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0076 - Oase der Verfluchten

0076 - Oase der Verfluchten

Titel: 0076 - Oase der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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dann ausfragen. Irgendwie müssen wir Anwaris Terrorherrschaft brechen und die reitenden Mumien vernichten. Ich glaube nicht, daß Anwari tot ist. Hoffentlich werden wir nicht als Fremde und als Feinde erkannt, denn das wäre fatal.«
    »Unkraut vergeht nicht und Frechheit siegt«, murmelte Bill Fleming. »Anwari und seine Clique rechnen bestimmt nicht damit, daß etwaige Gegner offen in die Stadt reiten und hier umherspazieren.«
    »Die größte Gefahr droht vom Schwarzen Fakir«, antwortete Zamorra. »Aber manchmal muß man ein Risiko eingehen. Außerdem haben wir mit unseren Pferden immer noch eine Fluchtchance, wenn wir erkannt werden sollten. Viele Autos gibt es in Sakaka nicht, und in den engen Gassen und draußen in der Wüste hängen wir sie gleich ab.«
    »Zeig mal deinen großen Hypnosetrick. Wie willst du eigentlich jemanden einen hypnotischen Befehl geben, wenn du die Landessprache nicht beherrschst?«
    »Indem ich mit Hilfe meines Amulettes meinen Willen übertrage, du Schlaumeier. Auf geistigem Weg.«
    »Entschuldige, daß ich New Yorker Banause nicht von allein darauf gekommen bin.«
    Zamorra und Bill hatten leise hinter dem Tuch hervor gesprochen, das ihre untere Gesichtshälfte bedeckte. Niemand hatte bemerkt, daß sie sich überhaupt unterhielten. Die beiden Männer gingen zum Stand eines Silberschmiedes. Zamorra zog sein Amulett unter dem Burnus hervor.
    Er tat, als ob er es dem Silberschmied verkaufen wolle. Der Mann, ein würdiger Greis mit weißer Dschellaba, starrte darauf, schaute fragend in Zamorras Augen. Er sah, daß er ein Kleinod vor sich hatte, und es erstaunte ihn, in der Hand eines Beduinen etwas so Kostbares zu sehen.
    Zamorra begegnete seinem Blick. Seine Augen waren wie Stahl, und sie zwangen seinem Gegenüber seinen Willen auf. Das Gesicht des Silberschmiedes entspannte sich. Nach wenigen Sekunden schon war er in Trance verfallen.
    Zamorra übermittelte ihm, was er von ihm wollte. Seine Gedanken strömten auf den Silberschmied über, wobei das silberne Amulett eine metaphysische Brücke bildete. Der Silberschmied nickte, als Zamorra von ihm verlangte, ihn in zwei Stunden am Dattelpalmenhain südwestlich von der Stadt zu treffen.
    Dann wandte Zamorra sich ab. Für einen Außenstehenden schien es ganz so, als habe der Silberschmied kein Kaufinteresse gezeigt. Zamorra und Bill gingen zu ihren Pferden. Der Basarplatz war von Stimmengewirr erfüllt, die Luft von tausenderlei Gerüchen geschwängert.
    Die beiden Männer mit den hellen Burnussen saßen auf. Bills Roß bäumte sich auf der Hinterhand auf und wieherte in den heißen Himmel. Um ein Haar wäre Bill aus dem Sattel gefallen.
    »He, Zamorra!« rief er. »Dieser Hafermotor bockt!«
    Die ganze Zeit hatte er daran gedacht, sich nicht zu verraten. Jetzt überlegte er nicht und sprach Englisch. Ein paar Leute hatten es gehört. Der stämmige Kunstschmied mit dem staubigen roten Fes unter dem Sonnendach deutete zuerst auf Zamorra und Bill und schrie los.
    »Das sind gar keine Beduinen! Das sind Fremde, Ungläubige!«
    Zamorra und Bill verstanden den Wortlaut nicht, aber sie konnten sich denken, was der Mann rief. Das arabische Wort für Ungläubiger – Giaur – kannten sie. Jetzt hallte es über den ganzen Basarplatz.
    »Giaur! Giaur!«
    Topf- und Pfannenhändler schlugen ihre Kupferpfannen gegeneinander. Verschleierte Frauen kreischten. Gassenbuben warfen Steine und Dreck, und Männer ballten drohend die Fäuste. Das war keine normale Reaktion mehr. Anwari al Dschabir hatte eindeutige Befehle erteilt für den Fall, daß sich Fremde in die Stadt einschleichen sollten.
    Die Einwohner von Sakaka fürchteten Anwari und seine Mumiengarde derart, daß sie die Anweisungen des Gewaltherrschers erfüllen wollten, um nur ja keine Repressalien auf sich zu ziehen. Sie wandten sich gegen die Fremden.
    »Giaur! Giaur!«
    Am Stand eines Händlers bewaffneten sich Männer mit Messern und Dolchen. Andere packten Stangen oder Steine, drei sogar Dreschflegel, die ebenfalls zum Kauf angeboten wurden. Die Araber rückten in geschlossener Front näher.
    Bill wurde rot im Gesicht.
    »Ich Esel! Jetzt habe ich uns verraten. Wir müssen weg, Zamorra.«
    »Allerdings, du Schnelldenker. Wir schlagen diese Richtung ein. Nimm deine Pistole, für alle Fälle!«
    Das ließ sich Bill nicht zweimal sagen. Er holte die Colt Commander unter dem Burnus hervor. Zamorra spornte seinen Grauschimmel an, Bill seinen Braunen. Sie sprengten vom Basarplatz weg. Die Pferdehufe

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