0075 - Das rote Universum
Gefangene gemacht worden. Keine der Parteien hatte genügend Mittel besessen, für überwältigte Feinde die geeigneten Lebensmöglichkeiten zu schaffen. Wären die Methans Sauerstoffatmer, oder wir Methanatmer gewesen, hätte es besser ausgesehen. So aber ...!
Wir warteten ab. Von dem großen Schiff, das etwa dreihundert Meter hoch in den dunklen Himmel über der Zwielichtzone ragte, war nur noch die halbkugelige Spitze klar zu sehen. Der Druufraumer stand auf weitgespreizten Heckflossen, die anscheinend erst vor der Landung ausgefahren worden waren.
„Ihr Hypertriebwerk würde mich interessieren!" sagte Rhodan gelassen.
Der Barbar hatte Nerven! Mir war das Aggregat in diesen Augenblicken verteufelt gleichgültig. Hier ging es nur noch ums Überleben, was nach der Aussage eines klugen Mannes die Kunst der Intelligenten sein sollte. Ich war mir dessen gar nicht so sicher, obwohl ich mir einbildete, einigermaßen intelligent zu sein.
Auf der weiten Ebene rührte sich noch nichts. Je intensiver wir nach drüben blickten, um so mehr schälten sich die Umrisse des fremden Schiffes aus den Schatten der Zwielichtzone heraus. Unsere Augen gewöhnten sich allmählich an das seltsame Licht. Die Druuf kamen eine Viertelstunde später nachdem sie die Umgebung wahrscheinlich erst einmal mit ihren Ortungsgeräten abgesucht hatten.
Klug waren sie auch, oder sie wären nicht auf die Idee gekommen, von vornherein darauf zu verzichten, zu Fuß in die Sonnenglut einzudringen. Wir sahen nur mehrere Fahrzeuge von flacher, elliptischer Form, die sich anscheinend auf magnetischen Abstoß-Prallfeldern über den Boden bewegten. Räder oder Raupenketten waren keine vorhanden.
Das überzeugte mich erneut davon, daß diese Wesen über eine großartige Technik verfügten. Natürlich wußten sie ganz genau, was sie in ihrem eigenen Sonnensystem erwartete. Demnach setzten sie gleich solche Geräte ein, die für die jeweiligen Erfordernisse am besten geeignet waren.
Wir hielten den Atem an, als drei dieser Gleiter langsam an unserem Spalt vorüberfuhren. Ich bemerkte kreisende Antennen und rötlich leuchtende Aufnahmelinsen, die wahrscheinlich zu einem optisch wirksamen Bildsystem gehörten.
Unsere Waffen drohten, bis sie vorbei waren. Drei Stunden später hob das fremde Raumschiff mit Donnergetöse ab. Als das letzte Geräusch verhallt war, stieß ich seufzend die Luft aus. Rhodan steckte die Waffe in das Halfter zurück.
„Okay, das hätten wir", meinte er. „Die kommen nicht wieder. Ich wäre an ihrer Stelle wahrscheinlich auch nicht auf die Idee gekommen, daß sich hier gewissermaßen unter ihren Nasen ein fremder Stützpunkt befindet. Das ist schon eine Frechheit, was?"
Da mußte ich ihm allerdings beipflichten.
Anschließend kümmerten wir uns um den Mutanten. Seine Luft wurde schon wieder schlecht. Wenn das so blieb, war sein Sauerstoff sehr schnell verbraucht. Sehnsüchtig blickten wir zu dem Transmitter hinüber. Die grüne Lampe leuchtete aber nicht auf, ein Zeichen dafür, daß niemand ein Empfängergerät eingeschaltet hatte.
Ich ging anschließend zum Landeplatz des Druuf-Schiffes hinüber. Dabei hoffte ich, vielleicht einige vergessene Gegenstände zu finden. Außer einer glasigen, nachglühenden Bodenfläche entdeckte ich aber nichts.
8.
Dreimal vierundzwanzig Stunden lang hatten wir im Wachen und im Halbschlaf auf das grüne Transmittersignal gehofft. Es hatte nichts mehr gegeben, was die Skala unserer Wünsche mehr ausgefüllt hätte, als dieses brennende Verlangen nach einem endlichen Aufleuchten der Kontrollampe.
Dazu war noch Lloyds Erkrankung gekommen, die zwar nur indirekt sein Leben bedrohte, uns aber dafür um so mehr belastete. Seine Druckluft mußte zu häufig erneuert werden. Wir hatten keine Möglichkeit gefunden, die giftig gewordenen Gase zu reinigen. Für solche Fälle war auch der Luftregenerator nicht vorgesehen; fraglos eine Fehlkonstruktion dieses Anzugtyps!
Fellmer Lloyd hatte noch Luft für knapp zwölf Stunden. Wenn er bis dahin die Montur nicht ablegen konnte, mußte er rettungslos verloren sein.
Dann, vor zwei Sekunden, hatte die Lampe zu flackern begonnen. Jetzt leuchtete sie bereits so klar, als wäre es niemals anders gewesen.
Wir zögerten nicht lange. Wenn die DRUSUS endlich durchgebrochen war, dann kam es sicherlich auf Sekunden an.
Rhodan und ich erhoben uns ruckartig von dem dürftigen Ruhelager, das wir aus zurückgelassenem Packmaterial aufgeschichtet hatten. Lloyd
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