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0077 - Das Phantom der Insel

0077 - Das Phantom der Insel

Titel: 0077 - Das Phantom der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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verteidigen.
    »Diese Schuld ist noch nicht beglichen«, beharrte Lo Sardo. »Ich bin der Urenkel jener mächtigen Männer, die ihr mit List und Gewalt niedergemacht habt. Ihr habt ihnen das Leben genommen, ihr habt ihre Frauen verführt, habt die Mauern ihrer Städte schleifen lassen. Ich bin in den Bergen geboren, so wie du. Aber unsere Wege haben sich gekreuzt, und du bist mir verfallen, Georghiu, Sohn eines Mörders, der du bist.«
    Dem Griechen schlotterten die Knie. Umsonst flehte er um sein Leben.
    »Hör auf zu winseln, griechischer Hund!« zischte Lo Sardo.
    Lifar Georghiu stand starr, völlig unbeweglich. Seine Stimme versagte.
    »Tritt zurück, Bauer!« herrschte der Dämon ihn an. Und kam näher.
    Georghiu machte keinen Schritt. Er schätzte, daß es nur sechs bis sieben Meter zum Abgrund waren.
    Aber Lo Sardo trieb ihn auf diesen Abgrund zu.
    Der Grieche stöhnte auf, verlegte sich wimmernd ein letztes Mal aufs Betteln, bot ihm einen Teil seiner Habe und seines Besitzes an.
    »Zu spät, Bauer!« donnerte Lo Sardo.
    Dann konnte Lifar Georghiu kein Wort mehr sagen.
    Er sah die Flamme in Lo Sardos Augen aufglühen. Die alles verzehrende Flamme des Hasses und der Rachlust. Ein unbeschreibliches Feuer, gewaltig und unbesiegbar.
    Die flammenden Blicke des Dämons bohrten sich in die Augen des Griechen, in seine Brust, und glühten wie heiße Nadeln um ihn.
    Dann verschwamm alles vor seinen Blicken. Die Gestalt vor ihm wurde zu einem einzigen Flammenstrahl. Lo Sardo schien nur aus diesen beiden, Feuer versprühenden Augen zu bestehen.
    Von Grauen geschüttelt wich der Grieche zurück.
    Er spürte nicht, wie Lo Sardo nachsetzte. Gewaltig umfing ihn die heiße Lohe, die aus den Augen des Geistes schoß.
    Dann fühlte er den Boden unter den Füßen weichen. Er schrie erst, als er mit beiden Beinen keinen Halt mehr hatte, als sein Körper durch die Luft geschleudert wurde.
    Ein langgezogener Schrei ging durch die Wälder, bevor der Körper des Mannes am Fuße der Schlucht aufschlug. Er kam direkt neben den rauschenden Wasserfall zu liegen.
    Nur wenige Minuten später löste sich eine schwere Gestalt, die aus dem Felsgestein zu kommen schien.
    Sie trat an den Toten heran, drehte ihn so, daß der Rücken zu sehen war.
    Lo Sardo zog zwei Stoffstücke aus seinem weiten schwarzen Gewand. Mit kleinen Nadeln heftete er sie auf den Rücken des Toten.
    Der obere Stoffteil zeigte den Buchstaben »G.«
    Der Grieche, hieß dieser Buchstabe.
    Der Grieche war tot, und der Buchstabe war dick durchgestrichen.
    Darunter, in einem Gemisch aus Grauweiß und Gelb, das lehmige Zeichen des Dämons. Ein großes »S«.
    Es stand, wie immer, für Lo Sardo.
    Der Geist der Sarden hatte wieder einmal ein Opfer gefunden. Er hatte getötet, ohne zu töten. Er hatte gesiegt.
    Er wandte sich ab, um dorthin zu gehen, wo sein nächstes Opfer wohnte.
    Es war nicht sehr weit.
    ***
    Sie kannten die Straße nach den Montes von ihrer gestrigen Fahrt.
    Und sie hatten ein Ziel, sie brauchten sich unterwegs nicht aufzuhalten.
    Als sie den Kamm des Felsenmassivs erreichten, sahen sie auf der anderen Seite, die sich nach Westen hin neigte, nicht nur Felsen und bewaldete Hänge.
    Vor ihnen tat sich ein Tal auf, und sie glaubten, sich auf einer Alm in der Schweiz oder in Österreich zu befinden.
    Tausende von bunten Sommerblumen standen auf satten Wiesen, und Scharen von Vögeln stoben vor ihnen auf, als sie diesen sanft abfallenden Hang betraten, allen voran Zamorra.
    »Den Aufstieg hätten wir uns sparen können«, stellte er fest. »Hier gibt es einen weit bequemeren. Wenn es nötig sein wird, nehmen wir morgen die andere Straße, um hier heraufzukommen.«
    »Aber hier sind keine Höhlen mehr«, sagte Marcello. »Wer sich also hier oben versteckt, ist nur von einer Seite her geschützt.«
    »Es ist fraglich, ob ein heranziehender Feind diese Weiden von unten aus erkennen kann«, gab Zamorra zurück. »Hier sind auch zu beiden Seiten Felsenhänge, und auch dort können sich Höhlen befinden. Wir wollen diese Seite untersuchen.«
    Systematisch machten sie sich an ihre neue Aufgabe. Hier, wo der Wald viel lichter war, konnten sie in größeren Abständen gehen. Sie verloren sich nicht aus den Augen.
    Eine Stunde verging, ohne daß sie etwas Nennenswertes gefunden hätten.
    Zamorra schlug vor, zurückzukehren, um den Kamm des Gipfels genauer zu untersuchen.
    »Hier finden wir nichts mehr, wenn wir weiter absteigen«, sagte er. »Ein kluger Mensch, der sich in

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