0085 - Tigerfrauen greifen an!
Tse, aber die Frau unterbrach ihn. »Ich will freie Bahn haben!« schrie sie. »Und deshalb werden die Kerle sterben. Ich sage dir jetzt ihre Namen. Der eine heißt John Sinclair und ist Oberinspektor bei Scotland Yard. Der andere ist ein Landsmann von dir. Oder ein Fastlandsmann. Er hört auf den Namen Suko. Du wirst sie erledigen. Wenn nicht, bist du dran. Und dann helfen dir auch deine Kontakte zur Mafia nichts mehr. Hast du mich verstanden?«
Serena Kyle wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern legte sofort auf.
Triumphierend wandte sie sich um. »Ein zweites Mal werden uns die beiden nicht mehr in die Quere kommen. Dafür ist gesorgt. Schließlich hängt Ernesto Tse an nichts so stark wie an seinem Leben.«
***
Ich runzelte die Stirn, als ich in meinen Einsatzkoffer schaute. Dort lagen die Waffen für eine erfolgreiche Dämonenbekämpfung dicht nebeneinander in den mit Samt ausgelegten Fächern.
Suko stand neben mir. »Ich würde schon einiges mitnehmen«, schlug er vor.
Der Meinung war ich auch.
Mein Partner nahm die Dämonenpeitsche, während ich mir den silbernen Dolch einsteckte. Zusätzlich besaß ich noch die Beretta und mein Kreuz. Auch die magische Kreide verschwand in meinen Seitentaschen. So gerüstet, hoffte ich, den Mächten der Finsternis entgegentreten zu können.
Wir verließen meine Wohnung.
Suko hatte sich bereits schon vorher von Shao verabschiedet. Sie wollte zu Sheila Conolly fahren, denn die beiden Frauen hatten vor, am Abend eine Modenschau zu besuchen, die in einem großen Hotel abgehalten wurde. Topmodelle aus der ganzen Welt würden die neuen Frühjahrs- und Sommerkollektionen vorführen. So etwas ließ sich Sheila ungern entgehen, und auch Shao wollte dabeisein, da sie so etwas noch nie erlebt hatte.
Normalerweise wäre auch Jane Collins mitgegangen, doch sie war verhindert. Ein Fall hatte sie nach Leeds geführt. Durch einen Telefonanruf wußte ich, daß Jane erst am späten Nachmittag des übernächsten Tages zurückkehren wollte.
So gingen Sheila und Shao allein.
Suko kam auf das Thema zu sprechen, als wir im Wagen saßen. »Am meisten habe ich Angst davor, daß Shao kräftig hinlangt und kauft«, sagte er. »Sie ist schon ziemlich angesteckt worden.«
»Damit mußtest du rechnen«, erwiderte ich lachend.
»Ja, leider.«
Wir verließen die Tiefgarage. Der Verkehr hatte kaum abgenommen, und das Wetter war ebenso mies wie in den Tagen zuvor. Im Herbst ist London wirklich keine Reise wert.
Ich kannte die Millionenstadt sehr genau und nahm eine Abkürzung, fuhr über die Themse, die ihre grauen Fluten durch das Flußbett schob, und erreichte das Chinesenviertel.
Inzwischen waren fünfundvierzig Minuten vergangen. Wir hatten Mittag. Trotz des Nieselregens liefen zahlreiche Menschen auf den Gehsteigen und in den kleinen Straßen herum. Einige Händler hatten ihre Stände aufgebaut und boten exotische Früchte an. Es gab zahlreiche Lokale, aus deren Türöffnungen der Geruch von fremdartigen Gewürzen quoll.
Einen Parkplatz zu finden, war so gut wie unmöglich. Ich stellte den Bentley schließlich vor einem kleinen Polizeirevier ab. Dort wollte man uns erst vertreiben, doch mein Ausweis ließ die Kollegen in Uniform freundlicher werden.
Zu Fuß machten wir uns auf den Weg.
Ernesto Tse. Ein Name wie aus einem Film. Ich wußte inzwischen, daß Tse eine italienische Mutter und einen Chinesen als Vater gehabt hatte.
Auf die Mischung war ich gespannt.
Suko ging einen halben Schritt hinter mir. Er deckte mir quasi den Rücken, denn es bestand immerhin die Gefahr eines plötzlichen Angriffs. Bestimmt liefen einige Kerle von der vergangenen Nacht herum, und ich hatte wirklich nicht das Bedürfnis, durch ein heimtückisch geschleudertes Messer mein Leben im Rinnstein auszuhauchen.
Die Straßen, durch die wir gingen, kannte ich gar nicht. Suko mußte zweimal fragen, bis man uns schließlich den Weg zu Ernesto Tses Haus erklärte. Jedesmal wenn Suko den Namen erwähnte, zuckte es in den Gesichtern der Befragten. Dieser Tse schien hier einen verdammt langen Schatten zu werfen.
Ich war entschlossen, ihn ein wenig zu kürzen.
Dann standen wir vor Tses Haus. Um uns herum brandete der Betrieb. Das Haus wurde von einer Wäscherei und einem Frisiersalon eingekeilt. Es sah nicht protzig aus, sondern eher bescheiden. Das Wort Agentur war auf einem matt glänzenden Messingschild zu lesen.
Uns entgingen auch nicht die Typen, die sich in der Nähe des Eingangs herumtrieben. Sie
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