0070 - Die letzten Tage von Atlantis
rannten zum deutlich erkennbaren Linsenfeld zurück. Leuchtend hell, nur an den Rändern durch Lichtbrechungseffekte verzerrt, hing es in der ätzenden Chlorluft. Die drei Soldaten hatten den Befehl erhalten, im Falle einer Gefahr sofort mit leichten Einmann-Fluggeräten durch das Zonenfeld zu springen, um die startklaren Kaulquappenkommandanten zu alarmieren.
Wir selbst waren gezwungen, wegen der störenden Einflüsse der Linse wenigstens dreihundert Meter entfernt zu operieren. Die nächsten dreißig Minuten wurden für die unerläßlichen Vorbereitungen benötigt. Ich kümmerte mich um die Energieversorgung des Physiotrons, und Rhodan schaute dem perfekten Roboter auf die Finger.
Beide Plattformen lagen so dicht nebeneinander, daß sie sich mit den Rändern berührten. Ich sah beunruhigt zu den beiden kanonenartigen Energieprojektoren hinüber, mit deren Hilfe unser Transportgleiter in ein Kontinuum-Abschirmungsfeld eingehüllt werden sollte. Die Werte standen fest, nur galt es aufzupassen, daß der nachzuahmende Halbraumzustand von der annähernden Totalität nicht zur hundertprozentigen Wirklichkeit wurde. Bully stand bereits in dem Zellduschkäfig. Er gab sich ruhig und gefaßt, doch wer ihn genauer kannte, bemerkte die in ihm herrschende Nervosität.
Nach etwa vierzig Minuten hatte ich meine Schaltungsprüfungen beendet. An die miserablen Stromleiter durfte ich auch jetzt noch nicht denken. Unter Umständen kam es innerhalb der Chloratmosphäre zu chemischen Prozessen, die meine energetischen Leiter-Isolatoren unwirksam machten. Ich sicherte auf Biegen oder Brechen mit zusätzlich fünfhundert Ampere ab. Wenn die Automaten bei Spitzenstoß-Belastungen durchschlugen, würde Bully rettungslos verloren sein. Während seiner völligen Entmaterialisierung konnte kein noch so kurzfristiger Stromausfall riskiert werden.
„Fertig", gab ich möglichst gelassen über Helmfunk durch. „Wie weit seid ihr mit eurem Kompritormlader?"
„In der Hoffnung, daß er funktioniert ebenfalls fertig!" antwortete Perry Rhodan heiser. „Bully, können wir anfangen?"
„Man sollte dem Schöpfer nicht gar zu sehr ins Handwerk pfuschen", entgegnete Reginald Bull leise und ungewohnt ernst. „Ich bin auf alles gefaßt. Vielen Dank auch für eure Bemühungen. Gucky, Kleiner, du sollst doch nicht weinen."
Homunk gab mir ein Zeichen. Die beiden Reaktoren zeigten Grünwert, dann fuhr ich sie voll aus. Der Anlaufstoß war hart. Wie gebannt sah ich zu den blauweißen Energiebahnen hinüber, die sich innerhalb der abschirmenden und einengenden Isolationskraftfeldern gebildet hatten. Es war ebenfalls eine drahtlose Stromübertragung, nur nicht in einer so vollendeten Form, wie sie von dem verschwundenen Kollektivlebewesen beherrscht wurde.
Meine I-Schirme hielten, obwohl die beiden Thermalkonverter mit einer Anfangsspannung von drei Millionen Volt liefen. Was im Sockel des Physiotrons geschah, lag weit jenseits meiner Vorstellungskraft.
Ich hatte an den Eingangspolen lediglich einige Drähtchen bemerkt, so, daß ich es bei allem Wohlwollen nicht riskiert hätte, sie mit mehr als tausend Volt bei höchstens achtzig Ampere zu belasten. Was sie nun aufnahmen und offenbar anstandslos weiterleiteten, waren im Verhältnis zur Größe der Apparatur wahre Urkräfte.
Bully, den wir soeben noch klar gesehen hatten, wurde plötzlich zum wesenlosen Gebilde. Eine Millisekunde später gewahrten wir nur noch eine rötlich leuchtende, pulsierende Energiespirale, die im Zentrum der vom Physiotron aufgebauten Kraftfeldlinien hing.
Ich sprang als letzter Mann von der Plattform herab. Einige weite Sprünge brachten mich an Rhodans Seite. Als ich ankam, schaltete der Robot.
Ein heftiges Dröhnen ließ mich zusammenfahren. Als ich zur Zelldusche hinüberblickte, war sie kaum noch erkennbar. Ein blasses Glockenfeld hatte den Antigravgleiter völlig eingehüllt.
Wir brauchten fünf Minuten, um die richtige Justierung zu finden. Als wir den Maximalwert für die 4-D-Abschirmung erreicht hatten, mußte innerhalb des Reflektorfeldes ein fast naturgetreuer, instabiler Halbraumzustand herrschen.
Rhodan sah auf die Uhr. Er schien sehr ruhig zu sein.
„Wenn alles klappt, muß eine Phasenverschiebung zu beobachten sein. Wahrscheinlich wird sich wieder alles in die Länge ziehen. Er wird nichts davon bemerken."
Von da an sprachen wir nicht mehr. Die Männer des Spezialkommandos lauerten auf plötzlich hereinbrechende Gefahren, und wir waren bemüht, die in uns
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