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0085 - Der Feuergötze

0085 - Der Feuergötze

Titel: 0085 - Der Feuergötze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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kommen zu uns in den Tempel?«
    »Wir werden sehen.«
    Baalyaton lächelte zu den beiden Männern hinab. Auch er machte jetzt einladende Gesten. Obgleich er wußte, daß die Fremden ihn kaum verstehen würden, begleitete er seine Handbewegungen mit wortreichen Begrüßungsfloskeln. In punischer und in griechischer Sprache. Und in der unsäglichen Sprache der Verfluchten.
    Erwartungsgemäß ließen sie nicht erkennen, daß ihnen die Sprachen vertraut erschienen. Aber ganz offenbar begriffen sie, auf was er hinauswollte. Sie tauschten Blicke, wägten das Für und Wider ab.
    »Lächle, Gisgo«, sagte Baalyaton, »damit sie sehen, wie willkommen sie uns sind.«
    Gisgo lächelte.
    ***
    Nach einer guten Viertelstunde etwa war der Professor wieder zurück.
    Nicole empfing ihn mit bohrendem Blick. »Chef, wo hast du meinen Perückenkoffer gelassen?«
    Zamorra biß sich auf die Lippen. »Oh, verdammt!«
    »Was heißt das?«
    »Ich habe ihn wohl vergessen.«
    »Vergessen?« wiederholte Nicole. Eine ganze Gefühlsskala schwang in diesem einen Wort mit.
    »Ja. Ich stand an der Rezeption und fragte den Empfangchef, ob er unsere beiden tunesischen Freunde kennt. Natürlich waren sie ihm unbekannt. Und als ich dann wieder ging, tja, da muß ich ihn stehengelassen haben.«
    »Chef!«
    Zamorra setzte eine zerknirschte Miene auf. »Es tut mir leid, Nicole. Aber es ist ja kein Beinbruch. Der Koffer wird noch da stehen. Das Hotel Africa ist ein erstklassiges Hotel. Hier stiehlt niemand.«
    Nicole hatte vorgehabt, ins Bad zu gehen. Sie war bereits halb ausgezogen. Mit fliegenden Händen kleidete sie sich jetzt wieder an. In Sekundenschnelle war sie ausgehfertig.
    »Ich gehe und hole ihn«, sagte sie und bedachte den Professor dabei mit einem ungnädigen Blick. Sie war so aufgeregt, daß sie ihn jetzt nicht einmal fragte, warum er ihren Koffer eigentlich mitgenommen hatte.
    Sie verließ das Zimmer. Mit einem schwer deutbaren Lächeln blickte ihr Zamorra nach.
    Er wartete zehn Minuten. Nicole war noch immer in Sachen ihres verschwundenen Koffers unterwegs. Und das würde sie auch noch eine ganze Weile bleiben. Niemand wußte das so gut wie der Professor selbst.
    Er machte sich auf, ihr zu folgen.
    Sie war noch in der Halle, diskutierte hochroten Kopfes mit dem Rezeptionspersonal herum. Einige Hotelgäste, Europäer meist, die sich in der Nähe aufhielten, waren bereits aufmerksam geworden.
    Zamorra trat näher.
    »… unter allen Umständen wiederhaben«, hörte er seine Sekretärin und Freundin sagen.
    Sie bemerkte seine Annäherung, drehte sich zu ihm um.
    »Chef, stell dir vor, die Leute sagen, daß hier kein Koffer gestanden hat!«
    »Waaas?« Der Professor sprach außergewöhnlich laut und durchdringend. »Soll das etwa heißen, daß man mich einer Lüge bezichtigt?«
    Nicole nickte. »So ungefähr, ja.«
    »Warte, das haben wir gleich.« Zamorra winkte den Empfangschef herbei. Der Mann, groß, würdig, wie aus dem Ei gepellt und mit einer Miene, die wahrscheinlich auch dann noch freundlich gewesen wäre, wenn ihm ein Gast ins Gesicht geschlagen hätte, war sofort zur Stelle.
    »Monsieur?«
    »Sie!« sagte der Professor dröhnend. »Ich höre, Sie bestreiten, vorhin mit mir hier gesprochen zu haben?«
    Zwei Gäste, die in Geldwechselgeschäften mit einem anderen Rezeptionisten verwickelt waren, vergaßen ihre Dinare und Dollar und blickten angestrengt herüber, mit gespitzten Ohren und einem erwartungsvollen Ausdruck im Gesicht.
    Der Empfangschef litt sichtlich, verlor aber sein Lächeln nicht.
    »Nein, Monsieur, das habe ich nicht gesagt. Ich habe Madame lediglich wissen lassen, das sich hier kein herrenloser Perückenkoffer befindet.«
    »Aber der Koffer war hier! Ich habe ihn versehentlich hier stehenlassen.«
    Der Empfangschef zuckte die Achseln, wußte nicht, was er dazu sagen sollte.
    »Ah!« brüllte Zamorra aus voller Lunge. »Jetzt verstehe ich. Der Koffer ist gestohlen worden. Diebisches Personal! Halunken! Gesindel!«
    Jetzt war jeder Mensch in der Halle aufmerksam geworden. Die Augen aller hatten nur noch eine Blickrichtung. Belustigung spiegelte sich darin, aber auch peinliche Berührung.
    Am peinlichsten war jedoch der Empfangschef berührt.
    »Beruhigen Sie sich doch, Monsieur«, sagte er beinahe flehend. »Ich werde sofort…«
    »Ich weiß, was sie wollen!« tobte der Professor. »Sie wollen den Diebstahl verschleiern! Man kennt das ja. Aber nicht mit mir, Monsieur! Sie wissen wohl nicht, wen Sie vor sich haben, was?

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