0085 - Tigerfrauen greifen an!
Betty.
»Sie werden pünktlich sein«, antwortete ihre Schwester.
In den nächsten Minuten schwiegen sie. Dann, als Francine die Nudeln auf einen Teller häufte, fragte Betty: »Was sie wohl da oben macht?«
Francine stach die Gabel in die Nudeln und drehte sie herum. »Das interessiert mich nicht.«
Betty schaute weiter durch die Scheibe. Die Ruhe innerhalb des Hauses ging ihr plötzlich auf die Nerven. Sie wußte auch nicht warum, aber sie fühlte sich plötzlich nicht mehr wohl. Plötzlich lachte Francine. Betty drehte sich um. »Was ist?«
»Ich denke gerade an heute abend. Das wird eine Sache, wenn die Mädchen loslegen.«
»Es kann Tote geben.«
»Und? Hat uns das jemals gestört?« Francines Stimme klang schrill. »Nein, nein, ich meinte ja nur.«
»Komm setz dich endlich hin und starr nicht immer aus dem Fenster«, forderte Francine ihre Schwester auf. »Laß mich doch.«
»Wie du willst.« Francine aß weiter. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie ihre Schwester. Betty gefiel ihr überhaupt nicht. Sie schien nicht mehr mit Leib und Seele bei der Sache zu sein, und das war nicht gut.
»Sie kommen«, sagte Betty plötzlich.
Francine sprang auf. »Die Mädchen?«
»Ja, sie sitzen in einem Bus.« Jetzt ging auch Francine zum Fenster. Der Bus fuhr durch den Park. Er war nicht groß. Es hatten etwa ein Dutzend Menschen Platz. Der Lack glänzte regennaß. Große Wischer säuberten die Frontscheibe von den Regentropfen, und die beiden Schwestern erkannten, daß eine Frau hinter dem Lenkrad saß.
Neben dem Jaguar blieb der Bus stehen.
Francine stieß ihre Schwester an. »Los, wir müssen sie empfangen.«
Die beiden Frauen liefen in die Diele, wo Serena Kyle soeben die Treppe herunterstieg. Auch sie schien die Ankunft der Mädchen bemerkt zu haben, denn sie war als erste an der Tür und öffnete.
Wagentüren wurden zugeschlagen, Stimmen ertönten.
Serena Kyle winkte. »Kommt her.« Sie stand in der offenen Tür und begrüßte jedes Mädchen mit Handschlag.
»Wo ist Sylvia?« fragte sie, als alle neun an ihr vorbeigeschritten waren.
Ein braunhaariges Girl blieb vor ihr stehen. Das Mädchen hatte ein blasses Gesicht und unwahrscheinlich große Augen. Die Frisur war zu Hunderten von Locken gedreht.
»Sylvia ist tot«, erzählte das Girl leise.
Serena Kyle zuckte zurück. »Wie konnte das geschehen?« zischte sie.
»Zwei Männer waren da. Sylvia konnte sich nicht beherrschen und griff sie an. Die Männer waren stärker.«
»Und Ernesto Tse?«
»Von ihm war nichts zu sehen. Wir haben hinterher Kampfgeräusche gehört. Aber seine Leute kamen zu spät. Uns schien es sicherer zu sein, zu verschwinden. Wir haben uns dann aufgelöst.«
»Das war sehr gut, Mandy!« lobte Serena das Mädchen. »Aber was war mit den beiden Männern? Wie sahen sie aus?«
»Ein Weißer und ein Chinese.«
»Beschreib sie!« Das Gesicht der Frau hatte einen gespannten Ausdruck angenommen.
Mandy gab eine Personenbeschreibung so gut sie konnte. Sie brauchte gar nicht zu Ende zu sprechen, denn Serena Kyle wußte schon vorher Bescheid.
»Das sind sie!« schrie sie und trat mit dem rechten Fuß hart auf. »Das sind John Sinclair und Suko!« Sie fuhr herum. Plötzlich veränderten sich wieder ihre Augen. Sie wurden zu zwei roten Feuerbällen. »Wir werden sie packen! Beide packen wir sie! Wir kriegen sie, und dann machen wir sie fertig!« Wild schaute sich Serena Kyle um. Keiner widersprach ihr, niemand gab eine Antwort.
Betty war zurückgewichen. Die neun Mädchen standen wie eine Mauer, und Francine hatte die Hände zu Fäusten geballt.
Serena Kyle aber wurde vom Haß überschwemmt. Sie spreizte die Finger, ihr Mund verzog sich, er wurde zu einer Sichel, und hart stieß sie hervor: »Töten – wir werden Sinclair töten. Und diesen verdammten Chinesen ebenfalls!« Dann fuhr sie herum. »Wo steht das Telefon?«
Francine antwortete. »Hinter der Rezeption.«
Serena Kyle lief hin. Sie nahm den Hörer ab und wählte. Nervös trommelte sie mit den Fingern der freien Hand gegen die Holzverkleidung des Schlüsselbretts.
Schließlich meldete sich der Teilnehmer.
»Ernesto«, sagte die Kyle. »Was habe ich da von zwei Männern gehört, die in das Haus eingedrungen sind?«
Sie ließ es sich erklären, und ihr Gesicht nahm dabei einen höhnischen Ausdruck, an. Dann lachte sie auf. »Du bist nicht in der Lage gewesen, die beiden zu stoppen? Wie viele Männer hast du eigentlich? Zehn, zwanzig oder hundert?«
Danach sprach Ernesto
Weitere Kostenlose Bücher