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0073 - Der Satansfjord

0073 - Der Satansfjord

Titel: 0073 - Der Satansfjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Schnauben eines Rentiers. Sie war die letzte, die sich dem Zug der Touristen anschloss. Ihre Reisetasche blieb wie das gesamte Gepäck der Leute in dem zerstörten Bus zurück.
    Die Rentiere drängten die Überfallenen auf eine weite Ebene und trieben sie ohne Pause vorwärts. Die Verschleppten sahen nicht mehr, wie aus der Dunkelheit mehrere Gestalten auftauchten und mit eckigen, ungelenken Bewegungen den Bus bestiegen. Sie plünderten das Wrack gründlicher aus, als das jede menschliche Räuberbande vermocht hätte.
    Nichts blieb ihnen verborgen, den Untoten aus dem Satansfjord!
    ***
    Die Schnellboote der Marine kreisten uns ein, bis wir Sprechkontakt bekamen. Auf einem der Boote erkannte ich Lieutenant Gulbranson. Er hielt die Hände wie einen Schalltrichter an den Mund. »Ich komme zu Ihnen!« rief er uns zu.
    »Vielleicht geht er baden«, sagte Suko lachend.
    »Du bist heute Abend aber sehr gehässig!« hielt ich ihm vor.
    Er zog mit spitzen Fingern seine nassen Klamotten von seiner breiten Brust. »Warum sollen nur wir frieren?« fragte er grinsend.
    Auch ich merkte jetzt erst die Kälte. Der Wind pfiff durch unsere Kleider und ließ meine Zähne klappern. Trotzdem wartete ich geduldig, bis der Lieutenant zu uns überwechselte. Ich konnte mir seine Neugierde vorstellen.
    Mit behutsamen Ausschlägen des Ruders hielt ich unser Boot auf der Stelle, während Gulbransons Leute ihr Schiff längsseits brachten. Als sich die Bordwände fast berührten, sprang der Lieutenant. Suko fing ihn auf. Sofort gab er Vollgas.
    »Das glaubt mir keiner!« rief der Mann fassungslos. »Sie sind direkt aus den Brandungswellen aufgetaucht.«
    »Kleine optische Täuschung.« Ich erklärte ihm, woher wir wirklich gekommen waren, und seine Augen wurden noch größer.
    »Teufel auch!« rief er aus. »Dann stimmen also die Legenden über den Satansfjord!«
    Sofort wurde ich hellhörig. Das paßte ja ausgezeichnet. Satansfjord! »Hört sich vielversprechend an. Erzählen Sie!«
    Er zuckte die Schultern. »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Die Sage berichtet, daß es an der Küste einen Fjord gibt, den noch kein Mensch lebend wieder verlassen hat. Er ist nur vom Meer aus zugänglich, und wer ihn erreicht, wird in die Hölle gezogen. Das ist alles.«
    Ich mußte sofort an das rote Glühen im Wasser denken. Schon möglich, daß sich unter dem Fjord einer der zahlreichen Zugänge zum Reich des Bösen befand. Auf Island hatte ich schon einmal mit einem solchen Tor zur Hölle zu tun gehabt und es mit großen Schwierigkeiten geschlossen.
    »Was war mit den Rentieren los?« erkundigte sich der Lieutenant, als ich schwieg.
    »Sie spielen verrückt«, antwortete ich. »Frühlingskoller! Ich möchte ab sofort über alle Beobachtungen von Rentieren informiert werden. Können Sie das für mich veranlassen?«
    Der Mann nickte. »Lässt sich machen!« Er sah mich durchdringend an, aber ich hatte keine Lust, mehr über den Fjord zu verraten. Er brauchte noch nicht zu wissen, daß die Rentiere in Wirklichkeit Dämonen waren, wenigstens jene, mit denen wir zu tun gehabt hatten.
    Im Lager angekommen, fanden wir einen ziemlich nervösen Captain Farraer vor, dem wir zum zweiten Mal berichten mußten. Er erfuhr allerdings auch nicht mehr als sein Kollege. Manchmal war Verschwiegenheit besser als Redseligkeit.
    »Sie erlauben«, sagte ich zuletzt und deutete auf das Telefon. Ich wählte London an.
    Ich hinterließ im Yard, wo und wie ich zu erreichen war, was ich eigentlich schon längst hätte tun sollen. Der Überfall durch die Untoten war jedoch dazwischengekommen.
    Natürlich erreichte ich im Yard weder Sir Powell noch Glenda Perkins, meine Sekretärin, aber ich hatte jetzt auch keine große Lust zu einem Telefonflirt über das Meer hinweg.
    Mit Glenda Perkins, versteht sich!
    Das Gespräch hatte allerdings andere Folgen, als ich erwartete. Der Captain ließ Suko und mich noch nicht gehen. Er löcherte uns mit Fragen, die wir mit stoischer Ruhe beantworteten, ohne zu viel zu verraten. Als wir eben aufstehen und in unsere Unterkunft gehen wollten, klingelte das Telefon. Farraer hob ab und gab den Hörer an mich weiter.
    »Sie hätten einer guten Freundin viel Mühe erspart, hätten Sie sich früher bei uns gemeldet, Sinclair!« Die Stimme von Sir Powell! »Ich habe eben erst erfahren, daß Sie bei der Marine untergekrochen sind!«
    »Das ist wohl nicht so ganz der richtige Ausdruck, Sir«, antwortete ich. »Es ist ganz schön heiß hergegangen.«
    »So!«

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