0077 - Der Mörder aus dem Nichts
Sie solchen Stoff im Haus?«
»Ich glaube nicht, aber wenn Sie ganz sicher gehen wollen, so müssen Sie Mammy Do, die Köchin, fragen.«
Ich steckte die Stoffstücke ein.
»Miß Creigh, ich muß Sie bitten, uns alles sehr genau zu erzählen«, sagte ich ernst. »Lieber würde ich Ihre Nichte befragen, aber ich fürchte, daß sie noch nicht dazu in der Lage ist.«
Mein Ernst machte sie unsicher.
»Wenn Sie es für nötig halten, bitte.« Wir erfuhren alle Einzelheiten, die sie selbst wußte. Natürlich brach sie immer wieder zur Seite aus und neigte dazu, die Erlebnisse ihrer Nichte als Nervensache darzustellen, aber ich brachte sie schließlich dazu, sich an die Facts zu halten.
Anschließend verhörten wir die Köchin und den Diener. Keiner von ihnen konnte unmittelbare Wahrnehmungen berichten. Immer nur hätten sie das Jaulen des Hundes und die Schreie des Mädchens gehört. Den Körper des toten Hundes allerdings ' hatten sie gesehen, und es gab keinen Zweifel daran, daß das Tier auf ziemlich bestialische Weise mit einem Messer abgeschlachtet worden war. Das Messer selbst war mit vergraben worden. Wenn wir es benötigten, würden wir es wieder ausbuddeln können, aber das verschob ich auf später.
Noch einmal befragte ich Miß Creigh über die Familienverhältnisse und die Freunde des Hauses. Sie nannte mir die Namen des Professors Toomin und einer Anzahl von Herren und Damen, die hin und wieder zum Bridge kamen.
»Haben Sie Mr. Cailleau von den Vorkommnissen unterrichtet?« fragte ich.
»Erst heute morgen habe ich ein Telegramm geschickt, in dem ich allerdings nur Virginias schlechten Gesundheitszustand angedeutet habe. Ich habe meinen Schwager gebeten, zu kommen, falls es ihm möglich ist.«
»Warum soll es ihm nicht möglich sein?«
»Virginias Vater arbeitet im Forschungszentrum der Armee. Ich weiß nicht einmal seine genaue Adresse, sondern richte meine Briefe an die Nummer einer Armee-Dienststelle.«
»Wenn Mr. Cailleau kommen sollte, so möchte ich ihn unbedingt sprechen.« Ich nannte ihr meine Telefonnummer. »Sie müssen aber damit rechnen, Miß Creigh, daß wir Sie noch einmal belästigen werden.«
Wir verabschiedeten uns.
»Ich bin neugierig, Cotton«, sagte Lieutenant Stunt, als wir auf der Straße standen.- »Stockt mehr dahinter als die Hysterie eines Frauenzimmers?«
»Jedenfalls so viel, daß das FBI die Untersuchungen weiterführt.«
Er pfiff leise durch die Zähne. »Also ’ne dicke Sache?«
Ich konnte ihm die Frage nicht beantworten. Ich wußte die Antwort darauf selbst nicht. Phil steuerte den Wagen nach New York zurück.
»Nicht zum Hauptquartier«, sagte ich. »Fahre zum Sanatory.«
Er warf, mir einen Seitenblick zu, sagte aber nichts, sondern fuhr zu der Krankenanstalt.
Ich verlangte nicht den Chefarzt oder sonst einen der leitenden Männer, sondern erkundigte mich nach dem Magazinverwalter. Ich fand ihn in den Kellerräumen von Gebäude 4. Er war ein Kriegsverletzter mit nur einem Bein.
Sorgfältig legte ich die beiden Stoffstückchen aus der Villa in Calderwood auf seinen Schreibtisch.
»Haben Sie solchen Stoff in ihrem Magazin?« fragte ich.
Er warf nur einen flüchtigen Blick darauf.
»Selbstverständlich«, antwortete er. »Die Anstaltsanzüge unserer Kranken sind aus diesem Material. Braunes Leinen!«
»Kein Irrtum möglich?«
»Vergleichen Sie selbst!« Er hinkte in das Magazin und kam mit einem Anstaltsanzug zurück. Kein Zweifel, daß die Stoffstücke und der Anzug vom gleichen Material waren.
»Fehlt Ihnen ein Anzug?«
»Nein«, antwortete er sicher. »Meine Buchführung stimmt. Wir haben erst vor zwei Tagen Inventur gemacht.«
Ich dankte für die Auskünfte.
»Das war interessant«, sagte Phil auf dem Weg zum Hauptquartier. »Welchen Schluß ziehst du daraus?«
»Noch keinen! Jedenfalls bestehen zwischen den ungeklärten Ereignissen in Calderwood und dem Ausbruch Zusammenhänge.«
»Aber alle Irren wurden wieder eingefangen.«
»Es ist Stoff von einem Anstaltsanzug, Phil. Es muß ein Sinn dahinterstecken, daß wir ihn in Calderwood fanden. Wir werden sehen, was der Stahlstreifen zu bedeuten hat.«
Im Hauptquartier gingen wir sofort zum technischen Laboratorium.
Unsere Techniker machten sich über das Material her. Für uns wurde die Untersuchung eine Enttäuschung. Keine Fingerabdrücke. Auch sonst war physikalisch nichts Besonderes an dem Stahlblech festzustellen.
Anschließend beschäftigte sich der Chemiker damit. Er wusch das Blech in
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