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0071 - Panik in der Geisterhöhle

0071 - Panik in der Geisterhöhle

Titel: 0071 - Panik in der Geisterhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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anzulegen. Nicole wollte es nicht noch einmal darauf ankommen lassen. Die ersten schmerzlichen Erfahrungen genügten ihr. Sie zog die Kleider, die man ihr reichte, folgsam an.
    Es waren seltsame Kleider, genau genommen nur ein einziges Kleid, bestehend aus zwei Teilen. Das Unterteil war ein weiter Faltenrock, schneeweiß mit Tiermotiven bestickt. Die obere Hälfte, bestehend aus dem gleichen Material, lag ganz eng am Körper an.
    Dort wo sie überhaupt anlag. Arme und Busen blieben völlig frei.
    Nirgendwo trug man heutzutage eine solche Tracht. Vor mehreren tausend Jahren aber war ein derartiger Aufzug zum Inbegriff weiblichen Chics geworden. Auf Kreta.
    Die Frauen musterten sie mit kaum bewegten Gesichtern, in denen allenfalls ein Anflug von Zufriedenheit darüber erkannt werden konnte, daß sie endlich mit ihr fertig geworden waren. Nicole versuchte zum Schluß noch, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, scheiterte jedoch an der Sprachbarriere.
    Die abgelegten Kleidungsstücke mit sich nehmend, öffneten die einheimischen Weiber die Tür und entfernten sich. Nirakis und die beiden Männer, die draußen gewartet hatten, nahmen sich jetzt Nicole wieder an.
    Sie warfen einen kurzen und nicht viel von ihren Empfindungen verratenden Blick auf ihre freizügigen Reize und geleiteten sie anschließend aus dem Haus hinaus auf den Vorplatz. Der war nicht so menschenleer wie bisher immer. Eine Anzahl von Einheimischen, Männer und Frauen, hielten sich hier auf. Sie alle starrten Nicole an, als sie von ihren Begleitern quer über den Platz geführt wurde.
    Das Ziel lag nicht fern. Es war ein alter Ziehbrunnen, der sich am Rande des Vorplatzes befand.
    Ein Gefühl der Panik stieg in Nicole auf, als sie erkannte, was man nun von ihr verlangte. Sie sollte in den Brunnen, dessen Grund sie von oben nicht ausmachen konnte, hineinsteigen. In die Brunnenwandung eingelassene Sprossen führten in die Tiefe.
    Nicole sträubte sich mit Händen und Füßen. Animalische Furcht bestimmte jetzt ihr Denken und Fühlen. Furcht vor dem Unbekannten, dem Ungewissen, dem Unheimlichen.
    Wie schon in der Kleiderkammer nützte ihr der Widerstand nicht das geringste. Er wurde mit Härte und Gewalt gebrochen. Schläge trieben sie letztlich doch in den Brunnen hinein.
    Einer der Dorfbewohner hatte sich vor ihr über den Brunnenrand geschwungen, ein anderer folgte ihr nach.
    Zwischen diesen beiden Männern kletterte sie nach unten, hinein in eine abgrundtiefe Dunkelheit.
    Flüchtig spielte Nicole mit dem Gedanken, die Sprossen einfach loszulassen, sich willenlos in die Tiefe stürzen zu lassen, um allem ein Ende zu machen. Sie ahnte, daß sie etwas Schrecklichem entgegenging, daß es wahrscheinlich wirklich besser war, tot zu sein, als diesem Schrecklichen ausgesetzt zu werden. Totzdem unterdrückte sie den Gedanken, freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Dazu mußte man geboren sein, und das war sie nicht. Sie gehörte zu den Menschen, die erst dann aufhörten zu atmen, wenn sie wirklich keine Luft mehr bekamen.
    So kletterte sie weiter – voll banger Erwartung, aber immer noch nicht völlig resignierend.
    Schließlich war der Boden des Brunnens erreicht. Einer der Männer ließ eine Taschenlampe aufblitzen. In ihrem Schein erkannte Nicole, daß der Brunnen wohl schon seit langem kein Wasser mehr führte. Keine Feuchtigkeit zeichnete sich an der Steinwandung ab.
    Und auch das Kies-Sandgemisch zu ihren Füßen war stocktrocken.
    Mit klopfendem Herzen fragte sich Nicole, was sie hier unten sollte. Wollte man sie töten? Wollte man sie in den Mittelpunkt eines heidnischen Opferrituals stellen, um die bösen Mächte der Insel zu besänftigen?
    Einen Teil dieser Fragen beantwortete sich von selbst.
    Der Dorfbewohner ohne Taschenlampe bückte sich. Er fing an, mit beiden Händen im Sand zu scharren. Eine Holzplatte wurde freigelegt.
    Nicole konnte sich jetzt schon denken, wie es weitergehen würde.
    Die Stelle, an der sie sich jetzt befand, war wohl nur eine Zwischenstation. Es würde vermutlich noch tiefer in den Bauch der Erde hinabgehen.
    In dieser Erwartung sah sie sich nicht getäuscht. Der Einheimische hatte die Holzplatte gepackt und hochgedrückt.
    Ein neuerliches schwarzes Loch gähnte den Betrachtern entgegen.
    Der andere Mann leuchtete mit der Taschenlampe hinein. Treppenstufen wurden sichtbar, die steil weiter abwärts führten. Alt waren sie, diese Stufen, unvorstellbar alt. Der Stein war brüchig und schimmerte grünlich. Hier hatte auch die

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