007 - Satans Bogenschütze
rechts. »Ich finde, für das, was Sie tun, ist die Polizei zuständig. In dieses Räuberund-Gendarm-Spiel möchte ich mich nicht einmischen.«
Church zeigte mir die Zähne. »Ein sehr vernünftiger Standpunkt, Mr. Ballard. Darf ich fragen, was Sie eigentlich zu mir führt?«
»Da hat etwas die menschliche Saite in mir zum Schwingen gebracht. Vielleicht sieht man es mir nicht an, aber unter der rauhen Schale befindet sich ein butterweicher Kern. Tragödien berühren mich unangenehm. Lassen mich nicht kalt, ich muß helfen. Es ist wie ein innerer Zwang, verstehen Sie?«
Jeremy Church blickte mich finster an. »Nachdem Sie mir Ihre Vorzüge angepriesen haben, hoffe ich, daß Sie zur Sache kommen, Mr. Ballard.«
»Bin schon dabei«, entgegnete ich. »Es geht um zwei Menschen, denen ziemlich übel mitgespielt wurde.«
»Kenne ich sie?«
»Selbstverständlich. Es handelt sich um Jane Jingle und Raoul Kellerman.«
Ich bemerkte, wie die beiden Gangster versteiften. Dieses Thema behagte ihnen nicht. Ich blieb aber dabei, denn ich war nicht gekommen, um mich mit Church über das Liebesleben der Maikäfer zu unterhalten. »Ich möchte, daß Sie zur Kenntnis nehmen, daß Raoul Kellerman mich nicht engagiert und auch nicht gebeten hat, zu Ihnen zu gehen, und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie den armen Mann in Ruhe ließen. Der Besuch Ihrer Schläger hat ihn ohnedies schon zwei Zähne gekostet.«
Jeremy Church lachte nervös. Es klang wie ein Hüsteln. »Hören Sie, Ballard, ich fürchte, ich weiß nicht, wovon sie reden.«
Ich nickte. »Schon gut. Ganz klar, daß Sie das sagen. Ich will auch gar nicht näher darauf eingehen, sondern Ihnen nur meinen Standpunkt klarmachen: Kellerman hat mir sein Leid geklagt, und ich habe ihm gesagt, daß ich ihm helfen werde. Er bringt den Mut nicht auf, Sie anzuzeigen, hat Angst vor Ihnen. Das kann ich verstehen. Sie sind in der Wahl Ihrer Mittel nicht gerade zimperlich, wie man so hört.«
»Die Leute reden viel. Zumeist Blödsinn.«
»Auch das lassen wir dahingestellt«, sagte ich. »Mir geht es in erster Linie darum, daß ich nun nicht vor Raoul Kellerman als Lügner dastehen möchte. Ich will damit sagen, ich habe versprochen, ihm zu helfen, und dazu muß ich nun auch stehen.«
Church schmunzelte. »Erwarten Sie von mir etwa Hilfe?«
»Eigentlich ja. Sehen sie, Jane will von Ihnen nichts mehr wissen. Sie halten sie irgendwo – ich weiß nicht wo, aber das ließe sich bestimmt herausfinden – gegen ihren Willen fest, und dagegen muß ich als Mensch, der die Menschenrechte achtet, natürlich etwas haben. Sie würden sich viel Ärger ersparen, wenn Sie Jane Jingle freiließen, damit sie zu Kellerman zurückkehren kann. Was halten Sie davon?«
»Ehrlich gesagt, nicht viel.«
»Vielleicht sollten Sie sich die Sache in Ruhe noch einmal durch den Kopf gehen lassen«, sagte ich geduldig.
»Da gibt’s nichts zu überlegen, Ballard.«
»Wie ich mir schon zu erwähnen erlaubte, könnten Sie sich viel Ärger ersparen, wenn sie Vernunft annähmen…«
Jeremy Church konnte sich nicht mehr länger beherrschen. Ich hatte längst bemerkt, daß er gleich platzen würde. Sein Wutausbruch war überfällig. Jetzt ging er in die Luft.
»Hören Sie zu, Sie Witzfigur, mir können Sie mit Ihren feinen Manieren und dem umgänglichen, höflichen Getue nicht imponieren. Sie wissen anscheinend nicht, wen Sie vor sich haben. Was Sie eben ausgesprochen haben, war eine Drohung, Ballard!«
»Und was Sie mit Jane Jingle gemacht haben, nennt man Kidnapping!« erwiderte ich emotionslos.
Er fühlte sich ungemein stark in seinen vier Wänden. Vermutlich bestritt er die Tat deshalb nicht.
»Niemand darf Jeremy Church drohen, Tony Ballard. Am allerwenigsten ein gottverdammter Schnüffler. Ich gebe Ihnen den guten Rat, verschwinden Sie, bevor ich Ihnen klarmache, was für einen groben Fehler Sie gemacht haben. Es kann verdammt gefährlich sein, sich mit mir anzulegen, schreiben Sie sich das hinter die Löffel! So, und nun ziehen Sie Leine, sonst war das hier Ihr letzter Hausbesuch!«
Ich hatte getan, was ich tun mußte. Ich hatte es mit ihm im Guten versucht. Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, damit Erfolg zu haben, Jeremy Church war ein starrsinniger, größenwahnsinniger Idiot. Nun würde ich die Sache anders angehen müssen.
Seine Flüche begleiteten mich zum Fahrstuhl.
Kurz bevor sich die Türen schlossen, schrie er mir noch zu:
»Wenn Sie gesund bleiben wollen, kümmern Sie sich
Weitere Kostenlose Bücher