0069 - Der unheimliche Bogenschütze
zwar noch den Luftzug und wollte den Kopf zur Seite drehen, doch es war schon zu spät.
Der Hieb mit dem Waffenlauf traf meinen ungeschützten Nacken.
Sofort gingen alle Lichter aus.
Willard und der unheimliche Bogenschütze aber hatten damit ihre beiden gefährlichsten Gegner ausgeschaltet. Jetzt besaßen sie freie Bahn.
***
In einem anderen Zimmer vertrieben sich zwei Gangster auf ihre Weise die Wartezeit.
Gilbert du Pré hielt sich an einer Whiskyflasche fest, deren Pegel bereits auf die Hälfte gesunken war.
Scarface trank nicht. Er legte Karten, seine Lieblingsbeschäftigung. Die Maschinenpistole lag griffbereit neben ihm. Sollte irgend etwas geschehen, würde er sofort schießen.
Du Pré hatte Angst. Deshalb trank er. Und der Alkohol tat seine Wirkung. Die Angst schwand und machte einem Siegergefühl Platz. Wer wollte ihm denn schon was? Er war doch der King. Vor ihm zitterten zahlreiche Buchmacher. Und ein Gespenst, das gab es höchstens in Horrorromanen, aber nicht in Wirklichkeit.
Er nahm wieder einen Schluck.
Scarface quittierte dies mit einem besorgten Blick. Er kannte seinen Boß und wußte, daß er unberechenbar wurde, wenn er getrunken hatte. Dann kam er auf die wildesten Ideen.
Hart stellte du Pré die Flasche zurück auf den Tisch und stierte seinen Leibwächter an, der soeben seine letzte Karte aufdeckte.
Pik As.
Der Tod!
Scarface erschrak, ließ sich sein Gefühl aber nicht anmerken. Sein narbiges Gesicht zeigte keinerlei Regung.
»He, Scarface, was ist?«
Das Narbengesicht lächelte. »Nichts, was soll schon sein?«
»Du kannst mal für Unterhaltung sorgen.«
Scarface hob die Schultern.
Sein Boß rülpste und wischte sich dann mit dem Handrücken über die Lippen. »Hast du keine Ideen, du verdammter Penner?«
Das war wieder etwas, was Narbengesicht störte. Sein Boß schimpfte ihn aus, wenn er betrunken war.
Scarface haßte dies. Er wagte jedoch nicht, seinem Boß dies mitzuteilen.
Du Pré grinste dämlich, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und ließ sich rücklings aufs Bett fallen. »Wir sitzen hier dumm herum, und nicht weit von uns befinden sich zwei Weiber, nach denen man sich nur die Zunge lecken kann. Die eine Puppe, die schwarzhaarige, ist Witwe. Ich habe schon immer gern Witwen getröstet, und die Blonde ist auch super.«
»Sie hat aber einen Mann«, warf Scarface ein.
»Ach, mit dem werden wir spielend fertig. Wenn er aufmuckt, gib ihm eine Salve.«
»Du meinst, ich soll rübergehen?«
»Ja, hol mir die Puppen her. Wir wollen uns die Wartezeit verkürzen und verschönern. Der Balg wird sicherlich schlafen.«
»Was ist mit dem Bullen?«
»Wenn er was merkt, schick ihn auf die lange Reise.«
»Sinclair ist gefährlich. Ich kenne mich da aus, Boß!«
»Bist du eine Memme?«
»Nein, nur nicht lebensmüde. Außerdem schleicht hier immer noch der Killer herum.«
Du Pré richtete sich hastig auf. Zu hastig, denn er brauchte einige Sekunden, um klar sehen zu können, da sein Kreislauf plötzlich verrückt spielte.
Der Buchmacherkönig griff unter sein Jackett und zog eine Luger hervor. »Damit lege ich den Killer um!«
»Wird schwer sein, Boß!«
»Ach was!« Du Pré verengte seine Augen. »Ich glaube, Scarface, du hast Angst.«
»Nein, aber ich bin vorsichtig.«
»Soll ich mich nach einem anderen umsehen? Atkins war schon eine Niete, und du machst dir bald die Hosen voll. Das gibt’s doch gar nicht. Schätze, dir geht’s zu gut.«
»Ich bin nur vorsichtig. Atkins’ Tod hat mir gereicht.«
Du Pré winkte ab. »Ach was, Atkins war eine Flasche. Du bist doch aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Weißt du, was, Scarface? Ich erhöhe dein Gehalt um die Hälfte. Ist das ein Wort?«
»Sicher, Boß, nur ich habe vorhin die Karten gelegt, und die letzte Karte war das Pik As. Es bedeutet Tod!«
Du Pré verzog das Gesicht. »Kartenlegen, wenn ich das schon höre. Das ist der gleiche Quatsch wie dieses Gerede um Geister und Teufelsspuk. Wer sind wir eigentlich? Memmen?«
»Ich wollte dir nur geraten haben, Boß.«
Der Buchmacher nickte heftig. »Und ich rate dir jetzt, die Weiber zu holen.« Er griff wieder zur Flasche, setzte sie an und nahm einen kräftigen Schluck.
Scarface stand auf. Wohl war ihm bei der Sache nicht. Er hatte es im Gefühl, daß einiges schiefgehen konnte. Und auf sein Gefühl verließ er sich.
An der Tür drehte er sich noch einmal um und schaute zu seinem Boß hin.
Der wurde von zwei brennenden Kerzen eingerahmt. Sein Gesicht
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