Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0065 - Hata, die Hexe aus dem Sumpf

0065 - Hata, die Hexe aus dem Sumpf

Titel: 0065 - Hata, die Hexe aus dem Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hrdinka
Vom Netzwerk:
ist!«
    Harold grinste zynisch. Die Zigarette wanderte von einem Mundwinkel in den anderen.
    »Wirklich?«
    Der Professor wollte etwas erwidern, doch Betty Warners Stimme beendete den Dialog.
    »Der Professor ist unser Gast. Er ist ein Fachmann auf dem Gebiet der Parapsychologie. Wenn einer helfen kann, dann ist er es. Harold halt den Mund!«
    »Ich kusche, wenn es mir paßt!« braust der Süchtige auf.
    »Bitte, Professor, nehmen Sie doch Platz. Sie haben heute schon einige Strapazen hinter sich. Ohne Sie wäre Sir Francis nicht mehr am Leben. Sie müssen Hunger haben, greifen Sie zu. Zum Reden ist nachher noch genug Zeit!« forderte ihn die Millionärswitwe auf.
    Zamorra ließ sich das nicht zweimal sagen. Er ließ den Damen den Vortritt. Er war ein großer Freund kulinarischer Genüsse, ein besonderer Verehrer der Französischen Küche. Die Zwiebelsuppe, die Mrs. Warner gekocht hatte, war phantastisch.
    Das gegrillte Hähnchen, das folgte, schmeckte ebensogut.
    Sie nahmen das Mahl schweigend ein. Jeder hing seinen Gedanken nach, das konnte man den angespannten Gesichtszügen entnehmen.
    Betty Warners Menü wurde aus diesem Grunde nicht allzuviel Beachtung geschenkt.
    Das Dessert schließlich bestand aus einem Stück Fruchttorte mit Sahne.
    Nicole half der Frau beim Abräumen. Sie schafften das Geschirr einfach in die Küche, wo zweimal in der Woche die Putzfrauen abwaschen mußten. »Ich werde mir endlich eine ständige Hilfskraft nehmen können! Jetzt ist es möglich. Robert wollte ja nicht, daß au- ßer uns beiden jemand hier ist«, seufzte die Witwe.
    Dann wurde Kaffee serviert. Zamorra schlürfte ihn diskret und brühendheiß. Sein Blick wanderte durch den Speisesaal mit der langen Tafel. Ihm gegenüber – direkt in die Wand eingelassen – befand sich ein riesiges Aquarium mit exotischen Wasserpflanzen und Fischarten.
    Während er auf das farbige Getümmel der Fische blickte, entspannte er sich prächtig. Das Aquarium wirkte nervenberuhigend auf ihn.
    Nicole schenkte den Wein ein. Es war ein sündhaft teurer blutroter Burgunder mit einer Jahreszahl, die Zamorra ein anerkennendes Nicken entlockte.
    Harold war der erste, der zum Glas griff. Er wartete nicht, bis auch die anderen soweit waren, nein, er stürzte das Getränk in sich hinein.
    Im nächsten Augenblick ließ er das kostbare Weinglas fallen. Es fiel auf den Teppich, wo der restliche Inhalt einen dunklen Fleck hinterließ. Gleichzeitig wandte sich der Rauschgiftsüchtige zur Seite, spie aus.
    Sein bleiches Gesicht war noch blasser geworden. Es unterschied sich durch nichts mehr von der weiß getünchten Wand.
    Er stierte auf den Fleck am Boden, dann sah er in die Runde.
    Sein stechender Blick irrte flackernd umher, sog sich an Zamorras Weinglas fest.
    »Hexer!« stieß er rauh hervor. Die anderen Anwesenden erstarrten. Was war in den älteren Sohn Robert Warners gefahren.
    »Das da ist kein Wein! Nein! Kosten Sie, Professor! Das ist Blut!« schrie Harold in die beklommene Runde. Hart durchdrangen seine Worte die Stille, die plötzlich eingetreten war.
    »Ja, verdammt noch mal, das ist Blut!« brüllte er wie von Sinnen.
    Er sprang wie von der Tarantel gestochen von seinem Sitz hoch.
    »Kostet doch! Kostet!« rief er, als er sah, wie alle unglaublich die Köpfe schüttelten.
    Nur Professor Zamorra saß unbeweglich da, wie aus Stein gemeißelt. Er horchte auf seine innere Stimme, jenen sechsten Sinn, der ihm Gefahren signalisierte. Und dieser Sinn hatte sich eben gemeldet. Zwar nur schwach, aber doch spürbar.
    Bevor der Parapsychologe nach dem Glas griff, faßte er an sein Amulett, das er durch das Hemd spürte.
    Es war lauwarm!
    Zamorras Finger tasteten nach dem kelchartigen Glas. Langsam hob er es auf, roch am Inhalt.
    Sechs Augenpaare fixierten ihn, beobachteten ihn mit angehaltenem Atem.
    Der süßliche Geruch, der dem Becher entströmte, sprach Bände.
    Blut!
    Der Professor erhob sich. Mechanisch nahm er das Amulett vom Hals. Er hielt es beschwörend über das Glas, sprach Bannsprüche, in einer Sprache, die nur er zu verstehen vermochte.
    Die rote Flüssigkeit wallte kurz auf.
    Zamorra atmete tief durch, als er den Talismann wieder um den Hals legte.
    Erneut roch er an dem Becher.
    Der süßliche Geruch hatte einem herben, leicht säuerlichen Platz gemacht. Zamorra führte den Kelch an den Mund. Vorsichtig nippte er daran.
    Wein! Bester Burgunder!
    »Hexer! Ich sagte schon Hexer!« krächzte Harold Warner, wie von Sinnen. Er streckte seine

Weitere Kostenlose Bücher