden griffen einfach an, und es gab keine Gegenwehr."
„Und warum kommen Sie nach Tats-Tor, um das Geheimnis des Regenten auszuplaudern?" Rous sagte einfach: „Weil nach unseren Berechnungen Tats-Tor der nächste Planet ist, der von der Zeitfront überrollt wird."
Der Administrator sah Rous ungläubig an, zeigte aber weder Erregung noch besonderes Interesse.
„Ach?" machte er fragend und kniff die Augen zusammen. „Sie sind also gekommen, um uns zu warnen?"
„So könnte man es bezeichnen."
„Und warum? Was wollen Sie dafür haben? Warum überhaupt eine Warnung, wenn es keine Gegenmittel gibt?" Rous war über die Fragen enttäuscht. „Es ist unsere Absicht, eine Waffe gegen die Zeit-Fremden zu entwickeln, aber uns fehlt die Erfahrung. Deshalb kamen wir in erster Linie nach Tats-Tor. Wir wollen hier unser Experiment durchführen und benötigen dafür Ihre Erlaubnis. Sie werden doch nichts dagegen haben, wenn wir versuchen..."
„Auf keinen Fall in Akonar", lehnte der Administrator ab. „Ich dulde nicht, daß Menschenleben in Gefahr gebracht werden. Machen Sie Ihre Experimente, wo immer Sie wollen, aber nicht in der Hauptstadt!"
„Wir verlangen nicht, daß wir hier das Experiment durchführen. In erster Linie haben wir uns nach den Anzeichen zu richten, die das Nahen der feindlichen Front verraten. Ich weiß nicht, ob wir die Möglichkeit haben werden, Ihre Welt vor dem drohenden Untergang zu retten, aber wir wollen wenigstens versuchen, Erfahrungen zu sammeln. Sie verstehen?"
„Ich verstehe nur", sagte der Arkonide und lehnte sich zurück, „daß Sie eine uns angeblich drohende Gefahr dazu ausnutzen wollen, sich Vorteile zu verschaffen. Wahrscheinlich aber steckt ein ganz anderer Zweck hinter Ihrer Aktion. Es tut mir leid, meine Herren Terraner, oder wie immer Sie sich auch nennen mögen, aber ich sähe es gern, wenn Sie unsere Welt so schnell wie möglich verließen. Sagen wir: noch vor Sonnenuntergang heute. Einverstanden?"
Rous machte keine Anstalten, sich zu erheben. In seine Augen trat plötzlich ein kaltes Glitzern, das zur Vorsicht mahnte. Mit einer ruhigen Gebärde legte er beide Hände vor sich auf den Tisch. Diese Ruhe paßte eigentlich gar nicht zu ihm, denn der dunkelhaarige, bewegliche Franzose war für seinen impulsiven Charakter bekannt.
„Sie glauben mir also nicht?" erkundigte er sich fast freundlich.
„Ich will nicht, daß Sie Unruhe stiften", wich der Arkonide einer direkten Antwort aus. „Bisher wurde unsere Welt noch niemals angegriffen, und wenn das einmal geschehen sollte, so stehen wir unter dem Schutz der Kampfflotten des Imperiums. Ein Hilferuf genügt ..."
„Diesmal nicht", eröffnete Rous dem Administrator gelassen. „Sie werden bitter enttäuscht werden, denn der Regent kämpft nicht gegen die Unsichtbaren aus der anderen Zeitebene. Alle Welten, die von ihnen angegriffen wurden, sind heute leer und verlassen. Selbst das Ungeziefer hat sie geräumt. Sie sind ohne jedes Leben."
Der Arkonide war bleich geworden. Wie feurige Kohlen leuchteten seine roten Augen aus dem weißen Gesicht.
„Sie lügen, Terraner! Es gibt keinen Gegner, den unser Regent fürchtet. Ich werde herausfinden, was Sie wirklich mit Ihrem Benehmen beabsichtigen."
Rous erhob sich ohne jede Ankündigung.
„Sie können uns zwar Ihre Unterstützung versagen, aber ich glaube
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