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0083 - Der Spinnen-Dämon

0083 - Der Spinnen-Dämon

Titel: 0083 - Der Spinnen-Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Sinclair«, erwiderte er seelenruhig. »Aber Sie haben um sechs Uhr abends angerufen, daß ich Sie und Miß Collins nicht zu wecken brauche. Haben Sie das vergessen?«
    Ich stutzte. Der Mann hatte einen zuverlässigen Eindruck gemacht, und es klang auch jetzt nicht nach einer Ausrede.
    »Tatsächlich?« fragte ich vorsichtig. »Wann war das? Um sechs Uhr? Haben Sie meine Stimme wirklich erkannt?«
    »Aber – sicher, Mr. Sinclair!« behauptete er. »Es war eindeutig Ihre Stimme. Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Nein, schon gut«, erwiderte ich.
    Es klopfte an meiner Tür. Das mußte Jane sein, die inzwischen auch wach geworden war.
    »Alles klar«, log ich am Telefon, legte auf und ging zur Tür. Jemand hatte ein Interesse daran, daß Jane und ich nicht rechtzeitig im MANHATTAN waren. Das konnte der Moordämon sein, der dem Angestellten an der Rezeption etwas vorgegaukelt hatte. Das konnte auch Ferguson McCormack sein, der um den Betrieb in seiner Disco fürchtete und deshalb mit verstellter Stimme angerufen hatte. Aber woher sollte er gewußt haben, wann wir uns wecken lassen wollten?
    Ich öffnete die Tür und blickte überrascht auf meine Besucherin. »Cora«, sagte ich erstaunt und erschrocken gleichzeitig. »Wieso sind Sie nicht in der Klinik?«
    Sie trug noch die Verbände, aber der Schock schien verflogen zu sein. Cora Fillyhan sah sich vorsichtig um und betrat hastig mein Zimmer. Ich war vollständig angezogen, da ich in den Kleidern geschlafen hatte, um jederzeit einsatzbereit zu sein.
    »So reden Sie endlich!« sagte ich, nachdem ich die Tür geschlossen hatte. »Sie machen ein so geheimnisvolles Gesicht!«
    »Ich kann es Ihnen jetzt nicht so genau erklären«, sagte sie heiser. Sie schien sich vor etwas schrecklich zu fürchten. »Mr. Sinclair, kommen Sie mit! Ich muß Ihnen etwas zeigen!«
    »Ich muß zum MANHATTAN«, hielt ich ihr entgegen.
    Sie hakte sich bei mir ein und zog mich zur Tür. »Wir fahren genau in diese Richtung«, flüsterte sie. »Und lassen Sie Miß Collins schlafen. Es ist besser, wenn wir allein fahren!«
    »In Ordnung! Einen Moment!« Ich wollte ihre Hand von meinem Arm schieben, aber sie zog sie hastig zurück. Ich holte meinen Einsatzkoffer und griff nach den Autoschlüsseln.
    »Die brauchen Sie auch nicht«, sagte Cora gehetzt. »Ich habe unten einen Wagen. Eine Cousine von mir fährt ihn. Sie kennt sich in dieser Gegend besser aus als wir beide zusammen.«
    Auch damit war ich einverstanden. Wir verließen das Hotel über die Hintertreppe. Sie mußte etwas wirklich Wichtiges entdeckt haben.
    Den Wagen, der hinter dem Hotel wartete, kannte ich. Es war ein Taxi, und am Steuer saß jene blonde Frau in dem blauen Wollkleid, die Ferguson McCormack von der Nervenklinik zum MANHATTAN gefahren hatte.
    »Hallo«, sagte ich, als ich mich auf die Rücksitze schob. »Worum geht es denn?«
    Sie antwortete nicht, sondern fuhr ruckartig an und steuerte den Wagen in scharfem Tempo aus Inverness hinaus. Ich wandte mich an Cora, die neben mir saß.
    »Wir haben den Ursprung entdeckt«, sagte Cora so leise, daß ich sie kaum verstand. »Den Ursprung, verstehen Sie?«
    »Nein, nicht ganz«, antwortete ich ehrlich.
    Sie sah mich an, als müßte ich sie unbedingt verstehen. Ihr Gesicht schimmerte im Widerschein der Armaturenbeleuchtung, die bis zu uns auf die Rücksitze reichte.
    »Wir haben den Ursprung des Moordämons gefunden«, flüsterte sie. »John Sinclair, Sie ahnen gar nicht, worum es geht!«
    Das Taxi jagte über die Ausfallstraße, die zum MANHATTAN führte. Die Wolken rissen auf. Am Himmel stand der Vollmond. Wir näherten uns bereits dem Damm durch das Moor.
    »Cora!« Ich umklammerte den Einsatzkoffer, als brauchte ich einen festen Halt. »Cora, ich verstehe Sie nicht! Was haben Sie getan? Wieso sind Sie aus der Klinik weggelaufen?«
    Sie sah mich verwundert an und lächelte rätselhaft. »Aber ich bin doch gar nicht weggelaufen, John Sinclair!« Sie deutete schräg durch die Windschutzscheibe. »Sehen Sie dorthin! Ist es nicht wunderbar? Da ist der Ursprung!«
    Ich sah in die Richtung, die sie angab, und erkannte die schreckliche Wahrheit.
    Die trutzige Burg schien auf dem Moor zu schwimmen. Das mußte das Schloß aus der alten Legende sein, die Inspektor Morronen mir erzählt hatte.
    Das allein war noch nicht so schrecklich, doch Cora hatte diese Burg als ›wunderbar‹ bezeichnet!
    Sie war nicht mehr das nette Mädchen, als das ich sie kennengelernt hatte.
    Im Moment wußte ich nicht

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