0065 - Hata, die Hexe aus dem Sumpf
Samtpolsterung.
»Nein! Ach, habe ich dir eigentlich schon erzählt, daß…«
Belanglose Gespräche, nicht selten von einem hellen Lachen Nicoles unterbrochen, erfüllten den Wagen und Bill ärgerte sich, daß niemand seine teure Stereoanlage beachtete.
Sie hatten nicht weit zu fahren, denn Bills Haus lag unweit des Kennedy-Airport in Richmond Hill.
»Nicole, drücke mal diesen Knopf!« ersuchte Bill, der es sichtlich genoß, die Trümpfe des Amerikaners auszuspielen. Elektrische Sitzverstellung und Fensterheber waren nicht gerade das Originellste, was der Naturwissenschaftler seinen Freunden zu bieten hatte.
Zögernd streckte die Französin ihre schlanken Finger aus, um den Knopf zu drücken.
»Beeile dich etwas, sonst nehmen wir das Garagentor mit!« fügte er lächelnd hinzu.
Wie von Geisterhänden bewegt, hob sich das Metalltor, um die Einfahrt in die geräumige Garage freizugeben.
Bill stoppte den Pontiac. Sie stiegen aus.
Die nächste Stunde verbrachten sie mit der Bewunderung des Hauses, nachdem sich Zamorra und Nicole ein wenig frisch gemacht hatten.
Ein parkähnlicher Garten mit Swimming-pool umgab das sündhaft teure Gebäude.
Nun saßen sie in weichen Ledersesseln in Bills Gästezimmer und nippten an ihren Drinks, die Bill selbst zubereitet hatte.
Er selbst trank einen Bourbon mit Eis.
»Er muß mich immer ärgern«, flachste Zamorra, der seinen Bourbon natürlich pur genoß.
»Ach ja, ich habe euch ja noch gar nicht mein Arbeitszimmer gezeigt«, meinte Bill schließlich und führte seine Gäste in den angrenzenden Raum.
Ein gewaltiger Schreibtisch mit elektrischer Schreibmaschine stand in der Mitte des Zimmers. Hinter dem Tisch ein bequemer Rollsessel. Regale mit wissenschaftlichen Werken namhafter Autoren verdeckten die Wände. Auch für ausreichende Beleuchtung war gesorgt.
»Entschuldigt die Unordnung!« Bill wies achselzuckend auf den überfüllten Schreibtisch.
Zamorra näherte sich interessiert.
»Darf ich?«
»Natürlich!«
Zamorra nahm einige Schriftstücke und Briefe vom Schreibtisch hoch, um sie zu besehen.
»Was treibst du zur Zeit?« fragte er nebenbei.
»Mal dies, mal das!« antwortete Bill ungewiß, ohne sich festzulegen. »Im Moment werte ich gerade die letzte Expedition, die in die Anden geführt hatte, aus!«
»Und das hier?« Der Professor musterte den Durchschlag einer Zeichnung, die starke Ähnlichkeit mit einem Bauplan hatte und einen Tempel in römischem Baustil erkennen ließ.
»Das ist ein Mausoleum für Robert Warner. Übrigens, der Industrielle scheint übergeschnappt zu sein. Weißt du…«
»Moment mal Bill! Der Name Warner sagt mir im Moment gar nichts«, unterbrach der Parapsychologe seinen Freund, während er seine grauen Zellen zu aktivieren begann.
»Du wirst dich sicher an ihn erinnern. Er ist einer der reichsten Männer bei uns in den Staaten. Man sagt schon nicht mehr ›reich wie Onassis oder Rothschild, sondern reich wie Warner!‹ Du hast ihm vor einigen Jahren auf einem Empfang hier in New York kennengelernt!« versuchte Bill dem Gedächtnis Zamorras auf die Sprünge zu helfen.
»Ach ja!« Vor dem geistigen Auge des Professors tauchte ein schlanker, hünenhafter Mann auf, mit schlohweißer Haarmähne und Goldbrille.
»Warner, natürlich!« erinnerte er sich. »Was ist mit ihm?«
»Das wollte ich dir ja gerade erzählen. Also, er hat sich auf einer Tropeninsel nahe den Bahamas niedergelassen und sich von allen Geschäften zurückgezogen. Diese Insel weist ein Vegetationsbild ähnlich dem der Everglades auf. Einige Tage lang kann es dort sehr reizvoll sein, aber auf die Dauer würde ich es in der Hitze nicht aushalten. Um nicht auf Luxus verzichten zu müssen, hat er eine riesige, schloßartige Villa, natürlich im römischen Baustil errichten lassen. Dieser Tempel da, soll einst sein Grabmal sein. Ich habe ihn so naturgetreu wie möglich entworfen, er ließ ihn um ein Vermögen nachbilden.«
»Ein komischer Kauz war dieser Warner ja schon immer, aber daß er sich auf eine Insel zurückzieht…« Zamorra dachte den Gedanken nicht zu Ende, denn Bill berichtete weiter: »Außerdem wird gemunkelt, daß er bereits zwei Herzanfälle hatte und einen dritten nicht überleben wird. Deshalb die Vorsorge für den Tod. Er hat es sich in seinen Dickschädel gesetzt, dort begraben zu werden! Tja, das ist Amerika …«
»Irgendwie kann ich den alten Mann verstehen!« sagte Nicole. »Er hat sein Leben lang geschuftet, nun will er endlich Ruhe haben.
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