Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0077 - Der Mörder aus dem Nichts

0077 - Der Mörder aus dem Nichts

Titel: 0077 - Der Mörder aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder aus dem Nichts
Vom Netzwerk:
erlittenen Schock war er noch blaß um die Nase, aber man konnte vernünftige Antworten von ihm bekommen, sofern irgend etwas an dieser Geschichte überhaupt vernünftig war.
    »Erzählen Sie, wie es sich zugetragen hat«, forderte ich ihn auf. Er begann ganz am Anfang von dem Augenblick, da er heute morgen die Filiale betreten hatte. Wir hörten eine Menge Nebensächlichkeiten, aber über die Hauptsache wußte er nur zu sagen: »Und dann wurde ich von hinten niedergeschlagen.«
    Klar, daß uns eine solche schlichte Feststellung nicht befriedigte.
    »Haben Sie denn niemanden gesehen?« fragte Phil.
    »Haben Sie nicht irgend etwas Ungewöhnliches empfunden?« fragte ich.
    »Mann, Sie müssen doch irgend etwas von dem Kerl mitgekriegt haben, der Ihnen eins versetzte«, sagte Inspektor Cols.
    Aber der Kassierer wußte auf alle Fragen nur die Antwort: »Nein, nichts.«
    Wir ließen ihn erst in Frieden, als der Arzt meinte, es sei nun genug für ihn.
    »Na, Cotton«, sagte Cols, als wir ihn bei seiner Dienststelle absetzten, »haben Sie eine erleuchtende Idee für einen einfachen kleinen Polizeiinspektor?«
    »Machen Sie sich keine Gedanken, Cols. Wir nehmen Ihnen den Fall ab.«
    Er stieß einen leisen Pfiff aus. »Das FBI übernimmt einen Zwölftausend-Dollar-Fall? Was vermuten Sie dahinter?«
    »Ich habe keinen Schimmer, was herauskommen wird«, lachte ich. »Ich verspreche mir lediglich ein interessantes Ergebnis. Schicken Sie mir bitte den Bericht Ihres Technikers ins Hauptquartier.«
    »Schön, ich werde es veranlassen. Wenn Sie es herausbekommen haben, besuchen Sie mich und erzählen mir alles. Ich entkorke eine Flasche Whisky dazu.«
    Cols brauchte diese Flasche niemals zu öffnen.
    ***
    Den Bericht des Technikers erhielten wir bereits am anderen Morgen. Danach 'war der Kassierer mit einem Holzknüppel niedergeschlagen worden, und es wurde uns sogar mitgeteilt, daß das Holz von einer Ulme stammte, aber was nützte uns das schon? An der Tasche waren nur die Abdrücke des Kassierers gefunden worden. Einige verwischte Stellen ließen jedoch darauf schließen, daß sie außerdem von Händen berührt worden war, die in Handschuhen steckten.
    Nach der Art der Räume schien es praktisch ausgeschlossen, daß ein Fremder ungesehen eingedrungen und die Filiale ungesehen verlassen haben konnte, selbst dann nicht, wenn der Kassierer mit ihm unter einer Decke gesteckt haben sollte. Außerdem war nach ärtzlichen Aussagen der Hieb so kräftig gewesen, daß niemand sich einen solchen Schlag freiwillig verpassen läßt.
    Eine Zeitlang spielten wir mit dem Gedanken, daß Direktor Myers selbst seinem Angestellten nachgeschlichen war, ihn niedergeschlagen, das Geld an sich genommen und den Alarm erst ausgelöst hatte, als er wieder in seinem Zimmer war. Technisch waren die Voraussetzungen nach der Art der Alarmvorrichtung gegeben. Durch einen Kurzschluß konnte man sie auch in des Direktors Zimmer auslösen. Die gestohlenen Dollars konnte Myers innerhalb seiner Akten und Schränke versteckt haben, denn Cols Polizisten hatten zwar Leibesvisitationen, aber keine Hausdurchsuchung vorgenommen. Gegen diesen Gedanken sprach, daß Myers durch seine Glaswand nicht nur seine Angestellten beobachten konnte, sondern auch von ihnen gesehen wurde, und niemand hatte bei den Verhören angegeben, daß der Direktor irgendwann an diesem Vormittag zeitweise nicht in seinem Zimmer gewesen sei.
    Zur Vorsicht überprüften wir Mr. Myers’ Privatleben. Es ergaben sich keine Anhaltspunkte. Er führte ein erstklassiges Familienleben mit seinen zwei Kindern und seiner pummeligen Frau, die er »Mäuschen« zu nennen pflegte. Sein Bankkonto war nicht dick, sein Eigenheim war bis auf einen geringen Rest bezahlt. Er spielte nichts außer Tischtennis mit seinen Kindern, und er besaß keine andere Leidenschaft, als alljährlich den Nachbarschaftspreis für den schönsten Vorgarten in seiner Straße zu gewinnen.
    Und selbst wenn Direktor Myers eine teure Freundin so gut verborgen hielt, daß sie unseren Nachforschungen entging, dann blieb noch immer das eine große Rätsel: Warum wurden zwölf tausend Dollar gestohlen, wenn zweihunderttausend griffbereit lagen?
    Phil kaute ständig an diesem Brocken herum, ohne ihn kleinzukriegen.
    »Der Mann muß verrückt gewesen sein!« rief er mehreremal am Tage aus.
    »Vielleicht hatte er nur für zwölf tausend Dollar Schulden!«
    Phil sah mich mitleidig an.
    »Wenn du der Betreffende gewesen wärst, hättest du

Weitere Kostenlose Bücher