0081 - Raumschiff der Ahnen
Gesetzen verbannen und unser natürliches Leben nicht mehr frühzeitig beenden. Wir werden uns selbst beherrschen und dafür sorgen, daß die Maschine wieder das wird, was sie ursprünglich sein sollte: der Diener des Menschen!"
Es dauerte eine volle Sekunde, ehe sich das Gesicht erschreckend wandelte. Zorn, Wut, Enttäuschung und schrecklicher Haß huschten abwechselnd über die Züge des Unbekannten.
Und dann, als die Stimme wieder sprach, war sie genauso ausdruckslos und eiskalt wie zuvor. Aber sie war auch wohlklingend und melodisch. Der Gegensatz war so verblüffend, daß sich keinerlei Rückschlüsse auf die wirklichen Gedanken des Sprechers ziehen ließen.
„Ihr unterschätzt den Wert der Maschine und ihrer positronischen Hilfsmittel Maschine und Positronik ersetzen nicht nur den Menschen, sondern sind ihm vielmehr noch überlegen. Die Vorfahren haben das gewußt, als sie die Wächter schufen und einsetzten. Ihren Willen zu ignorieren bedeutet das Ende dieser Zivilisation."
„Dann soll sie enden!" rief Ps-5 wütend und zu allem entschlossen. „Sie wäre nicht mehr wert, als jetzt zu enden, würde sie sich nicht wehren."
„Das haben andere vor dir versucht. Sie endeten alle im Konverter."
„Ja, der Konverter! Auch eine Maschine! Es wird ein Freudentag sein, wenn wir alle an Bord befindlichen Roboter in den Konverter werfen. Das gibt Energie für unzählige Generationen."
Erneut verzerrte der Haß das Gesicht des Unbekannten. Die roten Augen funkelten wie feurige Kohlen.
„Dein Leben ist verwirkt, Meuterer! Kommandant! Rufe die Wächter!"
Der Kommandant wurde totenbleich.
„Er wird mich töten, Herr! Wer wird meinen Nachfolger einweihen?"
„Ich werde es, Feigling! Stirb wenigstens wie ein Mann, wenn es schon sein muß! Aber vorher tu deine Pflicht und gib Alarm!"
Ps-5 hielt die Waffe. Seine Hand zitterte nicht.
„Ehe Sie einen Schritt machen, Kommandant, sind Sie tot! Wie wollen Sie das Todeskommando alarmieren?"
Trotz seiner verzweifelten Situation lächelte der Kommandant ein wenig.
„Das wenigstens werden Sie nicht verhindern können, Psychologe. Sehen Sie dieses Kästchen in meiner Hand." Er hob zwei Finger und ließ damit einen kleinen Gegenstand erkennen, den er bisher verborgen in der Hand gehalten hatte. „Ich nahm ihn schon vor längerer Zeit an mich. Selbst wenn ich jetzt in dieser Sekunde sterbe, werden die Wächter in wenigen Minuten erscheinen. Wenn meine Hände das Kästchen loslassen, wird der Stopper frei, und ein Stromkreis schließt sich. Das Funksignal ruft das Todeskommando. So, nun dürfen Sie feuern, Psychologe."
Der Kommandant war sich seiner Sache jetzt wieder sicherer geworden. Er wußte, daß die drei Verschwörer nicht unüberlegt handelten und ihn jetzt in dieser Situation nicht töten würden. Dazu waren sie zu vorsichtig. Wenn sein Leben ihnen auch nur den geringsten Vorteil bringen konnte, würden sie es schonen.
Seine Kombinationen waren richtig.
„Werden Sie auch dann Alarm geben, wenn ich nicht schieße?" fragte Ps-5 lauernd. Seine Waffe zeigte unverändert auf den Kommandanten. „Wenn Sie dem Kerl dort auf dem Bildschirm gehorchen, sind Sie erledigt. Er wird für Ihren Tod Sorge tragen, das hat er selbst gesagt. Warum aber wollen Sie sterben, wenn es dem Volk nichts nützt? Haben Sie immer noch nicht bemerkt, wie sehr wir betrogen werden? Ist es nicht an der Zeit, daß wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen, statt auf die Gesetze einer vergangenen Generation zu hören, die heute keine Gültigkeit mehr besitzen - einfach deshalb, weil sie von der Gegenwart überholt wurden?"
Der Kommandant schien unschlüssig. Die Stimme aus dem Lautsprecher sagte ohne besondere Betonung: „Befolge meinen Befehl, Kommandant! Rufe die Wächter!"
Aber die Saat des Psychologen war bereits aufgegangen. Sein Leben lang hatte sich der Kommandant mit seinem gewaltsamen Ende abgefunden, weil es die Voraussetzung für sein Leben gewesen war. Nun auf einmal wurde ihm die Aussicht geboten, weiterzuleben. Solange, bis er alt genug geworden war, eines natürlichen Todes zu sterben.
Er sah das Gesicht auf dem Bildschirm nicht an, als er sagte: „Ihr garantiert für mein Leben, wenn ich die Wächter nicht rufe?"
Der Psychologe atmete heimlich auf. Der Kampf war entschieden.
„Wir geben unser Wort", nickte er und senkte den Lauf der Waffe. Er zeigte zur Tür. „Gehen wir in die Zentrale. Es ist nicht notwendig, daß wir die weiteren Schritte, die es jetzt zu
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