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008 - Der schlafende König

008 - Der schlafende König

Titel: 008 - Der schlafende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Bildschirmschoner verschwand, und eine röchelnde Stimme, die so klang, als pfiffe ihr Besitzer sich täglich hundertzwanzig Zigaretten ein, sagte: »Hier ist Vader. Bitte identifizieren Sie sich.« Vader?
    Von der plötzlichen Stimme alarmiert, ging Aruula sofort in Kampfstellung und streckte ihre Schwerthand aus. Matt gab ihr mit einem Wink zu verstehen, dass sie sich nicht zu fürchten brauchte. Dann sagte er: »Hier ist Commander Matthew Drax, US Air Force.«
    »Willkommen, Commander Matthew Drax, US Air Force«, röchelte Vaders grabesdumpfes Organ. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich brauche Auskünfte«, sagte Matt. »Als Erstes: Seit wann ruht Mr. De Broglie in seiner Kryokammer?«
    »Seit dem 8. Februar 2012«, erwiderte Vader.
    Ah, dachte Matt. Er ist also am Tag der Katastrophe in den Winterschlaf gegangen.
    »Wie lauten die Befehle bezüglich seiner Reanimation?« fragte er laut.
    »Er wollte nach exakt hundert Jahre aufgetaut werden«, lautete Vaders Auskunft.
    »Warum ist dies nicht geschehen?«
    »Es wurde umdisponiert.«
    »Von wem?«
    Auf dem Screen blitzte für den Bruchteil einer Sekunde eine stilisierte Sanduhr auf, als der Computer nach dem abgefragten Eintrag suchte.
    »Bruno Mötzli der Erste.«
    »Wer ist Bruno Mötzli der Erste?«
    »Bruno Mötzli, geboren am…«
    »Danke, das reicht«, unterbrach Matt. »Wann hat er umdisponiert?«
    »Im Dezember des Jahres 2111.«
    »Drei Monate vor dem Termin? Warum?« Wieder blitzte die Sanduhr auf.
    »Im Jahr 2111 herrschte ein besonders kalter Winter«, sagte Vader. »Bruno Mötzli und die seinen wurden von einem Heer der Nüssli-Sippe belagert. Man konnte den Tempel nicht verlassen, um Brennholz zu beschaffen. Und da die Temperaturen im Tempel deutlich unter Null lagen, entschloss er sich, Mr. De Broglie nicht zu wecken.«
    »Verstehe«, sagte Matt. »Und warum hat er ihn nicht auftauen lassen, als die Lage besser war?«
    »Er konnte es nicht mehr tun«, sagte Vader röchelnd. »Leider wurde er kurz darauf getötet, ohne dass er seinen Nachfolger instruieren konnte.«
    »Warum hat später niemand die Umdisponierung aufgehoben?«
    »Niemand hat davon gewusst«, sagte Vader.
    »Du hast davon gewusst.«
    »Mich hat niemand gefragt.«
    Matt fasste sich an den Kopf. Er dachte nach.
    »Nächste Frage: Ist es mir gestattet, Bruno Mötzlis Eingabe zu widerrufen?«
    »Dies ist möglich«, sagte Vader.
    »Dann widerrufe ich sie hiermit und ordne an, dass Mr. De Broglie auf der Stelle reanimiert wird.«
    »Zu Befehl, Commander.«
    In De Broglies schwarzer Kiste knarrte es. Aruula fuhr mit dem Schwert in der Hand zu ihr herum. Dann hob ein großes Surren und Gluckern an.
    »Wie lange wird der Tauvorgang dauern?« fragte Matt.
    »Ab jetzt zwei Stunden, sechzehn Minuten.«
    »Fein«, sagte Matt, warf noch einen Blick auf De Broglie und wandte sich dann wieder dem Computer zu. »Was kannst du mir sonst noch über Bruno Mötzli und seine Sippe berichten?«
    »Ich könnte Ihnen das virtuelle Tagebuch der Mötzlis einspielen«, erwiderte der Computer.
    »Soll ich?«
    »Ich bitte darum«, sagte Matt. Dann setzte er sich auf eine Kiste, die laut Aufschrift eine Mozartbüste enthielt, und richtete den Blick konzentriert auf den Bildschirm.
    ***
    COMPUTER-TAGEBUCH: RUEDI MÖTZLl (2510)
    Der Kampf um die Vorherrschaft im Kantoyn Züri tobt seit dem Ende der Eiszeit schlimmer als je zuvor. Unsere Widersacher, die Grauen Eminenzen aus der Goldenen Gruft, beharren darauf, dass der Tempel des schlafenden Königs rechtmäßig ihnen gehört und lassen nichts aus, um ihre Forderung mit Hilfe von in ihrem Sold stehenden Truppen aus fernen Ländern durchzusetzen.
    Wie ich in Erfahrung gebracht habe, berufen sie sich auf ein Dokument, das besagt, sie hätten als Sachwalter des sogenannten
    »Finanzamts« vor siebzehn Generationen den Auftrag erhalten, beim Besitzer des Tempels eine Summe von sogenannten »250.000 Fränkli« einzutreiben.
    Da sie diese jedoch nicht erhalten hätten, seien sie verpflichtet, den Tempel als Gegen- leistung für die Nichtzahlung als Pfand in Gewahrsam zu nehmen zuzüglich sogenannter
    »Zinsen« in Höhe von »20 Millionen Fränkli 23«.
    Da weder ich noch sonst jemand weiß, was
    »Fränkli« sind, und kein Mensch eine Ahnung hat, was ein »Finanzamt« sein könnte, müssen wir davon ausgehen, dass die lange Kälteperiode der Grund für die heftige geistige Umnachtung ist, der die Nüssli-Sippe befallen hat. Dass man von uns verlangt, alle im Tempel

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