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0075 - Das tödliche Tagebuch

0075 - Das tödliche Tagebuch

Titel: 0075 - Das tödliche Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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aufgekratzt und tatendurstig.
    »Darf ich einen Vorschlag machen?« fragte sie. Ihre Stimme war angenehm weich.
    »Ich höre«, sagte Sands und schob seine Hand unter ihren Arm.
    »Wir machen jetzt zusammen einen ausgedehnten Schaufensterbummel durch die Fifth-Avenue.«
    Sands blieb stehen. Seine Miene drückte Bedauern aus. »Oh, Baby, das tut mir aber leid…«
    »Was ist?« fragte Scarlett mit rastlosem Blick.
    »Ich ersticke zur Zeit in Arbeit…«
    »Gordon, es sind nur noch ein paar Tage bis Weihnachten…«, sagte Scarlett enttäuscht.
    Sands nickte. »Denkst du, das weiß ich nicht? Wir wollen doch über Neujahr in die Catskill-Berge fahren. Das heißt für mich, daß ich noch all die wichtigen Dinge erledigen muß, die nicht liegenbleiben dürfen. Hab Verständnis, Baby.«
    Scarlett zog eine Schnute. »Allmählich fange ich an, deinen Beruf zu hassen.«
    »Das darfst du nicht sagen.«
    »Doch. Ich hasse ihn.«
    Scarlett lief um den Volkswagen herum und setzte sich griesgrämig ans Steuer. Als sich Gordon Sands zu ihr setzen wollte, trat jemand von hinten an ihn heran und sagte: »Mr. Sands?«
    Der Journalist wandte sich um. »Ja?«
    »Hätten Sie ein paar Minuten Zeit für mich?«
    »Worum geht's denn?«
    »Um diese Mädchenmorde.«
    Sands Augen wurden merklich schmaler. Er musterte den jungen Mann, der ihm gegenüberstand, aufmerksam. »Wie ist Ihr Name«
    »Bill Fleming«, sagte der Mann.
    ***
    Tagebucheintragung vom 7. Dezember.
    Ich habe die grauenvollste Nacht bisher hinter mir. Vielleicht sollte ich verreisen. Ein Ortswechsel kann manchmal Wunder wirken. Aber würde er das auch in meinem diffizilen Fall schaffen? Ich bin auf eine eigenartige Weise krank. Organisch vollkommen gesund. Aber in meinem Inneren stimmt vieles nicht mehr. Manchmal denke ich, ich hätte zwei Seelen in meiner Brust, aber das ist natürlich Unsinn. So etwas hat es noch niemals gegeben.
    Ich wage es kaum niederzuschreiben, was mir heute nacht widerfahren ist. Meine Hand zittert und sträubt sich, es zu Papier zu bringen. Und doch muß ich es tun. Ich muß mich meinem Tagebuch anvertrauen, denn wenn ich all meine Angst für mich behalte, werde ich wahnsinnig!
    Kann ich denn überhaupt noch wahnsinnig werden?
    O mein Gott, ich bin so voller Zweifel und Ängste. Bin ich denn noch normal?
    Es war da. Es war in meinem Schlafzimmer. Dieses Erlebnis war schlimmer als alle vorhergegangenen. Ich weiß nicht, wie ich mich dagegen wehren soll. Ich bin diesen grauenvollen Einflüssen hilflos ausgeliefert.
    Furchtbare Angstträume quälten mich.
    Und dann spürte ich ganz deutlich, wie jemand auf mir kauerte. Nein, nein, nein, es kann keine Einbildung gewesen sein. Ich spürte das alles so entsetzlich genau. Ein kalter Mund war auf den meinen gepreßt. Es war ekelhaft. Jemand saugte mir das Leben von meinen Lippen. Gierig. Mitleidlos. Teuflisch. Jawohl, teuflisch. Wie ein Schwamm sog sich der Unheimliche mit meinem Leben voll. Als der Druck von meiner Brust wich, schlug ich verstört die Augen auf. Halb tot fühlte ich mich Zerschlagen. Und in mir gloste eine entsetzliche Angst. O Heiland, dieses Wesen wird wiederkommen.
    Ich habe so entsetzliche Angst davor…
    ***
    Zamorra bezahlte die Taxifahrt und stieg aus. Nicole Duval stellte ihren Mantelkragen auf. Vom East-River fegte ein eisiger Wind durch die Straßen. Professor Zamorra wies auf das schäbige Portal einer Kneipe. »Da drinnen ist es zwar bestimmt nicht schön, aber warm.«
    Sie traten ein. Die Luft war eine Zumutung. Aber sie war warm. Captain Ted Vicker hatte erwähnt, daß Ethel Ambros für einen Zuhälter namens Flip Myers gearbeitet hatte. Und dieser Flip Myers sollte nach Auskunft seines Nachbarn, hier in dieser Kneipe, anzutreffen sein. Der Wirt, ein dürrer Mann mit grauem Haarkranz, säuberte mit einem dreckigen Lappen den Tresen. Aber bloß da, wo Nicole und Zamorra standen. »Was darf's denn sein, Herrschaften?« fragte er leutselig.
    »Bourbon«, verlange Professor Zamorra. »In sauberen Gläsern.«
    Das Lächeln des Wirts verschwand. »Hören Sie, wollen Sie mich beleidigen?«
    »Ich habe Ihnen lediglich gesagt, was ich haben möchte«, sagte Zamorra trocken. Verärgert stellte der Wirt die beiden Gläser vor Nicole und den Professor hin. Er goß nicht mehr ein, als unbedingt nötig war. Zamorra bezahlte sofort. Dann fragte er: »Ist Flip Myers da?«
    Der Wirt schaute den Parapsychologen mißtrauisch an. »Was wollen Sie von Flip?«
    »Er ist also da.«
    »Vielleicht.«

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