007 - Das Grauen von Blackwood Castle
dem Besucher auf ihre Füße fallen und griff nach
dem Verschluss ihres Rocks, um auch ihn zu öffnen.
Sie ließ den Blick dabei nicht von ihrem Gegenüber.
Gierig streckte der Pockennarbige seine Hand nach ihr aus und zog sie zu
sich heran. »Du bist eine kleine Hexe«, presste er zwischen seinen gelben Zähnen
hervor. »Ich bin der letzte, der sich ein Vergnügen entgehen lässt. Aber die
Zeit ist knapp. Schade, dich hätte ich gerne vernascht.« Mit diesen Worten kam
die Hand mit der Pistole in die Höhe. Schwer krachte der Knauf auf Amely
Sutters Hinterkopf.
»Tut mir leid«, murmelte er dabei. »Aber fünftausend Pfund lässt man sich
nicht durch die Lappen gehen. So'n Angebot bekommt man nicht jeden Tag.«
Er rollte die Bewusstlose in einen Teppich, hatte seine Mühe, ihn über die
Schultern zu werfen, und näherte sich der Tür. Er hatte es eilig. Jeden
Augenblick konnte Larry Brent eintreffen. Anstelle von Amely sollte er ihn
empfangen. Und dann hieß es kurzen Prozess machen!
Im Haus war es still. Auch der Lift war nicht wieder benutzt worden. Der
Pockennarbige lehnte die Wohnungstür an und verschwand in dem Aufzug.
Unbemerkt trug er sein Opfer aus dem Haus. Vor dem Eingang stand der
unbeleuchtete Wagen bereit. Der Sitz neben dem Fahrer war nach vorn gezogen und
die Rückenlehne wie bei einem Schlafsitz heruntergeklappt. Auf dieser
Liegefläche wurde Amely Sutter samt Teppich deponiert. Der Mann hinter dem
Steuer nickte.
Es war der Sekretär des Earl of Wellington.
Er fuhr sofort los, und der Pockennarbige kehrte in die Wohnung zurück und
drückte leise die Tür ins Schloss. Mit einem Fußtritt beförderte er die am
Boden liegende Bluse zur Seite, ließ das Licht im Wohnzimmer brennen, mied
jedoch, ans Fenster zu treten.
Es läutete.
Brent!
Der Pockennarbige atmete tief durch, lud die Waffe und ging hinaus in die
Diele.
Wortlos betätigte er den Türsummer und wenige Minuten später war der Lift
oben. Surrend blieb er stehen – die Tür wich zurück.
Der Pockennarbige drückte auf die Klinke und zog langsam die Wohnungstür
nach innen. Brent würde blindlings in die Falle stolpern!
Larrys Oberkörper ragte bereits durch die geöffnete Tür.
Und dann ging alles schnell, aber anders, als es sich der andere ausgemalt
hatte.
Er hatte von vornherein nicht gewusst, wer eigentlich sein Gegner war und
wie er reagierte.
Larry sah den Schatten an der Wand gegenüber.
Die offenstehende Wohnzimmertür schräg hinter dem Lauernden und die
Tatsache, dass dort Licht brannte, wurde diesem zum Verhängnis.
Sein Arm, der die Waffe hielt, kam lautlos in die Höhe, und wie in einem
Schattentheater wurde dieser Arm mit der Waffe von Larry Brent auf der Wand
gesehen.
X-RAY-3 warf sich herum und schlug wie ein widerspenstiges Pferd mit beiden
Beinen aus.
Sicher traf er ins Ziel.
Der Schuss ging los, als der Arm des Pockennarbigen in die Höhe flog. Kaum
hörbar war das leise »plopp«, als die Kugel den Lauf verließ. Sie schlug in die
Decke, riss die Tapete auf, und der Verputz rieselte herab.
Ein zweites Mal konnte der Schütze nicht mehr abdrücken.
Die Tür flog ins Schloss, als Larry herumwirbelte und seinen Ellenbogen
dagegenstieß.
Dann hechtete er auf den Mann und wand ihm die Waffe aus der Hand. Dumpf
polterte das Mordinstrument auf den dicken Teppichboden.
Der Gangster, nun auf seine bloßen Hände angewiesen, kämpfte wie ein Löwe.
Larry aber war nicht der Gegner, den man so schnell überwand. So fing er die
zur Faust geballte Rechte ab und setzte seine Linke ein.
Larrys Faust saß. Der Kopf des Mannes flog zurück, er taumelte, verlor den
Boden unter den Füßen und stürzte. Er begriff, dass er verloren war, wenn er
diesem Gegner nicht entkam. Sein Schädel brummte, aus der Platzwunde an seinen
Lippen quoll Blut. Er griff nach dem erstbesten Gegenstand, den er erwischte,
um eine Schlagwaffe in der Hand zu haben, die ihm garantierte, seinen Gegner
auf Distanz zu halten, riss einen Stuhl herum und schleuderte ihn von sich.
Larry duckte sich.
Der Stuhl flog über ihn hinweg und landete auf einer am anderen Ende der
Diele stehenden Vase.
Der Pockennarbige rollte sich herum. Er schien noch nicht wieder die Kraft
zu haben, um auf den Beinen zu stehen. Er robbte ins Wohnzimmer, kam auf die
Beine und wischte über seine blutenden Lippen.
Langsam trat Larry Brent auf ihn zu. »Nachdem wir jetzt die
Begrüßungszeremonie hinter uns haben, können wir uns hoffentlich mit dem
gebotenen Ernst
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