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0082 - Die Horror-Nacht

0082 - Die Horror-Nacht

Titel: 0082 - Die Horror-Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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operieren«, sagte ich. »Aber vielleicht bin ich irgendwann einmal gezwungen, auf Ihr Angebot zurückzukommen.«
    »Es bleibt bestehen, solange Sie in Swanage sind.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte ich.
    »Soll ich Sie zu Ihrem Hotel fahren?«
    »Das ist nicht nötig. Es sind ja nur ein paar Yards. Kommen Sie gut nach Hause, Inspektor.«
    Delmer Charisse setzte sich in seinen schwarzen Austin und fuhr heim. Ich schlenderte los und dachte an die drei Deutschen, die ich in der Gaststube meines Hotels noch einmal treffen wollte.
    Es war schon spät.
    Ob sie noch dort waren? Oder hatten sie Swanage bereits wieder verlassen? Nachdenklich überquerte ich den Hauptplatz.
    Ich hoffte, daß Lydia Groß und ihre beiden Begleiter so vernünftig gewesen waren, das Schloß noch vor Einbruch der Dunkelheit zu verlassen.
    Ich hätte Lydia gern wiedergesehen. Es gibt Menschen, zu denen fühle ich mich auf Anhieb hingezogen. Lydia gehörte dazu. Im Grunde genommen wollte ich nichts von ihr. Sie war mir nur ungemein sympathisch, und ich hatte den Wunsch, daß diese neue Bekanntschaft erhalten blieb.
    Zwanzig Yards noch bis zum Hotel.
    Der Hauptplatz war genauso leer wie am Tag. Nur in der Nacht wirkte er noch gespenstischer.
    Ich stolperte über einen Frostaufbruch.
    Plötzlich hörte ich schnelle Schritte. Und dann sah ich Claus-Dieter Krämer. Der Deutsche sah aus, als hätte er mit einem reißenden Hund gekämpft. Er stand unsicher auf den Beinen, wankte mir entgegen.
    Mir war, als würde mir eine unsichtbare Hand die Kehle zuschnüren. Krämers Kleider waren zerrissen. Sein Gesicht wies zahlreiche Schrammen auf.
    Ich war sogleich in Sorge um Lydia Groß und Harry Pallenberg. »Herr Krämer!« sagte ich hastig. »Wie sehen Sie denn aus? Was ist passiert?«
    »Wir hätten Ihren Rat befolgen und das Schloß meiden sollen, Sinclair«, preßte der Deutsche verzweifelt hervor.
    »Was ist geschehen?« fragte ich unangenehm berührt.
    »Wir waren auf dem Schloß. Harry, Lydia und ich. Harry war die Unbekümmertheit in Person. Er machte Witze. Er hatte keine Angst. Zunächst wollte er nur einmal um das Schloß herumlaufen und dann zum Wagen zurückkehren. Aber dann überredete er uns dazu, mit ihm die Zugbrücke zu überschreiten. Der Teufel muß uns geritten haben, daß wir dem zustimmten.«
    »Habt ihr das Schloß betreten?«
    »Ja. Garco schien damit gerechnet zu haben. Es war für drei Personen gedeckt. Harry Pallenberg fand das fantastisch. Ich versuchte meine Angst zu unterdrücken. Schließlich wollte ich nicht als Feigling vor Lydia dastehen. Harry aß wie ein Schwerarbeiter. Ich hielt mich mehr an den Rotwein. Er nahm mir viel von meiner Furcht. Ich sah, daß sich Lydia keine Minute beruhigen konnte, deshalb wollte ich den Vorschlag machen, das Schloß wieder zu verlassen, zumal auch schon der Tag zu Ende ging und Sie gesagt hatten… Aber ich kam nicht dazu, meinen Vorschlag auszusprechen, denn Garco erschien und bat mich, ihm zu helfen. Ich wollte nicht ungefällig sein. Schließlich hatte uns der Schloßverwalter gut und reichlich bewirtet…«
    Krämer unterbrach sich.
    Er blickte auf seine zitternden Hände.
    »Ich hätte glattweg ablehnen sollen«, sagte er heiser.
    »Was hat Garco getan?« wollte ich wissen.
    »Es ging ihm nur darum, mich von den andern wegzulocken. Er brauchte meine Hilfe nicht wirklich. Es war eine Falle. Und ich Tölpel tappte ahnungslos hinein. Er führte mich in einen Raum, in dem eine schwere Truhe stand. Als ich mich bückte, um nach dem Griff zu fassen, schlug Garco mich nieder. Ich verlor das Bewußtsein.«
    »Und dann?«
    »Es war grauenvoll, Sinclair. Wissen Sie, wo ich zu mir kam?«
    »Wo?«
    »In Graf Morloffs Gruft. Verdammt, Sie hatten recht. Es gibt ihn tatsächlich, diesen grausamen Vampir. Er erhob sich aus seinem Sarkophag. Er stürzte sich auf mich, wollte mein Blut trinken. Ich habe mich verzweifelt zur Wehr gesetzt. Ich mußte um mein Leben kämpfen. Graf Morloff ist unglaublich kräftig. Er trieb mich in die Enge. Ich schien verloren zu sein. Da setzte ich alles auf eine Karte. Es gelang mir, den Grafen in dem Augenblick, wo er zubeißen wollte, zurückzustoßen und aus der Gruft zu fliehen. Eine steile Treppe führte nach oben. Ich hetzte sie hinauf. Der Graf hinter mir her. Ich erreichte die Tür, riß sie auf, warf sie hinter mir zu, schob den Riegel vor. Und dann rannte ich, wie von Furien gehetzt, weiter. Ich lief durch Gänge, über Treppen – ich weiß nicht, welchen Weg ich

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