0070 - Ich, der Tod und 100 Dollar

nützt dir nichts.«
    Er fragte noch ein paarmal und vergewisserte sich, dass Legaro tatsächlich nichts davon erfahren würde, und immer wieder bereute er, sich überhaupt mit dem FBI eingelassen zu haben.
    Dann verstummten seine Klagen. Wahrscheinlich überlegte er, ob er angesichts dieser Entwicklung nicht noch mehr Geld herausschlagen könnte. Kurz bevor wir das Districtgebäude erreichten, sagte er plötzlich: »Agent Cotton - er muss es ja doch gemerkt haben!«
    »Wer? Legaro?«
    Mickey nickte heftig.
    »Und wenn mich jemand gesehen hat… Ach ich verdammter Esel! Konnte ich denn die Finger nicht bei mir behalten! Er legt mich ohne Federlesen um, wenn er mich erwischt! Ich wäre nicht der Erste!«
    Tränen standen ihm in den Augen. Im Grunde hatte er recht, wir würden ihn wahrscheinlich in Schutzhaft nehmen müssen. Aber etwas Angst konnte ihm nicht schaden, denn er hatte seine Lektion mehr als verdient. Was unsere Gefängnisse nicht vermögen, schafft oft das Leben selbst!
    Trotzdem achtete ich natürlich darauf, dass uns niemand zu nahe kam, als wir ins Hauptquartier hineingingen. Immerhin konnte Legaro seinen Verlust inzwischen bemerkt haben, wenn ich auch wusste, dass er wegen des Handgemenges zum Schluss kaum mehr als einen Verdacht haben konnte…
    »Hallo, Jerry!«, rief Bruce Hackitt, der an diesem Abend die Aufsicht über den Bereitschaftsdienst hatte. »Was meinst du, wer wieder da ist?«
    Ich grinste.
    »Phil natürlich, habe ich recht?«
    Hackitt nickte.
    »Richtig geraten. Er ist oben und wartet auf Mr. High. - Aber wen hast du denn da?«
    »Vorsicht!«, sagte ich. »Das ist ein wichtiger Mann, und du wirst ihn hüten wie deinen Augapfel. Könnte mir denken, dass Legaro sehr an seinem baldigen Ableben interessiert ist, und das müssen wir verhüten. Denn wenn Legaro eines Tages auf den elektrischen Stuhl klettert, dann verdankt er es auch diesem Mann. Er wird übrigens gleich etwas zu Protokoll geben, und ich wäre froh, wenn du das machen könntest.«
    Hackitt nickte.
    »Klar. Geh nur schon hinauf. Mr. High muss bald eintreffen.«
    Ich zog Legaros Pistole heraus und legte sie vorsichtig auf den Tisch.
    »Das wirst du für das Protokoll brauchen. Mickey kommt anschließend in unsere komfortabelste Zelle, Schutzhaft. Und dann gib die Pistole bitte ins Labor, sie sollen die Patronen mit aller Vorsicht untersuchen. Ich fürchte, es ist Blausäure darin.«
    »Donnerwetter!«, sagte Hackitt und betrachtete das Ding mit plötzlicher Ehrfurcht.
    ***
    Ich ging hinauf in Mr. Highs Vorzimmer, wo mir Phil mit breitem Grinsen entgegentrat.
    »Nett, dass du noch lebst«, begrüßte ich ihn.
    »Danke, ebenso.«
    Eine Pause entstand.
    »Einen kleinen Wink, dass du noch vorhanden warst, konntest du uns wohl nicht geben?«, fragte ich ihn ärgerlich. »Wir suchen uns hier die Augen wund, ich setzte Legaro auf die heiße Ofenplatte und du spazierst inzwischen munter und zufrieden durch New York. Gemütlich im Alhambra Kaffee getrunken, was? Und dann ins Kino?«
    »Nun mach mal nicht solchen Wind, Jerry! Es gibt ja schließlich Gegenden, wo das Telefon noch nicht erfunden ist, nicht wahr? Und wo kein Telefon rumsteht, kann ja auch keiner telefonieren, klar?«
    Ich kam nicht dazu, ihm zu antworten.
    »Worüber streiten Sie denn?«, erklang von der Tür her die Stimme von Mr. High. Der Chef trat lächelnd näher. »Wie ich sehe, sind Sie beide wieder da, und damit ist ja alles in Ordnung. Kommen Sie bitte gleich mit mir ins Office. Ich möchte mit Ihnen reden.«
    Wir folgten ihm und ließen uns in den Sesseln nieder.
    »Also«, begann Mr. High, nachdem er uns die Whiskyflasche und Gläser herübergeschoben hatte, »am besten erzählen Sie erst einmal, Phil, was los war. Wir hatten ein bisschen Sorge um Sie. Gut, dass sie unbegründet war.«
    Phil nickte ein bisschen verlegen.
    »Ich habe so einen Burschen gefunden, der mir im Hafen mein schönes Silbergeld in falsche Hunderter wechselte. Dann habe ich mich zurückgezogen und den Mann beobachtet, und als er sich auf die Socken machte, bin ich ihm in einem Taxi gefolgt. Leider war er schlauer als ich und hat mich ein gehöriges Stück aus der Stadt herausgelockt. Am Ende habe ich ihn dann sogar verloren. Es hat keinen Zweck, dass ich das irgendwie beschönige, ich bin gründlich reingefallen.«
    »Ihr Freund Jerry auch - beinahe.«
    Phil grinste.
    »Freut mich. Aber etwas habe ich dann doch mitgebracht, damit Sie nicht denken, ich hätte eben nur eine hübsche