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0077 - Der Mörder aus dem Nichts

0077 - Der Mörder aus dem Nichts

Titel: 0077 - Der Mörder aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder aus dem Nichts
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nicht zu Ihnen gekommen, Professor, daß sie mir bei der Aufklärung helfen, sondern ich muß unbedingt Virginia sprechen. Bitte, vermitteln Sie.«
    Der alte Herr stieß einen Pfiff aus.
    »Ob ich mich dazu eigne? Ich kann nichts versprechen, Lesly. Ich werde mich heute bei den Cailleaus mal sehen lassen. Vielleicht kann ich herausbekommen, was Virginia über Sie denkt. Kommen Sie morgen wieder, Lesly! Ich berichte Ihnen dann.«
    Toomin machte sein Versprechen wahr und besuchte am Nachmittag das Haus der Cailleaus.
    Miß Creigh fing ihn ab und klagte ihm wortreich, welchen Ärger und wieviel Umstände sie mit Virginia, dem Haus und diesen beiden jungen Leuten gehabt habe, die sie jetzt zum Glück hinausgeworfen habe. Sie verlor kein Wort über die unheimlichen Ereignisse, und Toomin war erstaunt, daß eine Frau, die sonst soviel schwätzte, so gut schweigen konnte.
    Schließlich gelang es ihm doch, Virginia zu sprechen, und zwar allein. Er fand sie nachdenklich, aber nicht mehr verzweifelt.
    »Lesly Ruggin besuchte mich heute morgen«, warf der Professor nach der Begrüßung lässig hin.
    Die Wangen des Mädchens röteten sich.
    »Hat er Ihnen etwas für mich aufgetragen, Professor?«
    »Er möchte Sie sprechen.«
    Virginia schwieg einige Minuten lang.
    »Sie wissen also Bescheid, was sich hier ereignet hat?« fragte sie dann.
    Als Toomin nickte, fuhr sie fort: »Ich habe immerzu darüber nachgedacht. Gleich nach Bobos Tod befand ich mich in einer richtigen Panik und habe alles geglaubt, was gegen Lesly sprach. Aber das hat sich inzwischen geändert. Ich bin ruhiger und vernünftiger geworden. Und ich will diesen Dingen auf den Grund kommen. Lesly soll mir beweisen, daß er unschuldig ist. Er hat einen Anspruch darauf, daß ich ihm Gelegenheit dazu gebe. — Ich werde morgen früh ausreiten. Professor, wollen Sie ihm ausrichten, daß ich um elf Uhr am alten Platz sein werde? — Er weiß dann schon Bescheid.«
    »Gut, ich mache es, obwohl ich mir in dieser Rolle verdammt komisch vorkomme. Hoffentlich erfährt Miß Creigh nichts. Sie würde mir den Kopf abreißen.« Er lachte, fuhr aber, gleich wieder ernst werdend, fort: »Sie wünschen natürlich, daß Mr. Ruggin sich rechtfertigen kann?«
    »Ja«, antwortete das Mädchen ohne Bedenken.
    Toomin brummelte noch einiges vor sich hin, machte kleine Witzchen und verabschiedete sich dann.
    Als er nach Hause ging, begegnete er, nur wenige Yard von dem Haus der Cailleaus entfernt, Charles Fenner.
    Der Student kam auf ihn zu. Nach kurzer Begrüßung fragte er gleich: »Waren Sie bei den Cailleaus, Professor? Haben Sie Virginia gesehen?« Toomin bejahte.
    Fenner druckste herum, bevor er sagte: »Hören Sie, Professor, ich möchte Sie um einen Gefallen bitten. Ich möchte…«
    »Stop, Fenner«, unterbrach Toomin. »Ich habe mich schon einmal breitschlagen lassen, den Postillon d’amour zu machen Ich tu’s nicht zum zweitenmal. Die Rolle steht mir nicht, finde ich.«
    Charles Fenner verstand. Sein Mund wurde schmal.
    »Entschuldigen Sie, Professor«, sagte er knapp. »Hatte Ihre Mission Erfolg?« Toomin war nicht unempfänglich für die Schadenfreude, die von Altersbosheit genährt ist.
    »Ja, ich hatte Erfolg«, antwortete er. »Ihr Freund scheint den dickeren Stein im Brett zu haben. Machen Sie sich nichts daraus, Charles. Hübsche junge Mädchen gibt’s massenhaft.«
    Er klopfte dem jungen Mann flüchtig auf die Schulter und ging weiter seinem Haus zu.
    ***
    Die Aussicht auf das Wiedersehen mit Lesly Ruggin belebte Virginia. Sie nahm an der Abendmahlzeit im Wohnzimmer teil, und sie blieb länger unten. Sie sprach sogar mit der Tante. Es war elf Uhr, als alle zu Bett gingen.
    Miß Creigh war herzlich wie selten und begleitete ihre Nichte bis zur Tür des Schlafzimmers.
    Als Virginia das Licht anknipste, sah sie auf dem Kopfkissen ihres Bettes einen kleinen dunklen Fleck. Von der Tür aus sah er aus wie ein Insekt, ein Käfer oder so etwas, aber als sie nahe genug herangekommen war, erkannte sie, daß es ein Fetzen eines braunen Leinenstoffes war, nicht größer als ein Daumennagel.
    Sie entfernte das Stoffstückchen achtlos. Es fiel ihr nicht einmal sofort ein, daß sie einen gleichen Schnipsel an jenem Abend gefunden hatte, an dem Ruggins Pfiff auf dem Korridor ertönt war. Erst als sie bereits im Bett lag, begannen ihre Gedanken um das Stückchen braunen Leinens zu kreisen. Sie wußte, daß sie schon einmal einen Fetzen gefunden hatte, aber sie erinnerte sich nicht,

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