0081 - Die Hexe von Los Angeles
hatte.
Besonders der Filmstar hatte Zeter und Mordio geschrien und die ganze Welt verklagen wollen. Aber Smithers war auch mit ihm fertiggeworden. Mit dem Hinweis auf ein geheimes Dossier, in dem Informationen über den Filmstar standen, die nie an die Öffentlichkeit gelangen durften.
Der Einfluß des Gouverneurs, der im Hintergrund spürbar war, hatte ein übriges bewirkt. Smithers fragte sich, ob der rotbärtige Hüne Thor wirklich eine germanische Gottheit war, wie Zamorra gesagt hatte.
»Ein schöner Gott!« sagte Smithers, als er im Lift nach unten fuhr. »So ein röhrender Kraftprotz!«
Ausgerechnet ein methodistischer Priester fuhr mit Smithers im Aufzug nach unten. Er schaute ihn mißbilligend an und schüttelte verweisend den Kopf. Anscheinend glaubte er, Smithers sei Mitglied irgendeiner obskuren Sekte.
***
»Ich habe Hunger!« schrie Thor. »Und Durst! Wo ist Met?«
Er schlug mit der Faust auf ein Salontischchen, das krachend zusammenbrach. Bill Fleming hatte in der Hotelküche schon Steaks bestellt. Zamorra öffnete die Hausbar.
»Met haben wir nicht, Thor. Aber ich kann dir einen anderen Drink geben.« Thor trat an den Barschrank und betrachtete mißtrauisch die Flaschen.
»Was ist das für ein Zeug? Warum gibt es hier keinen Met?«
»Er ist aus der Mode gekommen«, sagte Bill Fleming, der schon ziemlich geschlaucht war. »Aber besonders den Bourbon kann ich dir empfehlen. Das ist mein Lieblingsgetränk. Zamorra bevorzugt alten Kognak.«
Thor musterte Bill Fleming, als halte er nicht für möglich, daß dieser in Bezug auf Getränke einen vernünftigen Geschmack haben könnte.
»Gib mir von diesem Bourbon«, verlangte er.
Bill schenkte dem Asen einen Doppelten ein. Thor rollte wütend mit den Augen.
»Was soll denn das? Schenk das Glas ganz voll. Ich will nicht nur einen Fingerhüt voll trinken.«
»Das Zeug ist sehr stark, Thor.«
»Du sollst einschenken, du Neidling!«
Bill Fleming kannte Thors hitziges Temperament. Er goß das Glas randvoll. Thor nahm es, roch an dem alten Bourbon. Dann öffnete er den Mund und schüttete das ganze Glas in die Kehle. Zamorra und Bill Fleming beobachteten ihn.
Der Ase schnappte nach Luft. Seine Augen quollen vor wie bei einem Karpfen auf dem Trockenen. Ein Krächzen drang aus seiner Kehle. Das Gesicht lief rot an. Thor tastete nach seinem Hammer.
Er rang nach Luft.
Zamorra und Bill Fleming waren darauf vorbereitet, in Deckung zu gehen. Aber Thor gewann seine Fassung wieder. Er hatte den leichten Sommermantel abgelegt. Er trug nur einen Fellschurz, lederne Gamaschen und wadenhohe Stiefel aus Bärenfell mit der Fellseite nach außen.
Sein muskelstrotzender Oberkörper war nackt. Thor war der größte und stärkste Mann, den Zamorra und Bill Fleming je gesehen hatten. Sie waren beide auch nicht klein, aber neben Thor kamen sie sich vor wie Zwerge.
Der Donnergott hatte Schultern, die kaum durch eine normale Tür paßten, und einen gewaltigen Brustkorb. Er war mit schwellenden Muskeln bepackt und brachte gewiß zweieinhalb Zentner auf die Waage.
Er war eine Urgewalt, ein Naturereignis. Zum Glück hatte er eingesehen, daß es besser war, sich auf dieser Welt an Zamorras Ratschläge zu halten, im allgemeinen jedenfalls, weil es sonst ständig Schwierigkeiten gab. Sogar die Fahrt im Polizeibus, die Einkerkerung in einer Zelle und später eine Aufwärtsfahrt im. Lift hatte Thor über sich ergehen lassen.
Aber es kochte unter der Oberfläche der Ruhe, die er zeigte, und ab und zu brach sein vulkanisches Temperament durch.
Thor hieb sich mit den mächtigen Fäusten an die Brust.
»Ah, das ist ein Getränk! Das wärmt den Magen, das geht durch und durch! Das ist noch viel besser als Met! Gib mir mehr von diesem Bourbon, Bill Fleming.«
Bill schaute Zamorra an, der zustimmend nickte. Der Bourbon würde Thor hoffentlich etwas beruhigen. Als die Steaks gebracht wurden — Zamorra hatte in weiser Voraussicht für Thor gleich fünf T-Bone-Steaks bestellt — hatte der Donnergott schon eine ganze Flasche Bourbon geleert.
Zamorra versuchte, ihn für Bier zu begeistern, aber davon wollte Thor nichts wissen.
»Ich will das braune Feuerwasser«, verlangte er. »Sonst schlage ich alles kurz und klein.«
Entgegen Zamorras Hoffnung hatte der Bourbon Thor keineswegs friedlicher werden lassen. Bill Fleming holte die zweite Bourbonflasche aus dem Barschrank. Die drei aßen im Salon. Thor nahm die Steaks in die Hände und warf die abgenagten Knochen ungeniert in die
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