0064 - Sieben standen gegen uns
Unter diesen Umständen wird man ihr höchstens drei bis fünf Jahre aufbrummen können. Nehmen wir an, ihr Anteil beträgt zwischen einer halben und einer ganzen Million Dollar. Diese Summe reicht völlig aus, um ihr bei kluger Anlage des Kapitals ein völlig sorgenfreies Leben zu sichern. Da sie ohnehin damit rechnen kann, dass sie vorzeitig entlassen wird, hat sie höchstens mit zwei Jahren zu rechnen. Ihr Anwalt wird ihr das klarmachen. Sie wird sich sagen, dass sie mit zwei Jahren den ganzen Rest ihres Lebens ausgesorgt haben kann, wenn sie dichthält. Da ist kaum zu erwarten, dass sie den Mund aufmachen wird.«
»Stimmt, Phil. Was ist die dritte Möglichkeit, von der du sprachst?«
Phil zuckte die Achseln.
»Das ist nur so ein Gedanke von mir, ein Recht verrückter obendrein.«
»Lass hören!«
Phil kratzte sich ein Stäubchen von seinem Jackett. Dabei murmelte er: »Einer von uns müsste so tun, als hätte er irgendwie ausreichend Beweismaterial gegen die Bande zusammenbekommen. Er muss die Leute anrufen und ihnen sagen, dass er gegen eine bestimmte Beteiligung an der Beute bereit wäre, das Beweismaterial zu vernichten.«
»Sie meinen«, murmelte Mister High, »dass die Bande von uns gewissermaßen erpresst werden sollte?«
»Ja«, nickte Phil. »Wenn sie darauf eingehen und den von uns erpressten Anteil tatsächlich zahlen, hätten wir ja den Beweis gegen sie in der Hand.«
»Ich weiß nicht«, sagte Mister High unentschieden, »die Methode gefällt mir nicht so recht.«
»Ich weiß, was Sie sagen wollen, Chef«, fuhr Phil fort. »Wir halten Erpressung für eines der schmutzigsten Geschäfte und sollen selbst auf diese Tour reisen. Aber ich würde sagen, dass unser Bluff ja keine Erpressung, sondern eine strategische Täuschung der Gegner wäre.«
»Trotzdem«, warf ich ein. »Ich bin nicht für diese Möglichkeit. Sie wird keinen Erfolg haben, und das reicht aus, um sie gar nicht erst zu erwägen. Die Gangster werden nicht den geforderten Anteil zahlen, sondern vielmehr mit allen Mitteln versuchen, den Mann von uns, der diesen Bluff riskiert, möglichst schnell umzubringen. Dass es ihnen auf einen Toten mehr oder weniger nicht ankommt, haben sie ja bewiesen. Und für sie geht es schließlich nicht nur um ein ungeheures Vermögen, sondern auch noch um ihr nacktes Leben.«
Phil seufzte.
»Wahrscheinlich hast du recht, Jerry. Dann bleiben uns also nur noch die beiden ersten Möglichkeiten. Eigentlich müsste doch aus Paris bald eine Nachricht eingehen. Es ist fast zwei Uhr, und um zwölf ist die Maschine gelandet.«
Mister High hielt sofort eine Rückfrage in der Funkzentrale, aber von der Interpol Paris lag noch keine Nachricht vor. Nur aus Washington war gerade ein Fernschreiben eingetroffen, das uns ein Kollege aus der Funkzentrale in Mister Highs Dienstzimmer brachte.
Das Fernschreiben bestätigte zunächst der Form halber, dass die ganze Sache der GSTC wegen der enorm hohen Summe als Bundessache betrachtet werde und deshalb vom FBI bearbeitet werden sollte. Außerdem erhielten wir Bescheid, dass über die angefragte Ann Harries nichts bekannt sei. Vermutlich handle es sich um einen falschen Namen. Man werde in Washington allerdings die Karteien nach Frauen durchsuchen, auf die ihre Beschreibung passte. Bei der Fülle des in Washington registrierten Materials werde das allerdings mindestens einen Tag in Anspruch nehmen.
Nachdem wir das Fernschreiben gelesen hatten, wollten Phil und ich erst einmal irgendwo essen gehen. Aber als wir gerade Mister Highs Zimmer verließen, traf die sehnlichst erwartete Nachricht aus Paris ein. Es war ein Polizei-Funkspruch, den unsere Funkzentrale aufgenommen hatte.
Interpol Paris an FBI New York stop Fahndungsersuchen wunschgemäß durchgeführt stop In der beschriebenen PAA-Maschine keine Ann Harries stop Ähnlich aussehende Dame überprüft stop Wenn die uns übermittelte Beschreibung zuverlässig kann ähnlich aussehende Dame namens Joan Helles unmöglich mit Ann Harries identisch sein da sechs Jahre älter fünf Zentimeter kleiner und acht Kilo schwerer stop Erbitten Blitznachricht für weiteres Verhalten Ende Als wir den Text gelesen hatten, winkte Phil ab: »Sie ist es nicht, über das Alter hätte sie Dors vielleicht täuschen können, aber als sie bei der GSTC angestellt wurde, hatte sie sich einer betriebsärztlichen Untersuchung zu unterziehen. Dabei wurde sie gewogen und gemessen. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden kann sie nicht fünf Zentimeter
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