Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0085 - Der Feuergötze

0085 - Der Feuergötze

Titel: 0085 - Der Feuergötze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
Vom Netzwerk:
Gedankenlesen oder Hellsehen von ihm erbaten. Mühsam gelang es ihm, sich zu befreien und die staunenden und erregten Leute zurückzulassen.
    Auch Nicole staunte.
    »Ich verstehe das alles nicht«, sagte sie auf dem Weg zur Bar. »Du kannst doch gar nicht Gedankenlesen und Hellsehen. Und ohne dein Amulett doch schon überhaupt nicht.«
    Zamorra blinzelte ihr zu. »Wer weiß das hier außer dir und dem Empfangschef?«
    »Dem Empfangschef?« echote das Mädchen aufs äußerste verblüfft und verwirrt.
    »Es hat mich glatte zweitausend Franc gekostet, ihn zum Mitspielen zu bewegen«, lächelte der Professor. »Aber ich glaube, es war eine Investition, die sich gelohnt hat.«
    Ganz langsam dämmerte es Nicole.
    ***
    »Der Kerl will, daß wir zu ihm da ins Loch klettern«, sagte Chedli heiser. »Verdammte Situation!«
    Langsam war er im Begriff, den Schock zu überwinden, den ihm das Erscheinen der beiden seltsamen Gestalten dort oben versetzt hatte. Männer aus dem alten Karthago waren es, er zweifelte nicht daran. Priester wahrscheinlich, die sich im Tempel aufgehalten hatten, als der Schutzzauber wirksam geworden war.
    Noch vor Jahren hätte er laut darüber gelacht, wenn ihn jemand so eine Geschichte erzählt hätte. Jetzt aber sah es anders aus. Der magische Felsvorhang war eine Realität gewesen. Das Amulett Professor Zamorras war eine Realität. Warum sollten nicht auch ein paar Priester, die Jahrtausende überlebt hatten, eine Realität sein?
    Djamaa blickte ihn unsicher an. »Wir sollten nicht hinaufsteigen, Sidi. All dies ist so… unheimlich.«
    »Hast du Angst?« fragte Chedli. Er wußte, daß sein Leibwächter nichts so sehr fürchtete, wie als Feigling zu gelten. Nicht zuletzt aus diesem Grund hatte er sich stets als so zuverlässiger und nach nichts fragender Mitarbeiter erwiesen.
    »Ich habe keine Angst«, antwortete Djamaa auch programmgemäß. »Aber diese Männer… Sie sind…«
    »Mir kommen sie nicht gefährlich vor, diese Männer«, meinte Chedli. »Sie sind genauso verwirrt, uns zu sehen, wie wir sie. Und hast du bemerkt, wie der eine zusammengezuckt ist, als das Flugzeug vorbeikam? Die haben ganz bestimmt dreimal soviel Angst wie wir.«
    »Wenn ihr meint, Sidi…«
    Genau das meinte Chedli. Die beiden Männer dort oben lächelten jetzt. Hilflos, wie ihm schien. Er erinnerte sich an einen Bestseller, den er gelesen hatte. Future Shock! Das war es, was die Karthager verspüren mußten.
    Und Baal, der Götze aus der jenseitigen Welt?
    Harmlos, entschied Chedli. Das Amulett des Professors aus Frankreich hatte den Schutzvorhang geknackt wie ein Schneidbrenner den Safe. Baal stellte keine Gefahr da. Und wenn doch, dann hatten sie ja das Amulett.
    Jahrelang hatte er darauf gewartet, den Tempel freizulegen, hatte er von den Schätzen geträumt, die darin auf ihn warteten.
    Kultgegenstände aus Gold, Silber und Edelsteinen…
    Massive Götzenfiguren von unschätzbarem Wert…
    All das gehörte jetzt ihm. Und mit diesen beiden Priesterlein würde er schon fertig werden.
    »Was macht das Amulett, Djamaa?« erkundigte er sich. »Brennt das magische Feuer noch?«
    Sein Leibwächter schien den Talisman in den letzten Minuten völlig vergessen zu haben. Fast überrascht blickte er jetzt auf seine Hand, die Amulett und Kette mit verkrampftem Griff umklammerte. Er lockerte den Griff und öffnete die Hand.
    »Es brennt noch«, entgegnete er, »aber längst nicht mehr so stark wie vorhin.«
    Bestens, dachte Chedli, dann liegt ja jetzt kein Grund mehr vor, das Ding nicht wieder an mich zu nehmen. Bei ihm selbst war es besser aufgehoben als bei Djamaa.
    Er streckte die Hand aus. »Gib es mir, Djamaa. Ich möchte auch mal ein bißchen… zaubern.«
    Bereitwillig händigte ihm der Leibwächter das Amulett aus. Er schien sogar in gewisser Weise erleichtert zu sein, sich davon trennen zu können.
    Chedli steckte es in die rechte Hosentasche. Er sah hoch zu den beiden Priestern. Der eine redete noch immer in seinem unverständlichen Kauderwelsch, machte einladende Bücklinge dabei. Alt war er schon, dieser Mann. Wenn man ihn einmal hart anpackte und schüttelte, würde er wahrscheinlich anfangen zu zittern. Aber das würde wohl gar nicht nötig sein. Die beiden Burschen schienen schon von sich aus bereit zu sein, Entgegenkommen zu zeigen.
    Chedlis Entschluß stand fest.
    »Wir klettern nach oben, Djamaa«, sagte er fest. »Mach den Anfang!«
    Der Leibwächter zögerte nur ganz kurz. Dann tat er das, was er immer tat: er

Weitere Kostenlose Bücher