0075 - Es geht um Kopf und Kragen
der, der zuerst gestürzt war, lebte noch. Er war bei Bewusstsein, aber er stöhnte in einer Weise, die unbeschreiblich war. Er musste Schmerzen empfinden, die jenseits aller Worte lagen.
Blackscon sagte leise etwas zu einem seiner Männer. Der machte sich auf den Weg und kletterte durch das Fenster zurück ins Innere des Gebäudes.
Wir knieten neben dem Verletzten. Als ich ihn leise berührte, weil ich ihm den Kopf bequemer betten wollte, schrie er wie am Spieß. Ich zuckte zurück und hütete mich, ihn noch einmal zu berühren.
Es dauerte fast eine Viertelstunde, dann kam der Cop zurück. In seiner Begleitung befand sich ein grauhaariger Mann, der eine schwarze Tasche bei sich trug. Er nickte uns stumm zu und kniete dann ebenfalls neben dem Verwundeten nieder. Eine flüchtige Untersuchung, und der Doc erhob sich wieder.
»Sinnlos«, flüsterte er uns zu. »Nichts mehr zu machen. Schussverletzungen mit enormem Blutverlust, daher sehr geschwächt. Und einen doppelten Rückgratbruch, der allein schon tödlich wäre. Ich kann ihm nur noch die Schmerzen etwas erleichtern. Eigentlich ist es ein Wunder, dass der Mann überhaupt noch lebt.«
Er machte eine Spritze fertig und injizierte sie behutsam in den linken Arm. Als er sich wieder aufrichtete, sagte er: »Sie können mit ihm sprechen. In einer Minute wird er kaum noch Schmerzen haben, aber das Leben geht ihm unter den Händen weg. Wer weiß, ob er es noch drei Minuten aushält.«
Ich nickte und kniete wieder neben den Sterbenden. Er sah mich an und schien mich nicht zu erkennen.
»John hat mich einfach abstürzen lassen«, murmelte er. »Hat mich einfach abstürzen lassen. Dabei hätte er nur die Arme auszustrecken brauchen.«
Ich nickte.
»Stimmt. Aber er hatte es nicht besser als du. Er stürzte nach dir. Er ist tot. Ich habe ihn ins Herz getroffen. Ich bin Cotton vom FBI. Hör zu, mein Junge! Du machst es nicht mehr lange. Es hat keinen Zweck, dir etwas vorzumachen. Willst du für einen Mann sterben, der nicht den kleinen Finger für dich rühren würde, wenn er wüsste, dass du jetzt hier liegst? Sag uns, wer euch das Kokain geliefert hat! Dir nützt es sowieso nichts mehr, und es ist nicht mehr als recht und billig, dass er genauso dafür bezahlen soll, wie du für die Sache bezahlen musst.«
»Er… er heißt Sam… Sam Bergers…«, hauchte er mit sterbender Stimme.
»Wo wohnt er?«
Ich sah es seinen Augen an, dass er es nicht wusste. Vielleicht war auch der Name falsch.
»Wie kamt ihr mit ihm in Verbindung?«
»Anrufen, nur anrufen, nichts sagen… er kommt dann…«
»Welche Nummer anrufen?«
»Manhattan 3-4-8-2-9-4, nur anrufen, nur…«
Ein leichtes Zucken ging durch seinen Körper, dann lag er starr. Ich drehte mich um. Unser Gespräch war so leise gewesen, ich hatte oft mein Ohr dicht an seinen Lippen gehabt, dass es die anderen bestimmt nicht verstehen konnten. Phil sah mich fragend an.
»Blackscon«, sagte ich leise, »regeln Sie für uns hier die Formalitäten? Wir müssen weiter. Ich habe eine neue Spur.«
Der Lieutenant sah mich fragend an. Dann nickte er langsam.
»Sicher, Cotton. Aber passen Sie auf, dass Ihnen nicht wieder ein Stück von Ihrem Körper abgeschossen wird. Es gibt Stellen, die tödlich sind.«
»Gut, dass Sie mich daran erinnern«, sagte ich. »Man wird zu oft leichtsinnig. Wir wollen aber eben noch sehen, ob die beiden Papiere bei sich hatten.«
Wir durchsuchten sie. Beide hatten Führerscheine und einige persönliche Papiere in ihren Brieftaschen. Wir nahmen sie an uns. Der Gestorbene hieß Slim Walters, der andere John Dryers. Phils Mann, der bereits in einer Zelle beim FBI saß, hörte auf den Namen Bob Curly.
Mit dem Jaguar fuhren wir ins Districtgebäude, nachdem ich über Sprechfunk Mr. High angerufen und kurz unterrichtet hatte. Im Dienstgebäude machten wir uns gemeinsam mit Mr. High an eine Sichtung der Papiere, während sich unser FBI-Doc noch einmal gründlich um meinen Zeh bemühte.
Eine Stunde später war uns bereits der wichtigste Zusammenhang klar. Die drei Gangster mussten zusammengewohnt haben, denn all ihre Papiere, Rechnungen, Quittungen und Briefe, die wir in ihren Brieftaschen fanden, lauteten auf die gleiche Adresse.
Als der Doc mit der Verpflasterung meines Zehs fertig war, sagte ich: »Okay, Phil. Fahren wir hin. Rufen wir die Nummer an, die er mir gab. Warten wir auf ihren Lieferanten. Vielleicht ist das endlich der Boss. Vielleicht ist es auch nur ein weiterer Mittelsmann. Wir
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