Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0077 - Der Mörder aus dem Nichts

0077 - Der Mörder aus dem Nichts

Titel: 0077 - Der Mörder aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder aus dem Nichts
Vom Netzwerk:
wann es gewesen und welche Bewandtnis es damit gehabt hatte. Sie fühlte nur, daß von diesem braunen Leinen eine undeutliche Bedrohung ausging.
    Trotz dieser Gedanken fiel sie schließlich in einen leichten und unruhigen Schlaf.
    Sie erwachte mitten in der Nacht mit dem Gefühl, daß sich irgend etwas Femdes und Unheildrohendes in ihrem Zimmer befand. Mit einem Ruck setzte sie sich in ihrem Bett auf und starrte mit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit.
    Sie sah nichts, aber dann stockte ihr Herzschlag, denn leise, aber doch unverkennbar im Zimmer ausgestoßen, ertönte Lesly Ruggins Pfiff.
    »Lesly«, stammelte Virginia. Sie glaubte, es laut zu sagen, aber die Worte waren fast unhörbar.
    Im nächsten Augenblick packte sie so unsäglich ein Grauen, daß ihre Kehle davon wie von einer Faust zugeschnürt wurde. Sie wollte schreien, aber kein Laut außer einem tonlosen Röcheln kam über ihre Lippen.
    Vor dem Fußende ihres Bette3 schwebte im Zimmer ungefähr in Mannshöhe ein grünlich phosphoreszierender Totenkopf. Die Knochen, die Zahnreihen, die Augenhöhlen waren deutlich zu sehen. Das alles schimmerte schwach aus sich heraus. Links und rechts neben dem Schädel schwebten in gespreizter Haltung zwei Knochenhände.
    Die Augenhöhlen waren genau auf Virginia gerichtet. Jetzt verschoben sich die Zahnreihen. Der Unterkiefer bewegte sich. Drei Töne eines Pfiffes ertönten, Ruggins Pfiff, und es war kein Zweifel, daß es der Schädel war, der diese Pfiffe ausstieß.
    Der Krampf um Virginias Hals löste sich. Die Luft strömte durch ihre Kehle. Sie schrie — schrie gellend.
    Etwas klirrte zu Boden. Die Erscheinung verschwand.
    Schreiend suchte das Mädchen nach dem Knopf der Nachttischlampe — fand ihn. Das schwache Licht flammte auf.
    Bevor Virginia aus dem Bett springen konnte, wurde die Tür aufgerissen. Ellen Creigh stürmte herein.
    Das Mädchen stürzte sich haltlos schluchzend in die Arme der Frau.
    So zornig Ellen Creigh war, so spürte sie doch die echte Erschütterung ihrer Nichte.
    »Sei ruhig, Virgie«, flüsterte sie. »Was war?«
    »Der Kopf!« brachte Virginia nur heraus. »Der schreckliche Kopf!«
    »Du hast geträumt. Beruhige dich.«
    »Nein, es war kein Traum, nein! Ich sah doch…«
    Plötzlich löste sie sich von der Tante, sah sie mit aufgerissenen Augen an und sagte mit verzerrtem Mund: »Tante Ellen, werde ich verrückt?«
    »Welch ein Unsinn, mein Herz!« rief Miß Creigh und zog sie wieder an sich.
    Plötzlich schrie Virginia so gellend auf, daß Miß Creigh zusammenfuhr.
    »Die Tür, Tante, die Tür!«
    Ellen Creigh drehte sich um.
    »Was ist mit der Tür?«
    »Sie hat sich bewegt! Ich habe es genau gesehen!«
    »Unsinn! Ich ließ sie auf, als ich hereinkam.«
    »Nein, nein, ich sah genau, daß sie sich weiter öffnete!«
    »Liebling, - du bist wirklich ungewöhnlich erregt«, sagte Ellen Creigh. »Ich werde sofort den Arzt anrufen. Ich…« Sie stockte, sie hatte sich ihrer Nichte wieder zugewandt, und sie sah, daß Virginia einen Arm ausstreckte und ihr Gesicht den Ausdruck höchsten Entsetzens dabei annahm.
    »Da — da…« stammelte sie. »Der braune Stoff! Wieder der braune Stoff!« Ellen Creigh folgte der Richtung der zeigenden Hand. Auch sie sah vor der Türöffnung den kleinen braunen Fleck.
    »Ein Stückchen Stoff!« rief sie. »Um Himmels willen, was soll dabei sein?«
    Sie hörte einen Seufzer, drehte sich rasch um, aber sie kam zu spät, um Virginia aufzufangen. Ohnmächtig sank das Mädchen zu Boden.
    Mammy Do und der Diener kamen. »Schnell den Doktor!« befahl Miß Creigh.
    »Soll ich auch die Polizei benachrichtigen?« fragte Anthony mit der Gemessenheit, die ihn auch in solchen Situationen nicht verließ.
    »Nein, nur den Arzt«, wurde er angeherrscht. »Rasch!«
    Er verneigte sich leicht, ging hinaus und lief in die Diele des Parterres, wo sich das Telefon befand.
    Er wählte die Nummer des Arztes, und als dieser sich nach einigen Sekunden meldete, sagte Anthony: »Hier spricht der Diener von Mr. Cailleau. Würden Sie bitte sofort kommen, Doktor? Miß Virginia hat eine Art Unfall gehabt.«
    Er legte auf, zögerte einige Sekunden und nahm dann den Hörer zum zweitenmal ab.
    »55. Revier«, meldete sich eine kräftige Männerstimme.
    Anthony dachte an Miß Creigh und die Folgen, die dieser Anruf für ihn haben konnten, aber er ermannte sich und sagte sachlich: »Anthony Helm am Apparat, Diener bei Mr. Cailleau. Wir haben hier eine Reihe unerklärlicher Vorfälle gehabt. Ich

Weitere Kostenlose Bücher