0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

saß.
    Er schluckte, wusste aber nicht, ob er mir nun antworten sollte oder nicht, ich spielte mit meiner Pistole. Da beeilte er sich.
    »Fernando Macciare«, stammelte er.
    »Und du?«, fragte ich den Nächsten.
    »Was geht dich denn…«, schnaufte er, unterbrach sich aber, als ich ihm lächelnd mein Schießeisen zeigte. »Bob Laugham.«
    »Und du?«
    »Louis Stone«, sagte der Dritte.
    Ich schob meine Pistole ins Schulterhalfter zurück, rieb mir die Hände und sagte freundlich: »Okay, dann bin ich richtig. Seid nicht gleich böse, Boys, wegen meiner Vorstellung, die ich eben geliefert habe. Aber man muss sich vorsehen, nicht? Jimmy schickt mich.«
    Sie wurden lebhaft. Hatten sie eben noch trotzige und völlig feindliche Gesichter gemacht, so waren sie jetzt auf einmal zutraulich, seit sie den Namen Jimmy gehört hatten. Er musste bei ihnen hoch im Kurs stehen.
    »Was ist denn mit Jimmy? Was macht er? Wo ist er? Wie geht es ihm?«, überstürzten sich ihre Fragen.
    »Er liegt im Krankenhaus«, sagte ich. »Dort sah ich ihn zufällig, als ich einen Freund besuchte. Da wir uns von früher kannten, bat er mich um eine Gefälligkeit. Ich sollte euch aufsuchen und Grüße bestellen. Es ginge ihm leidlich.«
    Sie stießen Rufe aus, die sich ausnahmslos auf den Kerl bezogen, der Jimmy auf eine so brutale Art hatte umbringen wollen. Leider war ihr Geschrei für mich absolut wertlos, denn es enthüllte nichts, was mich vorangebracht hätte. Dafür trat ein Ereignis ein, das dem ganzen Fall eine überraschende Wendung gab.
    Urplötzlich flog nämlich die Tür auf. Da ich ziemlich nahe bei ihr saß, wurde ich völlig verdeckt, und der Eintretende konnte mich anfangs ebenso wenig sehen wie ich ihn.
    »Ich habe den Hund umgelegt, der Jimmy auf dem Gewissen hat«, sagte eine Männerstimme.
    Ich sah eine braune Hand nach der Tür fassen und sie zuwerfen. Dadurch geriet der Eintretende in mein Blickfeld. Ich riss die Pistole heraus und sprang auf.
    »He Boy!«, schrie einer der Männer am Tisch, um den Eintretenden zu warnen.
    Der wollte sich herumwerfen, aber es war bereits zu spät. Ich setzte ihm den Kolben meiner Kanone auf den Hinterkopf. Ohne einen Laut von sich zu geben, sackte er zusammen.
    »Hände hoch!«, fauchte ich die anderen an.
    Sie gehorchten und schoben ihre Hände zur Decke. Dabei machten sie mehr als verdatterte Gesichter.
    »Was soll denn das heißen?«, fragte Bob Laugham.
    Ich grinste.
    »Das heißt, dass ihr auf meinen Schwindel hereingefallen seid. Ich bin Cotton vom FBI. Und wenn das euer Boss Boy Raine ist, dann hat er Pech gehabt. Ich habe soeben deutlich gehört, wie er sagte: ,Ich habe den Hund umgelegt, der Jimmy auf dem Gewissen hat!’ Wenn ich mich nicht irre, ist das ein indirektes Geständnis. Lass die Pfoten oben, Boy!«
    Ich angelte mir mit der linken Hand eine Signalpfeife aus der Hosentasche, ohne die Leutchen für einen Augenblick nur aus meinen Augen zu lassen. Ich pfiff das verabredete Signal. Unsere Leute kamen aus ihren Verstecken draußen im Hof und von der Straße her. Das Aufgebot hatte ich mir bestellt, bevor ich hierher gefahren war.
    Wenige Minuten später rollten mehrere Wagen zurück zum Districtgebäude. Ein Boss und drei Gangster hockten mit Handschellen verziert zwischen unseren Leuten.
    ***
    Ich nahm mir Boy Raine sofort vor. Es war sinnlos. Er sagte überhaupt kein Wort. Ich schickte ihn wieder zurück in seine Zelle und ließ mir die drei anderen gemeinsam vorführen.
    »Damit wir uns recht verstehen«, lächelte ich sie freundlich an, »auf eine Anklage wegen Mitwisserschaft eines geplanten Mordes stehen einige hübsche Jährchen in Aussicht. Strafverschärfend würde verstocktes Schweigen bei unseren Vernehmungen wirken. Ihr könnt euch also die Höhe eurer Strafe also selbst aussuchen.«
    Sie machten betretene Gesichter. Ihre Verhaftung war so schnell und für sie so überraschend gekommen, dass sie jetzt noch unter dem Schock dieses Schicksalsschlages, wie sie es empfanden, standen.
    »Wir haben doch keine Ahnung gehabt, was Boy vorhatte«, versicherte Fernando Macciare kläglich.
    »Das müsst ihr in den nächsten Tagen dem Richter erzählen«, erwiderte ich. »Der glaubt es euch bestimmt.«
    Sie senkten die Köpfe. Schließlich raffte sich Bob Laugham auf und meinte: »Ich finde, wir sollten auspacken, Jungs. Der G-man hat ja doch gehört, was Boy sagte, als er die Bude betrat. Das ist nicht aus der Welt zu diskutieren.«
    »Finde ich auch«, nickte