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0069 - Der unheimliche Bogenschütze

0069 - Der unheimliche Bogenschütze

Titel: 0069 - Der unheimliche Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht Mr. Willard, den Verwalter. Ihm traute ich jedoch zu, daß er auf mich lauerte, denn unser Mißtrauen beruhte auf Gegenseitigkeit.
    Ich ließ noch eine Viertelstunde verstreichen und rauchte eine Zigarette. Den Durst löschte ich mit Mineralwasser.
    Dann stand ich auf, schlich auf Zehenspitzen zur Tür und öffnete sie. Der Gang war leer. Hinter du Prés Zimmertür vernahm ich erregte Stimmen. Der Buchmacherkönig schimpfte mit seinem Leibwächter. Das ging mich nichts an.
    Ich schlich weiter, erreichte die Treppe und ging auf Zehenspitzen nach unten. Leider war mir nicht bekannt, wo der Hinterausgang lag. Ihn groß zu suchen, hatte ich auch keine Lust, und so verließ ich das Schloß durch den Vordereingang.
    Wie ein Dieb schlich ich durch die Nacht und hoffte inständig, daß mich niemand wahrnahm, als ich zur Rückseite der Burg unterwegs war.
    Ich mußte an der Küche vorbei. Hinter den beiden Fensterscheiben flackerten Kerzen. Ich riskierte einen Blick durch das Fenster.
    Das Personal saß versammelt um einen Tisch. An den Gesichtern der Menschen erkannte ich, daß sie Angst hatten. Sogar Ed Morris, der Butler, hatte sich zu den dienstbaren Geistern gesellt.
    Ich schlich weiter.
    Erst als ich die Vorderseite abging, da merkte ich, wie groß das Schloß wirklich war. Mir kam die Zeit sehr lang vor. Und wer wußte schon, welche Geheimgänge sich unter dem Gebäude befanden? So ganz wohl war mir nicht, wenn ich daran dachte, welcher Weg vor mir lag. Aber es gab keine andere Möglichkeit.
    Immer wieder blieb ich stehen und schaute zurück.
    Niemand folgte mir.
    Auch von dem unheimlichen Bogenschützen sah ich nichts. Es raschelte zwar hin und wieder im nahen Wald und in den Büschen, doch diese Geräusche wurden von Tieren verursacht.
    An der Westseite wuchs der Wald bis fast an die Mauern heran. Zweige streiften meine Schultern, als ich dicht an der Mauer entlangschlich.
    Ich erreichte die Rückseite.
    Stille.
    Tief atmete ich ein, ging ein wenig vor und warf einen Blick an der Schloßwand hoch.
    Hinter den Fenstern der Gästezimmer bewegte sich ein rotgelber, unruhiger Schein.
    Kerzenlicht…
    Es hätte direkt romantisch sein können, wenn dieser Bogenschütze nicht gewesen wäre.
    So aber konnte der Mörder jeden Augenblick zuschlagen. Der Gedanke daran machte mich kribbelig. Wenn er ein normaler Mensch gewesen wäre, hätten unsere Chancen wesentlich besser gestanden. So aber waren wir im Hintertreffen.
    Überall konnte er lauern. Im Keller, in den Gängen des Schlosses und auch draußen.
    Wenn ich daran dachte, wurde mir doch ein wenig mulmig. Denn ein hart abgeschossener Pfeil besaß fast die gleiche Wucht wie eine Revolverkugel.
    Nichts geschah.
    Völlig unbehelligt konnte ich die freie Fläche zwischen der Rückseite des Schlosses und dem Abgrund überqueren.
    Dann stand ich vor dem Gebüsch. Aus dieser Deckung hatte der Bogenschütze seinen zweiten Mord verübt. Ich schaute an dem Gebüsch vorbei hinab ins Tal.
    In der Ferne funkelten winzige Lichter. Der nächste Ort. Zwei helle Augen bewegten sich schlangengleich hin und her.
    Ein Wagen, der über eine kurvige Straße rollte.
    Wie weit weg war das doch…
    Der leichte Abendwind säuselte durch das Blattwerk der Bäume. Irgendwo schrie ein Käuzchen.
    Gruseltime…
    Bevor ich mich bückte und in das Gebüsch hineindrang, schaute ich mich noch einmal um.
    Ich war allein…
    Die Taschenlampe brauchte ich noch nicht. Ihr Schein hätte mich nur verraten.
    Dann sah ich die Platte.
    Meine tastenden Finger fuhren über rostiges Eisen und fanden den schmalen Griff, an dem ich die Platte hochheben konnte.
    Ich zog.
    Himmel, das Ding war schwer.
    Beim zweitenmal schaffte ich es. Die Eisenplatte kippte über. Ich fing sie ab, damit sie nicht mit einem lauten Geräusch auf den Fels prallte.
    Dunkel gähnte mir die Öffnung entgegen. Modrig riechende Luft strömte aus dem Schacht und in meine Nase.
    Jetzt schaltete ich die Lampe ein.
    Das rostige Steiggitter war nicht zu übersehen. Die Sprossen waren in den Fels gehauen worden. Sie sahen zwar nicht gerade vertrauenerweckend aus, aber ich hoffte, daß sie mein Gewicht hielten.
    Jetzt gab es kein Zurück mehr. Ich mußte den Einstieg wagen.
    Leicht ging ich in die Knie, behielt die Lampe eingeschaltet – und hörte hinter mir das Geräusch.
    Ich wollte herumfahren – es war bereits zu spät.
    »Bleib ruhig stehen, Bulle, sonst jage ich dir eine Kugel in deinen dummen Schädel!«
    Der Mann, der diese Worte sagte,

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