0075 - Es geht um Kopf und Kragen
blieb einer stehen und zielte auf mich. Ich ging hinter einer Stange in Deckung, von der eine Unmenge Kleider herabhingen. Mit dem Arm schob ich sie ein wenig auseinander, zielte und schoss.
Der auf der Treppe schrie irgendetwas. Ich sah, wie er sich ruckartig an die rechte Schulter fasste, sich umdrehte und weiter die Treppe hinanstürmte.
Ich lief ihm nach. Weiter oben hörte ich die Schritte des Ersten.
Als ich den Treppenabsatz erreicht hatte, sah ich, dass der Mann von mir getroffen worden war. Blutspritzer zeigten seinen Weg. Vielleicht war zufällig eine Ader getroffen worden, dass er so viel Blut verlor.
Es ging drei Etagen hoch. Eine kreisförmig geschwungene, sehr breite Treppe. Als ich oben ankam, empfing mich eine Serie von Schüssen. Aber keiner traf mich. Ich nahm sofort Deckung, indem ich ein paar Stufen zurücksprang.
Ich legte mich flach auf die zweite Stufe von oben. Die beiden Stufen über mir reichten aus für meine Deckung. Da ich mich auf den Rücken legte, hatte ich über mir die kahle Decke des Geschäftes. Überall brannten ein paar schwache Glühbirnen, wohl als eine Art Notbeleuchtung.
Ich zog mir behutsam den Hut vom Kopf und musste mich fast verrenken, um den Hut auf meine linke Fußspitze zu bekommen, ohne dass ich auch nur die Nasenspitze über die oberste Stufe hinausragen ließ.
Es herrschte Totenstille. Irgendwo jenseits der obersten Stufe standen oder lagen jetzt die beiden Gangster und warteten; warteten, dass ich mich sehen ließ. Ungedeckt auf der Treppe hätten sie mich abknallen können wie auf einem Schießstand.
Ich blieb ein paar Herzschläge lang liegen, bis sich mein keuchender Atem etwas beruhigt hatte. Dann hob ich langsam die Fußspitze. Von drüben musste es so aussehen, als ob ich meinen Kopf allmählich hochhob, denn man musste ja meinen Hut auf tauchen sehen.
»Da!«, schrie einer und schon peitschten zwei Schüsse.
Ich riss meinen Kopf hoch und schoss viermal. Ich hatte das Mündungsfeuer einer Pistole hinter einem Schrank gesehen. Ein spitzer Schrei überzeugte mich davon, dass ich getroffen hatte.
Ich sprang auf und überquerte mit zwei weiten Sätzen den freien Raum zwischen Treppe und dem nächsten Verkaufsstand. Sofort ging ich in Deckung.
Mein Zeh brannte mörderisch, wahrscheinlich hatte ich sie mir beim Aufspringen irgendwo gestoßen. Jetzt war keine Zeit dafür, sich mit einem schmerzenden Zeh zu beschäftigen.
***
Der Raum war groß wie eine Halle und durch die vielen Verkaufsstände, Glasschränke und Vitrinen sehr unübersichtlich. Aber irgendwo hörte ich einen Mann stöhnen.
Langsam und sehr vorsichtig arbeitete ich mich in die Richtung. Ganz unten hörte ich Stimmen, aber ich war so mit meiner Sache beschäftigt, dass ich nicht darauf achtete.
Plötzlich quietschte irgendwo eine Tür. Ich sprang auf und sah mich um. Ziemlich am anderen Ende des großen Verkaufsraumes wurde eine Metalltür aufgezogen. Alle beide standen da. Der erste zog mit seinem ganzen Körpergewicht an der Tür, der Zweite taumelte hin und her und machte den Eindruck, als würde er jeden Augenblick zusammenbrechen.
Ich zog den Kopf ein und huschte zu ihnen hin, immer darauf bedacht, nicht gesehen zu werden und kein Geräusch zu machen, das ihnen meinen jeweiligen Standort verraten hätte.
Als ich an der Tür war, hatten sich die beiden bereits abgesetzt. Aber eine große Blutlache verriet deutlich, dass einer gefährlich getroffen war.
Ich suchte, aber es gab kein Schlüsselloch. Nun, ich hatte keine andere Wahl. Ich stemmte mich gegen den zweiten Flügel und riss den Ersten auf. Einen Augenblick lang lauschte ich. Nichts war zu hören. Wenn sie vernünftig waren, würden sie auf mich warten und mich in dem Augenblick abschießen, da ich in der Tür auftauchte.
Sie waren nicht vernünftig. Als ich mich mit einem Schwung zwischen den beiden Türflügeln hindurch warf, sah ich einen leeren Korridor.
Ich lief ihn entlang. Jede Türklinke probierte ich. Jede Tür war verschlossen. Als der Korridor eine Biegung machte, war mir klar, wie sie sich abgesetzt hatten. Ein Fenster stand offen.
Ich beugte mich hinaus.
Und mir blieb die Luft weg. Ich steckte die Pistole ein und sah atemlos dem wahnsinnigen Unternehmen zu.
Direkt über dem Fenster war ein starkes Drahtseil quer über den Hof gespannt. In der Mitte hing an einem Kabel eine Lampe in den Hof hinab. Wahrscheinlich brauchte man das Licht, wenn im Hof die Lieferwagen des Geschäftes beladen wurden.
Meine
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