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008 - Der schlafende König

008 - Der schlafende König

Titel: 008 - Der schlafende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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aus alter Zeit, die er am Seeufer gesehen hatte, war die Villa in einem erstklassigen Zustand. Nun kannte er den Grund dafür: Sie wurde von einer disziplinierten Sekte instand gehalten, die sich auf uralte Riten und Gebräuche stützte.
    Irgendwann wenn Achmaz' Aussage stimmte, vor über sechzehn Generationen hatten die Angehörigen dieser Sekte das Gebäude zu ihrem Hauptquartier erkoren. Die Stahltüren hatten ihn vermuten lassen, dass sich in der Tiefe des Gemäuers etwas befand, das man zur Zeit des Hausbaus in den Villen besser betuchter Kreise alle naselang hatte finden können: ein »atombombensicherer« Bunker.
    Er hatte sich nicht geirrt. Das was er im ersten Raum, in den sie vordrangen, zu sehen bekam, sagte ihm genug: Vor ihm stapelten sich in Kunststofffolie eingeschweißte Kisten und Kästen bis an die Decke. Laut der Aufschriften enthielten sie Trockenfutter aller Art.
    »Was ist das?« fragte Aruula.
    »Magare«, sagte Matt. »Essen.«
    Aruula stieß fassungslos die Luft aus. So viel Magare hatte sie noch nicht auf einem Haufen gesehen. In der Gegend, aus der sie kam, war seit Generationen Schmalhans Küchenmeister und das Leckerste, was sich auf den Spießen über den Feuern drehte, war das Fleisch mutierter Libellen.
    Im nächsten Raum stieß Matt auf mehrere Tanks. Sie waren so groß wie Eisenbahnwaggons und über dicke Spezialkabel mit irgendwelchen Geräten verbunden. Überall summte und brummte es. Die Temperatur betrug etwa 21 Grad. Hinter jeder Tür, die er öffnete, ging automatisch das Licht an. Er war fassungslos. Wo stand der Generator? Wieso funktionierte er noch? Was verstanden die Villenbewohner von einer Technik, die aus dem
    21. Jahrhundert stammte? Wie waren sie an das Wissen gelangt, das man brauchte, all diese Anlagen zu bedienen?
    Die Antwort auf diese Frage erhielt er im nächsten Raum, dessen rechte Wand von einem leeren und einem vollen Waffenschrank eingenommen wurde. In Regalen daneben stapelten sich Dutzende von Munitionskisten für Gewehre und Handfeuerwaffen. In der Mitte des Raumes ragte die gewaltige metallene Hülle einer autarken Stromversorgung auf, an deren Frontseite, von fünf dünnen Metallgreifern umfasst, ein großer Trilithiumkristall strahlte. Eine Energiequelle, die weit länger als fünfhundert Jahre aushalten konnte.
    Matt kratzte sich am Kopf. Das war einfach unfassbar. Sein Blick wanderte über die Ausstattung. Ein Metallschreibtisch, leicht verkratzt. Darauf ein Flachbildschirm der letzten Generation ohne Tastatur. Es musste einer jener sündhaft teuren VoiceComps sein, die zu seiner Zeit fast nur in Chefetagen in Betrieb gewesen waren.
    Auf dem Bildschirm bewegte sich etwas: eine ringförmige Raumstation und ein einsamer Astronaut in einem weißen Raumanzug. Ein Bildschirmschoner. Die Flatscreens des Jahres
    2012 waren zwar nicht mehr auf sie angewiesen gewesen, aber manche Leute schätzten derlei nostalgische Spielereien.
    Aruula blieb fasziniert vor dem sich bewegenden Bild stehen. Sie fasste sich an den Kopf, dann umrundete sie den Schirm, musterte seine flache Rückseite und schaute Matt mit fragender Miene an.
    Wie sollte er ihr erklären, was es mit dem Bildschirm auf sich hatte? Nicht mal seine studierte Ex-Frau Liz hatte verstanden, wie Computer funktionierten. Und Aruula hatte nicht mal eine Klippschule besucht.
    »Es ist keine Zauberei«, sagte er. »Es ist eine Maschine, die Menschen gebaut haben.«
    »Ich habe das schon mal gesehen!«
    »Was?!« Matts Kopf ruckte hoch.
    »Gestern Nacht. Beim Lauschen.« Aruula deutete auf die Raumstation. »Solche Dinger… Sie haben Feuer gespuckt. Und diese kleinen Menschen«, sie zeigte auf den Astronauten, »habe ich auch gesehen. Sie trugen Gewehre in den Händen.«
    Matt runzelte die Stirn. Bestand etwa die Möglichkeit, dass ihr sechster Sinn Kontakt mit dem Bildschirmschoner aufgenommen hatte?
    Das war doch nicht möglich…!
    Hinter ihnen wurde heftiges Donnern laut. Matt fuhr herum. Waren die Guule in die Villa eingedrungen?
    Es dauerte drei Sekunden, bis er erkannte, dass das Donnern keine Schüsse waren. Irgendjemand schlug mit einem schweren Gegenstand gegen den Eingang des Bunkers. Matt eilte zurück zur Tür und lauschte angestrengt. Die Schüsse im Freien schienen verstummt zu sein. Er hörte kein,Kampfgeschrei mehr. Die Garde des schlafenden Königs hatte dem Feind wohl auch diesmal seine Grenzen aufgezeigt. Und nun wollten sie sich um die Eindringlinge kümmern, die in ihr Allerheiligstes

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