0085 - Keiner kann entkommen
Phil.
»Ich.«
Er schüttelte den Kopf.
»Ich.«
Ich zuckte die Achseln.
»Wir können jetzt nicht noch eine Stunde darüber streiten, Phil. Gehen wir zusammen. Behalte du die Fenster links von der Haustür im Auge, ich beobachte die auf der rechten Seite, während wir über den Hof gehen.«
»Okay, Jerry.«
Ich nahm den Schlüssel in die linke Hand, damit ich in der rechten meine Pistole halten konnte. Wir stiegen die Stufen der Veranda hinab und gingen an der Hauswand entlang zur Toreinfahrt.
Auf der Straße standen in gebührender Entfernung ein paar Neugierige. Es war inzwischen fast zehn Uhr geworden, und jetzt schliefen natürlich die Nachbarn nicht mehr alle. Aber die vielen Pistolen, die sie in den Händen der Polizisten sehen konnten, hielten sie auf eine angebrachte Entfernung.
Ich winkte unseren Kollegen zu, daß sie die Bewachung des Vorderhauses aufgeben könnten. Sie folgten uns in die Toreinfahrt. Kurz vor der hinteren Ecke des Vorderhauses stoppte ich.
»Er ist drin«, sagte ich. »Sonst wäre der Alte selbst, mitgekommen und hätte uns die Tür aufgeschlossen. Äußerste Vorsicht! Sobald er das Feuer eröffnet, wird zurückgeschossen. Wir könnten ihn lebend brauchen, aber nur, wenn nicht euer eigenes Leben dadurch in Gefahr gebracht wird. Die Kollegen von der Stadtpolizei haben das Haus von hinten und an den beiden Seiten umstellt. Nehmt ihr die Vorderseite, aber haltet euch auf Abstand. Sucht Deckung hinter dem Gerümpel, das auf dem Hof herumliegt. Phil und ich gehen hinein.«
Sie nickten. Einzeln schickten wir sie um die Hausecke. Wir hörten ihre Sprünge, wenn sie über den Hof setzten, um .sich irgendeine Deckung zu suchen. Als der letzte verschwunden war, warteten wir. Endlich hörten wir den verabredeten Pfiff.
Sie lagen also jetzt alle in Deckung.
Phil sah mich an. Ich rieb mir übers Kinn.
»Dann wollen wir mal, alter Junge.«
Er nickte.
Schweigend marschierten wir in den Hof. Wir gingen langsam, aber ungedeckt auf das Hinterhaus zu.
Als wir uns der Bude auf ungefähr zehn Yards genähert hatten, bekam ich plötzlich von Phil einen ungeheuren Stoß in die Seite, der mich zu Boden warf. Gleichzeitig hörte ich ihn irgend etwas brüllen, verstand aber nicht, was er meinte.
Ich rollte meinen Sturz zu einer doppelten Rolle aus und kam hinter zwei leeren Fässern einigermaßen in Deckung. Noch bevor ich sie ganz erreicht hatte, knallten zwei Schüsse, und irgendwo zersplitterte Glas.
Ich peilte vorsichtig die Lage. Phil hatte Deckung erreicht hinter einem Anhänger für Personenwagen. Als ich zum Hause emporblickte, sah ich, daß im ersten Stock eine Fensterscheibe zersplittert war, und da von uns bestimmt noch keiner geschossen hatte, mußte Buck Wright sie selbst zerschossen haben.
Bis zum Hause mochten es noch ungefähr zehn Yards sein. Aber es waren zehn Yards ohne irgendeine Deckung.
Wir hätten uns vielleicht von rechts unter Deckung an das Haus heranarbeiten können, aber dazu hätten wir einen großen Bogen machen müssen, der uns mindestens eine Viertelstunde kosten würde. Und langsam wurde mir der Spaß zu langwierig.
»Hier spricht Cotton! Alle herhören!« brüllte ich hinter meiner Deckung hervor.
Es wurde sehr still im Hof.
»Sämtliche Vorderfenster des Rückhauses unter Dauerfeuer nehmen, sobald ich Signal gebe!«
»Hallo, Wright! Hier spricht Cotton vom FBI! Das Haus ist von sechzehn Polizeibeamten umstellt! Es hat keinen Zweck mehr für Sie! Lassen Sie Ihre Waffe liegen und kommen Sie heraus! Mit erhobenen Armen! Geben Sie’s auf, Wright!«
Ich lauschte. Keine Antwort.
»Wir geben Ihnen zwei Minuten, Wright, dann stürmen wir die Bude!« Wieder blieb es einen Augenblick lang still, dann brüllte einer in texanischem Slang:
»Aber ein paar von euch fahren mit zur Hölle!«
Ich zuckte die Achseln. Wenn er nicht wollte, half alles Zureden nicht. Es hätte mich auch gewundert. Wer wegen Mordes an einem Polizeibeamten, einem Sheriff oder sonst einer Amtsperson gesucht wird, kann sich leicht ausrechnen, daß er nur mit der Todesstrafe davonkommen wird. Wer aber das weiß, verliert gewöhnlich die Nerven und schießt rücksichtslos um sich, selbst wenn er nicht mehr die leiseste Chance hat.
Langsam kreiste der Sekundenzeiger meiner Uhr. Als die Frist abgelaufen war, nickte ich Phil zu. Wir richteten uns halb auf, spannten die Muskeln und warteten die letzten zehn Sekunden, falls er es sich in letzter Sekunde doch noch überlegt haben sollte. Ich rief
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