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0084 - Das Buch der grausamen Träume

0084 - Das Buch der grausamen Träume

Titel: 0084 - Das Buch der grausamen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Unheimliche dort.
    Genn riskierte es. Er streckte seine Arme aus, um das Buch an sich zu nehmen. Er wußte, daß der Einband sowie die einzelnen Seiten aus der Haut eines Dämons gefertigt worden waren. Bestimmt hatte dieses Leder auch Tribut an das Alter zollen müssen und war brüchig geworden, aber es gab Methoden, mit denen man es neu präparieren konnte. Nur noch wenige Zoll, dann hatte er es geschafft. Jetzt!
    Genns Finger griffen zu. Und da geschah das Unheimliche.
    Plötzlich ertönte ein gewaltiges Brausen, so stark und nachhaltig, daß Leo Genn zurückfuhr, die Hände vor sein Gesicht riß, um von dem grellen Blitz, der dem Brausen folgte, nicht geblendet zu werden. Sekunden nur dauerte dieser Vorgang. Dann war es ruhig.
    Leo Genn öffnete die Augen. Er rechnete mit allem, nur nicht mit dem, was er wirklich zu sehen bekam…
    ***
    Vor Leo Genn stand ein uralter Mann, Verschwunden waren der Tisch, das Buch – und auch das Monster. Es blieb der Alte.
    Leo Genn konnte vor lauter Staunen den Mund nicht mehr schließen. Er schüttelte den Kopf, wischte sich über die Augen, weil er glaubte, einer Halluzination erlegen zu sein, doch es stimmte alles. Der Alte stand vor ihm. Schäbig war das Innere der Hütte anzusehen. An den Holzwänden wuchs das Moos. Es schimmerte feucht, und Schimmel hatte sich in die Ritzen gesetzt. Von der Decke hing eine trübe Öllampe, die einen flackernden Schein verbreitete, der schattenhaft über die dünnen Wände tanzte und dabei bizarre Muster hervorrief.
    Leo Genn begriff es nicht – er stand da und staunte. Der Alte aber lächelte. Er trug einen ponchoähnlichen Umhang aus dunklem Stoff. Sein Gesicht wirkte wie eine verwitterte Baumrinde. Es schien aus tausend Falten und Runzeln zu bestehen. In der rechten Hand hielt der Alte einen Knotenstock, auf den er sich stützte. Die linke war zur Faust geballt. »Nun?« fragte er.
    Leo Genn räusperte sich, bevor er sprechen konnte. »Wer – wer sind Sie?« Der Alte lachte, schwang dann herum und trat an einen alten Holztisch, hinter dem er Platz nahm. Er stützte die Arme ebenso auf, wie das Skelett es getan hatte, nur fehlte das Buch auf der Tischplatte.
    »Kannst du dir das nicht denken, Leo Genn?«
    Der Besucher war erstaunt. »Du kennst meinen Namen?«
    »Ja, denn ich weiß immer, wer mich besuchen will.«
    Genn nickte. Nun wußte er Bescheid. »Dann bist du Gerald McKenzie«, flüsterte er.
    »Genau.«
    In Genns Hirn schlugen die Gedanken Purzelbäume. Auf einmal war sein sorgsam ausgetüftelter Plan durcheinandergeworfen worden. Er hatte gedacht, McKenzie das Buch abnehmen zu können, doch nun sah die Lage völlig anders aus.
    »Was wolltest du von mir?« fragte McKenzie und sprach Leo Genn direkt an.
    Genn zögerte.
    Der Alte lächelte wieder. »Du wolltest das Buch der grausamen Träume, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Du hast es gesehen?«
    Leo Genn nickte.
    »Viele haben es schon gesehen. Du bist nicht der einzige, der dem Ruf gefolgt ist«, sagte der alte Mann orakelhaft. »Aber du wirst es nicht bekommen.«
    »Warum nicht?«
    Der Alte hatte die Frage überhört, denn er erkundigte sich:
    »Weshalb hast du eine Pistole eingesteckt?«
    Genn schielte unwillkürlich in die Ecke, wo die Waffe lag. Dort sah er das Schimmern des Metalls.
    »Ich weiß, was du damit vorhattest«, fuhr McKenzie fort. »Du wolltest mich damit zwingen, dir das Buch herauszugeben.«
    »Das ist nicht wahr!« begehrte Leo auf. »Ich habe die Waffe nur eingesteckt, um mich verteidigen zu können. Diese einsame Sumpfgegend ist sehr gefährlich.«
    »Du bist ein schlechter Lügner, Leo Genn.«
    Genn dachte nach. »Du bist sehr gut informiert!«
    »Ja, ich kenne so manches, was du nicht weißt. Mir war auch bekannt, daß du mich in dieser Nacht aufsuchst. Ich, nein, wir haben dich bereits erwartet, wie auch die anderen vor dir. Ich weiß auch, wer dir verraten hat, wo du dieses Buch finden kannst. Du hast durch eine Beschwörung Myxin, den Magier, herbeigerufen. Er hat dir den Ort genannt. Doch Myxin selbst ist zu feige. Er weiß genau, wie sehr das Buch abgesichert worden ist. Er kann nicht heran. Deshalb sucht und findet er immer Dumme, die es für ihn holen wollen. Bis heute hat es noch keiner geschafft. Das Buch der bösen Träume ist für dich und andere Menschen unantastbar.«
    Das war eine lange Rede, und Leo Genn hatte sich jedes Wort gemerkt. Er ahnte, daß er mit diesem Besuch sein eigenes Todesurteil unterschrieben hatte, aber so leicht wollte er es dem

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