0067 - Der Teufelskrake
wenn du auf Abenteuer aus bist. Und jetzt mußt du zugeben, daß du eigentlich froh bist, mich hier zu sehen.«
»Wieso?« fragte der Professor.
»Auch ich habe gesehen, wie dieser Cirelli wegfuhr. In seinem U-Boot. Und nun planst du einen Besuch in seiner Station, nicht wahr?«
»Gut kombiniert, Nicole. Aber du kannst nicht mit hinunter.«
»Eben. Das weiß ich. Und du könntest auch nicht hinunter.«
»Wieso?«
»Weil du das Motorboot nicht ohne Aufsicht lassen kannst.«
Er sah auf das Mädchen, das ihn aufreizend ansah.
»Bist eben doch ein Biest«, sagte er, schon viel freundlicher jetzt.
»Aber ein süßes. Und ein kluges obendrein.«
»Und da ich nun einmal hier bin, kannst du dein Vorhaben in die Tat umsetzen. Ich werde unser Mietboot bewachen.«
»Mit deinen hübschen kleinen Fäusten?« fragte er neckisch.
»Nein, großer Meister. Mit diesem Ding da.«
Ehe sich Zamorra versah, hatte sie hinter sich gegriffen. Sie hielt eine kleine Beretta in der Hand.
»Alle Achtung!« lobte er Nicole. »Wo hast du dieses Feuereisen versteckt?«
»Geheimsache Zet römisch Zwo«, war ihre Antwort. »Das kann ich dir nicht sagen.«
»Ich werde die Geheimtasche demnächst einmal suchen«, meinte er. »Sie muß irgendwo zwischen Unterkante Pulli und Oberkante der Shorts liegen. Eine interessante Gegend zum Auskundschaften.«
»Die Gegend ist vorläufig tabu«, sagte Nicole.
»Du hast recht, Mädchen. Ich muß mich beeilen. Wir wollen jede bleibende Minute ausnutzen.«
»Viel Glück, Zamorra. Und sei vorsichtig.«
In wenigen Minuten war der Professor bereit. Er stieg in seine Taucherausrüstung. Dann verschwand er vor Nicoles Augen in der Tiefe.
Zamorra rechnete nicht damit, im Augenblick große Erkenntnisse sammeln zu können. Er würde nicht in das Innere der Unterwasserstation eindringen können. Cirelli hatte die Einstiegsluke verschlossen und doppelt gesichert. Und gewaltsam durfte Zamorra nicht eindringen. Noch nicht.
Noch hatte er keine Beweise gegen Cirelli. Ein gewaltsames Öffnen der Luke hätte ihn verraten. Und Cirelli würde es bei seiner Rückkehr sofort wissen. Er wäre gewarnt. Er könnte alle weiteren Forschungen vereiteln.
Langsam ließ sich Zamorra nach unten gleiten. Der starke Schein der gebündelten Strahlen der Unterwasserlampe wies ihm den Weg.
Die Frage, wohin Cirelli gefahren war, beschäftigte ihn nicht so sehr wie eine andere.
Zamorra wollte nur Gewißheit haben, ob sich im Innern dieser Station etwas wie ein Labor befand.
Er glitt geräuschlos nach unten. Die einzigen Laute, die zu hören waren, kamen von den winzigen blubbernden Blasen der ausströmenden Luft aus dem Sauerstoffgerät.
Langsam stiegen sie nach oben und zerplatzten an der Oberfläche.
Niemand würde sie hören. Selbst Nicole mußte sich anstrengen, sie wahrzunehmen.
Einerseits wurde sie von Unruhe erfaßt. Aber sie wußte auch, daß Zamorra in jeder Lage einen Ausweg fand. Er war nicht der Draufgänger ohne Vorsicht und Überlegung. Er prüfte jeden seiner Schritte, bevor er handelte. Sein Gehirn arbeitete präzise und logisch.
Zamorra folgte von außen her dem Schacht, der von der künstlichen Insel nach unten führte. In zwanzig Meter Tiefe erreichte er den oberen Teil der Station.
Diese Station war größer, als er angenommen hatte. Und bald wuchs seine Überraschung noch.
Er schwamm an eines der großen Bullaugen heran. Im Schein der Lampe konnte er das Innere des Raumes deutlich erkennen. Er sah allerlei Geräte liegen. Das war die Vorkammer zu dem Raum, von dem aus Cirelli direkt in sein Boot umsteigen konnte.
Zamorra gab sich noch nicht zufrieden. Diese Anlage besagte noch gar nichts.
Er schwamm ein Stück um die Unterwasserstation herum. Da fand er eine Stelle mit vier breiten und dicken Bullaugen. Er leuchtete hinein.
Da wußte er plötzlich, daß es sich hier entweder um die Station eines echten Forschers handelte – oder der Schwindel war so perfekt, daß selbst die Polizei darauf hereinfallen würde.
Zamorra sah die elektronischen Daten- und Meßgeräte. Die Mattscheiben und Oszillatoren. Die Funkgeräte und Wandkarten. Die Tonbänder und Bildaufzeichner.
Eine perfekte Station, sagte er sich. Von hier aus war das gesamte Leben unter Wasser zu beobachten, das sich im Umkreis von vielen Meilen abspielte.
Zamorra schätzte die Kapazität, die in all diesen hochentwickelten elektronischen Geräten steckte.
Mit ihnen konnte Cirelli jede Bewegung von Mensch und Tier verfolgen. Er konnte
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