0075 - Das rote Universum
Verschiebung wird sich aber ergeben. Außer der Klärung dieser Dinge interessiert mich natürlich noch der Vorgang an sich. Es ist sinnlos, ganze Fragenkomplexe aufzuwerfen, ehe wir uns die Lage nicht selbst angesehen haben."
Das klang durchaus vernünftig und längst nicht mehr so verwegen wie die Gespräche vor wenigen Tagen.
Wir redeten nicht mehr lange über die Angelegenheit, denn nachsehen wollte ich ebenfalls.
„Ich bin neugierig, wie diese Burschen in Wirklichkeit aussehen. Es ist mit höchster Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß wir es diesmal mit den echten Beherrschern des fremden Universums zu tun bekommen. Nach dem errechneten Massegesetz sollte sich das Heimatsystem der Druuf sogar in unmittelbarer Nähe der Übergangszone befinden. Noch Einwände?"
Nein, ich hatte keine mehr. Nur fragte ich nach der Transmitterladung, von der der Wachtposten gesprochen hatte.
In Rhodans Augen schien ein winziges Pünktchen aufzuglimmen. Ich wußte, daß er doch etwas im Schilde führte.
„Wenn sich die Gelegenheit bietet, werden wir drüben einen Stützpunkt errichten. Es wäre phantastisch, wenn wir mit Hilfe der Transmitter unbemerkt von einer Zone in die andere hinüberwechseln könnten."
Er nickte mir abwesend zu. Anscheinend beschäftigte er seine rege Vorstellungskraft mit dem kühnen Gedanken.
Ich befaßte mich ebenfalls mit der Idee, die mir plötzlich durchaus nicht so unmöglich erschien. Materietransmitter beruhten auf einer fünfdimensionalen Feldbasis. Das jeweilige Transportgut wurde im Sendegerät entmaterialisiert, in dieser Form gebündelt und als Impuls abgestrahlt. Im genau einjustierten Empfänger erfolgte der rückläufige Vorgang. Demnach war es praktisch unmöglich, Transmittersendungen anzupeilen oder sie gar zu stören.
„Das ist die Sache, was?" meinte Bull leise, ehe er hinter Rhodan meine Kabine verließ. Ich war nicht mehr gefragt worden, ob ich unter diesen Umständen ebenfalls mitmachen wollte. Rhodan schien mich recht genau zu kennen.
Minuten später erreichte ich die Kreuzerzentrale. Sikermann hatte im Sessel des Ersten Piloten Platz genommen. Rhodan und Bull hatten anscheinend vor, nicht in die Belange der direkten Schiffsführung einzugreifen. Als wir mit fast auf Nullwert laufenden Triebwerken abhoben, tobte draußen ein heftiger Sturm. Es war, als riefe uns Gray Beast ein grimmiges Lebewohl nach.
Die CALIFORNIA nahm erst Fahrt auf, als wir die dichte Atmosphäre von Myrtha VII längst hinter uns hatten. Die Ortungsergebnisse lauteten zufriedenstellend. Die kürzlich beobachteten Fremdschiffe waren wieder verschwunden. Anscheinend war deren Besatzung das Myrthasystem als taktisch uninteressant erschienen.
Rhodan reichte mir einen Becher mit Kaffee. Dabei blickte er mich so ironisch an, daß mir das Blut in den Kopf schoß. Wir verstanden uns auch ohne Worte.
„Abwarten, Höhlenmensch", sagte ich erbost. „Einmal werden sie dich auf dieser Welt entdecken. Was dann geschieht, kann ich dir jetzt schon verraten. Was denkst du wohl, über wie viele Superschlachtschiffe vom Range deiner DRUSUS der Robotregent verfügt? Deine beiden Fiktivtransmitter werden dir notfalls verzweifelt wenig nützen. Wenn du von zwanzig ebenbürtigen Einheiten ins Kreuzfeuer genommen wirst, dürftest du schätzungsweise Gelegenheit haben, deine Überwaffen sechs- bis siebenmal erfolgreich einzusetzen. Damit bleiben von den anderen Schiffen noch wenigstens dreizehn Stück übrig. Zum achten Schuß wirst du nicht mehr kommen, da du zu diesem Zeitpunkt bereits vernichtet bist. Lasse dich von einem alten Arkonidenadmiral ruhig einmal belehren. Ich habe mehr Gefechte und Schlachten erlebt, als du sie jemals sehen wirst."
„Du hast deine Uniform mit Kaffeeflecken beschmutzt!" entgegnete er.
Ich sah ihm überlegend nach. Ja, er schien neuerdings doch zu wissen, wo die Grenzen seiner Macht lagen. Dabei erinnerte ich mich an die Enzyklopädia Terrania, in der Rhodans Aufstieg aufgezeichnet worden war.
Damals, in den Jahren 1971 bis 1985, hatte er auch schon gefühlt, wie weit er gehen durfte. Er hatte einen Weg gesucht und gefunden, um die innerpolitischen Widerstände zur Errichtung einer Weltregierung zu beseitigen.
Nun befand er sich in einer ähnlichen Situation, nur, daß er es jetzt mit ganz anderen Faktoren zu tun hatte. Diesmal hatte er gegen zwei galaktische Sternenreiche anzugehen. Für mich gab es jedenfalls keinen Zweifel, daß die Unbekannten aus der anderen Zeitebene dem Großen
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