0070 - Ich, der Tod und 100 Dollar
Hast du ein Schießeisen?«
Er kniff ein Auge zu.
»Nein. Natürlich nicht. Aber ich habe eine Tante, die betreibt illegalen Waffenhandel. Vielleicht leiht sie mir etwas Artillerie!«
Phil war all dem ohne viel Verständnis gefolgt.
Als wir hinaus auf die Straße gingen, hielt er mich für einen Moment zurück.
»Willst du mir nicht langsam einmal erklären, was überhaupt los ist? Ich laufe mit dir herum wie ein Kalb mit dem Metzger und habe keine Ahnung!«
»Geschieht dir recht. Warum hast du mich heute Nachmittag sitzen lassen? Hör zu; wir fahren jetzt mit einem Dienstwagen in meine Wohnung. Ich habe da Verschiedenes zu holen, unter anderem auch den Jaguar, denn was ich heute an Fahrzeugen kennen gelernt habe, war zum Erbarmen schlecht. Und dann gehen wir die Legaro-Bande ausheben. Klar?«
»Willst du bei der Gelegenheit nicht gleich noch Lucky Lucianos Erben einsammeln und Al Capones Nachfahren?«, fragte Phil spöttisch.
Unser Wagen fuhr vor, und wir stiegen ein.
***
»Warte mal«, sagte Phil, als wir in meine kleine Wohnung traten. Er fasste meine Hand, die schon nach dem Lichtschalter tastete, und hielt sie zurück. Er schnupperte in der Luft, dann ließ er seine Stablampe aufflammen und leuchtete in alle Ecken, endlich ging er zu den Fenstern und ließ die Jalousien herab.
»Meinst du nicht, dass man die Vorsicht auch übertreiben kann?«, fragte ich anzüglich.
»Vorsicht ist hier mehr als angebracht. Mach schnell, damit wir wieder hier herauskommen. Ich habe kein gutes Gefühl in deinem Bau!«
Auf Phils Gefühle muss man nicht unbedingt etwas geben, aber ich hatte es auch aus anderen Gründen eilig und sorgte dafür, dass wir schnell wieder meine Tür hinter uns abschließen konnten.
Unser Dienstwagen stand noch vor dem Haus, und ich sagte dem Fahrer, er solle schon einmal zum Hauptquartier zurückfahren und Hackitt ausrichten, dass wir sofort folgten und dann mit ihm und seinen Leuten aufbrechen würden.
Die Straßen waren wie ausgestorben; immerhin ging es auf Mitternacht zu, und da schlafen die meisten Leute in meinem Viertel.
»Waren Sie krank, Mr. Cotton?«, fragte der Garagenwärter.
»Warum?«
Er grinste.
»Weil Sie den Jaguar einen ganzen Tag lang nicht benutzt haben«, sagte er und fuhr noch einmal mit dem Lappen über den Kühler. Alles an meinem Wagen war auf Hochglanz poliert, der Lack schimmerte im Halbdunkel.
Wir schwangen uns hinein, und dann kurvte ich mit meinem vertrauten Fahrzeug die geschwungene Einfahrt hinauf.
»Ich werde dieses komische Gefühl nicht los!«, seufzte Phil. »Mir kribbelt es direkt im Nacken.«
»Mach die Pferde nicht scheu, Phil«, ermahnte ich ihn. Es war mir ganz unbegreiflich, dass gerade Phil so sprach.
Solange ich ihn kenne, hatte er noch nie Bedenken gehabt, mit mir auf Jagd zu ziehen, und seine Gefühle hatten sich auf alles andere bezogen, nur nicht auf eventuelle Gefahren. Aber unwillkürlich passte auch ich jetzt stärker auf, und ich registrierte jede verdächtige Bewegung auf den Straßen.
Trotzdem war es Phil, der auf einmal nach meinem Arm griff und aufgeregt nach vorn zeigte.
»Da - sie haben ihn erwischt!«
Ich trat auf die Bremse und ließ den Jaguar ausrollen. Vor uns stand am Seitenrand ein Wagen, halb am Stamm eines kräftigen Baumes hochgeschoben. Es war unverkennbar unser Dienstwagen. Im Licht der Straßenlampen erkannte ich die zerschossenen Scheiben. In dem Augenblick, da wir eintrafen, öffneten sich ringsum die Fenster der Häuser- und vereinzelte Stimmen wurden laut.
Zugleich sprangen wir aus dem Jaguar und zu dem verunglückten Fahrzeug hin. Das zerrissene Blech knackte laut in der nächtlichen Stille, und als ich die vordere Tür auf riss, quietsche sie heftig in den verklemmten Angeln.
Unser Fahrer lag zusammengesunken vor dem Sitz, aber er regte sich.
»Fass an, Phil!«, sagte ich hastig, und wir versuchten, den Man aus seiner unglücklichen Lage zu befreien. Er keuchte heftig, aber als seine Füße das Pflaster berührten, schien er wieder zu vollem Leben zu erwachen und stellte sich vor uns hin, schwankend zwar, aber scheinbar unverletzt.
»Was ist geschehen? Sind Sie verletzt?«
Er fühlte seine Arme und Beine ab und bewegte sie zur Probe.
»Streifschuss am rechten Bein«, stotterte er. Seine Hand war blutbeschmiert.
Um uns begannen sich die Leute zu versammeln, und die merkwürdigsten Vermutungen wurden laut. Irgendwo heulten die Sirenen einer Ambulanz, die jemand alarmiert hatte.
»Ich komme hierher
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