0075 - Es geht um Kopf und Kragen
ahnungslosen Unschuldigen.
»Nie gesehen«, knurrte er. »Warum? Was ist damit?«
Ich zuckte die Achseln.
»Nicht viel. Wir haben diese Waffe vor zehn Minuten aus unserer ballistischen Abteilung geschickt bekommen. Dort hat man ein paar Schüsse aus ihr abgefeuert und die Geschosse genau untersucht.«
»Und? Was geht mich der Kram an?«
»Stellen Sie sich vor, Bergers, diese Pistole ist die Waffe, mit der vor ein paar Tagen ein gewisser Mark Coagan in der 98. Straße erschossen worden ist.«
»Woher will man das wissen?«, fragte er unsicher.
Ich erklärte ihm die Sache mit den Kratzspuren von den Unebenheiten im Lauf, die auf jedem Geschoss Zurückbleiben. Er kapierte es und würde nervös.
»Aber… ich weiß nicht, in welchem Zusammenhang ich mit der Sache stehen soll«, murrte er.
Ich beugte mich vor.
»Das wissen Sie nicht, Bergers? Was meinen Sie wohl, wo wir diese Pistole gefunden haben?«
Er zuckte die Achseln, aber er wich meinem Blick aus.
»Keine Ahnung! Woher soll ich wissen, wo Sie ’ne Pistole finden?«
»Ja, wirklich! Woher sollen Sie das wissen?«, höhnte ich. »Denn dass unter Ihrer Couch von Ihnen selbst die Pistole mit Klebeband in die Federung geklebt wurde, das bestreiten Sie natürlich, was?«
Er fing an zu schwitzen.
»Ich, ich habe keine Ahnung…«, stotterte er.
Ich nickte.
»Okay, das erzählen Sie mal den Geschworenen. Die werden Ihnen dieses Märchen garantiert glauben! Mann, Sie sind ja verrückt! Gegen eine solche Beweiskraft anzuleugnen, ist völlig hoffnungslos! Sie können Ihre Lage nur noch dadurch bessern, dass Sie rückhaltlos aussagen! Wer hat den Wagen gesteuert, aus dem heraus Sie geschossen haben?«
Er senkte den Kopf und schwieg.
»Wer gab Ihnen den Auftrag, Coagan umzulegen?«
Er sagte nichts.
»Warum sollte Coagan ermordet werden?«
Es war sinnlos. Er sagte kein Wort mehr. Er verlangte auch nicht, einen Rechtsanwalt ahrufen zu dürfen, wie es sein gutes Recht gewesen wäre. Wir ließen ihn wieder in sgine Zelle bringen.
»Er wartet darauf, dass der Mann, den er deckt, ihm einen verdammt tüchtigen Rechtsanwalt schicken wird«, sagte Phil. »Wer weiß, vielleicht würde es einem ganz geschickten Burschen sogar gelingen, die Geschworenen zweifeln zu lassen an Bergers Schuld. Das würde schon genügen. Da ein Todesurteil ausgesprochen werden muss, wenn die Geschworenen ihn für schuldig befinden, werden sie sich hüten, ihr ›Schuldig‹ zu sprechen, solange sie nicht ganz sicher sind.«
»Richtig«, nickte ich. »Wenn sie aber sagen, sie hielten ihn für ›Nicht schuldig‹ wird er freigesprochen werden. Und das ist es ja, was er natürlich erreichen will. Es hängt faktisch für ihn alles davon ab, ob er einen tüchtigen Anwalt geschickt bekommt.«
»Ein tüchtiger Anwalt kostet Geld. Hoffen wir, dass der Mann im Hintergrund nicht so viel Geld hat, dass er einen solchen Anwalt bezahlen kann. Schickt er keinen, wird Bergers schon weich werden und seinen Auftraggeber verraten.«
Ich widersprach.
»Verlass dich nicht zu sehr darauf, Phil! Wenn ich der Mann im Hintergrund wäre, würde ich irgendeinen billigen Anwalt schicken mit dem Auftrag, den Prozess erst einmal so weit wie möglich hinauszuzögern. In der Zwischenzeit würde ich alles flüssigmachen, was ich nur habe, und damit verschwinden. No, no, wir können uns nicht auf Bergers verlassen. Wir müssen selbst herausfinden, mit wem er in Verbindung steht, wer ihm das Kokain, das er an die drei Ganoven weitergab, brachte und wer den Auftrag zu Coagans Ermordung gab. Vielleicht ist es in beiden Fällen ein und dieselbe Person, vielleicht sind es verschiedene, vielleicht hat sogar Coagans Ermordung nicht einmal etwas mit der Rauschgiftsache zu tun. Das müssen wir ohne Bergers’ Hilfe herausfinden.«
»Aber wie?«, fragte Phil.
Ich zuckte resignierend die Achseln.
»Das Übliche: Kleinarbeit. Kleinarbeit bis zum Umfallen. Überall, wo Bergers verkehrte, nachfragen, mit wem er sich traf, wie die Leute aussahen, wie sie heißen, wo sie bekannt sind, und so weiter und so fort…«
Phil machte ein saures Gesicht. Ich konnte es ihm nicht verdenken.
***
Bis zum nächsten Montag geschah überhaupt nichts. Wir fragten ein paar Hundert Leute aus Bergers Umgebung, Briefträger, Milchhändler, Nachbarn, Portiers usw., aber es war völlig ergebnislos. Bergers gehörte zu den Menschen, die einen riesigen Bekanntenkreis haben. Es ist ziemlich aussichtslos, von dieser Seite her weiterzukommen.
Wir
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