0071 - Panik in der Geisterhöhle
Männern bedurft, um dies zu bewerkstelligen. Beinahe mühelos riß sich das Scheusal wieder los. Aber er hatte es wohl fertiggebracht, sich einen gewissen Respekt zu verschaffen. Die Harpyie schwebte über ihm, zögerte jedoch, den nächsten Angriff zu starten.
Aus den Augenwinkeln erkannte der Professor, daß Alexis Emwalomas gegenwärtig weitaus böser dran war als er selbst.
Dies konnte auch nicht weiter verwundern, hatte es sein Begleiter doch gleich mit zwei der Bestien zu tun. Hilflos strampelnd lag er auf dem Boden, während die beiden Ungeheuer wie zwei riesige Aasgeier über ihm hockten.
Zamorra konnte im Augenblick nichts für ihn tun, denn er hatte sich jetzt wieder seiner eigenen Widersacherin zu erwehren. Er besann sich auf die Waffe, die ihm schon so oft in der Vergangenheit hervorragende Dienste im Kampf mit Kreaturen aus der Zwischenwelt geleistet hatte.
Dem nächsten Angriff der Harpyie zuvorkommend, ließ er seine Hand in den Hemdausschnitt gleiten. Seine Finger umschlossen das Amulett, zogen es nach oben. Blitzschnell streifte er die Kette, an der der Talisman hing, über den Kopf. Das Amulett lag jetzt, einem Schlagring ähnlich, in seiner Hand.
Und sofort bekam er Gelegenheit zum Einsatz seiner Waffe. Die Harpyie drang jetzt wieder auf ihn ein. Zamorra, noch immer auf dem Boden liegend, machte kein Ausweichmanöver. Als das Ungeheuer nur noch Zentimeter von ihm entfernt war, ließ er seine Hand mit dem Amulett vorprellen.
Er traf das Scheusal voll an der breiten Vogelbrust, zog die Hand aber nicht zurück, sondern drückte sie weiterhin gegen den unseligen Leib der höllischen Kreatur. So lange, bis diese mit einem markerschütternden Entsetzensschrei zurückfuhr.
Der sengende Geruch von verbrannten Federn und schmorendem Fleisch stach ihm in die Nase. Der Talisman hatte wieder einmal ganze Arbeit geleistet.
Wie triumphal sein Erfolg war, zeigte sich keine zwei Sekunden später. Die Harpyie erhob sich wimmernd in die Luft, schwankte wie betrunken hin und her und schoß dann wie eine Rakete in den Nachthimmel hinein, der sie augenblicklich verschluckte. Auf Nimmerwiedersehen.
Der Professor kostete seinen Sieg nicht aus. Noch lag kein Grund zum Jubeln vor. Da waren immer noch die beiden anderen Bestien.
Und der Mann aus Ierapetra.
So schnell er konnte sprang der Professor auf die Füße. Zu spät, wie es schien.
Die einseitige Auseinandersetzung zwischen den beiden Scheusalen und Alexis Emwalomas hatte einen makabren Höhepunkt erreicht.
Die Bestien hatten sich mit je einer Klaue an dem Kreter festgekrallt. Und sie machten gerade Anstalten, sich in die Lüfte zu schwingen. Emwalomas hing zwischen ihnen wie eine Einkaufstasche, die von Vater und Mutter gemeinsam getragen wurde. Schon hatte er den Kontakt mit dem Boden verloren, drohte von den Ungeheuern mit in den Himmel gerissen zu werden.
Zamorra zögerte nicht. Er machte einen Satz nach vorne, bekam den Fischer an einem Bein zu fassen. Verzweifelt versuchte er, den Mann wieder nach unten zu ziehen.
Aber seine Kraft war ungleich geringer als die der beiden Harpyien. Eisern hielten diese ihr Opfer fest, ließen sich durch den Professor überhaupt nicht stören.
Die Situation wurde äußerst kritisch. Zamorra merkte, wie er selbst den Boden unter den Füßen verlor. Er wußte, daß es letzten Endes Wahnsinn war, aber er brachte es dennoch nicht fertig, Emwalomas einfach loszulassen und seinem Schicksal zu überantworten.
Und dann war die letzte Gelegenheit, doch noch anderen Sinnes zu werden, vorbei.
Wie bei einem Flugzeugstart schwand der Erdboden dahin, als die Harpyien steil nach oben zogen. Der Flugwind fuhr in die Kleider des Professors und blähte sie auf wie Segel Zamorra wagte kaum noch, unter sich zu blicken. Wenn er jetzt abstürzte, würde sein Körper zerschmettert werden wie ein rohes Ei, das vom Tisch fiel.
Und die Gefahr des Absturzes war groß. Alexis Emwalomas war verständlicherweise von Panik erfüllt. Er hing nicht ergeben zwischen den beiden Bestien, sondern versuchte instinktiv, sich ihrem Griff zu entziehen. Daß er sich damit im Erfolgsfall sein eigenes Grab geschaufelt hätte, kam ihm dabei offenbar gar nicht in den Sinn. Jedenfalls hampelte er wild hin und her und hielt auch seine Beine nicht still. Zamorra mußte sich ungeheuer anstrengen, um nicht abgeschüttelt zu werden.
Hatte der Grieche überhaupt schon bemerkt, daß sich Zamorra an ihm festgeklammert hatte?
Es sah nicht danach aus. Als ihn der
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