0075 - Es geht um Kopf und Kragen
hatte.
Und auf so etwas Primitives war ich hereingefallen!
»Aber du kannst ihn doch nicht hier erschießen! Den Schuss hört man im ganzen Haus!«, wandte Olga verzweifelt ein. Wie jede Frau hatte sie anscheinend eine Abneigung gegen unappetitliche Szenen.
»Wer spricht denn von Erschießen?«, knurrte er. »Ich werde ihn erdrosseln!«
»Noch besser!«, nickte ich. »Von dieser Art des Umgebrachtwerdens hat man wenigstens etwas. Es dauert länger als Erschießen und ist sicher hübscher zu ertragen. Legen Sie los, mein Bester.«
»Das muss ich schon sagen«, grinste er anerkennend. »Man kann euch G-men ja allerhand nachsagen, aber nicht, dass ihr feige wärt. No, bestimmt nicht. Also, G-man, es tut mir leid, aber was sein muss, muss sein.«
»Das leuchtet mir ein!«, erklärte ich in lauter Tonstärke, damit er es ja hören konnte. »Wenn ich umgebracht werden muss, dann muss ich eben umgebracht werden. Schließlich könnt ihr mich nicht laufen lassen, wo ich einmal weiß, dass ihr mit Koks handelt. Ich würde ja eure ganze Bande mit der Zeit hinter Schloss und Riegel bringen, wenn ihr mich nicht umlegen würdet!«
Der Raue wandte sich zu Olga: »Siehst du? Er sieht es ein. Wirklich, er scheint ein netter Bursche zu sein. Schade, dass ich ihn umlegen muss.«
Er knüpfte die Wäscheleine an meinem linken Bein ein Stück los, schnitt ein genügend langes Stück ab und band den Rest wieder um das Stuhlbein.
»Geht es denn nicht anders?«, fragte Olga.
»Wie denn, du dumme Pute? Willst du wegen deiner Dummheit ins Zuchthaus gehen? Wir können ihn doch nicht laufen lassen!«
Olga kämpfte gegen eine Übelkeit, als sie sah, wie er mir den Strick um den Hals legte. Ich muss sagen, dass mir auch nicht viel besser zumute war. Ich habe etwas gegen Stricke, die um meinen Hals gelegt werden in der Absicht, mich damit zu erdrosseln.
»Hau ab!«, rief der Raue zu Olga. »Los, verschwinde!«
Es war zu spät. Olga hatte sich bereits in eine Ohnmacht geflüchtet.
»Noch besser«, kommentierte der Raue.
Ich fühlte, wie er die beiden Strickenden hinten übereinanderlegte, um sie kreuzförmig zuziehen zu können.
Schon spürte ich, wie mein Atem knapp wurde, da flog plötzlich die Tür auf. Phil stand in der Tür und sagte trocken: »Mordversuch an einem FBI-Beamten kostet mindestens sechs Jahre. Hände hoch, mein Freund, aber ein bisschen plötzlich!«
***
Well, ein Strick ist keine Waffe gegen eine schussbereite Pistole. Unser liebenswerter Kampfgenosse sah es ein, ließ den Strick fallen und reckte die Arme zur Decke.
»Geh dort drüben zu der Wand!«, befahl Phil. »Drei Schritte davor stehen bleiben! Mit ausgestreckten Armen nach vorn fallen lassen!«
Der Raue kapierte und ließ sich so nach vorn kippen, dass er sich mit den Handflächen an der Wand stützen konnte. Auf diese Weise stand er schief wie ein Brett in einem Winkel von fast fünfundvierzig Grad gegen die Wand geneigt. Er konnte absolut nichts unternehmen. Sobald er die Hände wegzog, wäre er mit der Stirn gegen die Wand gestürzt. Diese Stellung ist sehr zu empfehlen.
Phil kam heran, grinste, suchte sein Taschenmesser und schnitt die Stricke durch. Es war eine ziemlich mühsame Beschäftigung, denn es war eine gute Wäscheleine, die sie für mich verwendet hatten.
»Schöner Anfänger!«, knurrte er dabei. »Kannst du nicht aufpassen? Wenn ich nicht rechtzeitig nach dir gesehen hätte, wärst du jetzt schon eine langsam kalt werdende Leiche!«
»Ich hätte das kaum gemerkt, wenn du es mir nicht gerade gesagt hättest«, gab ich bissig zurück, während ich die letzten Stricke abstreifte.
Ich steckte meine Pistole wieder ein. Unterdessen klopfte Phil unseren speziellen Freund ab und förderte eine nette Waffensammlung an den Tag. Im Schulterhalfter eine große Pistole, im linken Ärmel ein Messer mit Schnappklinge, in der rechten Hosentasche ein Bulldogrevolver, im linken Sockenhalter eine Damenpistole. Dazu noch ein Totschläger aus der inneren Jackentasche.
»Donnerwetter!«, staunte Phil. »Das reicht fast aus, um das ganze FBI auszurüsten!«
Wir verteilten das Waffenarsenal auf unsere Taschen und gestatteten dem Gangster, sich wieder in eine normale Körperstellung zu bringen. Er stieß sich von der Wand ab und drehte sich um. Sein Gesicht sprach Bände. Er sah ein, dass ihm sämtliche Felle davongeschwommen waren.
»Bleib schön stehen und mach keine Dummheiten!«, sagte Phil, der noch immer seine Kanone in der Hand hielt.
Er ging
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