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0088 - Die weißen Teufel von New York

0088 - Die weißen Teufel von New York

Titel: 0088 - Die weißen Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die weißen Teufel von New York
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jemand ermordet hat, wird er hingerichtet werden. Nicht er ist das Opfer der Neger, sondern ein Neger war ein Opfer eines Weißen — wenn es ein Weißer war, der Ihren Gatten ermordete.«
    »Trotzdem«, beharrte die Frau eigensinnig. »Seine Hinrichtung würde in vielen Kreisen den Haß gegen die Neger von neuem aufstacheln. Mein Mann hat sein Leben lang gegen den Haß gekämpft. Alle Menschen sollen sich vertragen, denn sie sitzen heutzutage alle im gleichen Boot, sagte er immer. Ich möchte nicht, daß der Tod meines Mannes neues öl in die Wogen des brennenden Rassenhasses gießt…«
    Ihre Stimme war leise geworden. Ich sah sie aufmerksam an. Es kostete sie große Überwindung, so zu sprechen, das konnte man ihr ansehen.
    »Ich bin auch Rechtsanwalt«, sagte sie nach einer Weile. »Meine Zulassung zu den hiesigen Gerichten ist beantragt und wird genehmigt werden. Ich will den Kampf meines Mannes gegen den Haß und gegen die Vorurteile einer engstirnigen Menschheit weiterführen. Deshalb muß ich so sprechen. Es ist das letzte, was ich für meinen Mann tun kann…«
    Sie griff nach einer Fotografie, die auf dem Schreibtisch stand, und sah sie lange an. Wir wagten nichts zu sagen. Erst als sie das Bild wieder zurück auf den Schreibtisch gestellt hatte, sagte ich leise:
    »Es tut mir sehr leid, Ma’am, aber wir müssen unsere Pflicht tun. Wir sind G-men. Gefühle dürfen uns bei unserer Arbeit nicht leisten. Wir haben die Aufgabe, die menschliche Gesellschaft vor Verbrechern zu schützen, indem wir sie schützen, indem wir sie stellen, verhaften und nach Möglichkeit überführen. Die Verurteilung ist Sache der Gerichte. Darf ich mir jetzt gestatten, meine Fragen zu stellen?«
    Die Frau stand auf. Der Zug bitteren Schmerzes, der sich um ihre Lippen eingegraben hatte, gab ihrem ganzen Gesicht einen Ausdruck von ehrfurchtgebietender Größe.
    »Bitte, verstehen Sie mich doch«, sagte sie. »Ich kann Ihre Fragen nicht beantworten. Es wäre gegen den Willen meines Mannes.« — Sie machte eine kleine Pause, dann fuhr sie fort: »Und es gibt nichts auf der Welt, was mich dazu zwingen könnte, etwas zu tun, was mein Mann nicht gutheißen würde.«.
    Ich schwieg. Daß ich sie verstand, wäre vielleicht nicht richtig ausgedrückt. Irgendwie nötigte mir ihre verzeihende, ihre opferbereite Haltung Hochachtung ab.
    »Komm, Phil«, sagte ich leise. »Wir wollen hier nicht länger stören…«
    Wir nahmen unsere Hüte und verbeugten uns. In einem impulsiven Gefühl kam sie um den Schreibtisch herum und rückte uns die Hand. Wir verbeugten uns noch einmal und gingen.
    Schweigend setzten wir uns in den Jaguar. Plötzlich knallte sich Phil mit der rechten Hand auf den Oberschenkel, daß es laut klatschte.
    »Diese Idioten!« rief er empört. »Halten sich für Fabeltiere, nur weil sie eine weiße Haut haben! Sie sollten nur einmal diese Frau kennenlernen. Da könnten sie lernen, was Christentum ist. Verdammt nochmal!«
    Mir war nicht anders zumute.
    Eine Weile fuhren wir schweigend. Dann glühte das Lämpchen an unserem Sprechfunkgerät auf und der Summer ertönte. Phil nahm den Hörer und meldete sich:
    »Wagen Cotton mit Cotton und Decker auf der Rückfahrt aus Harlem, wo Recherchen in Mordsache Vanderloom angestellt wurden.«
    Er hielt den Hörer so, daß ich auch verstehen konnte, was gesagt wurde.
    »Funkleitstelle. Wir haben schon zweimal vergeblich versucht, Sie beide in Ihren Wohnungen zu erreichen. Ich verbinde Sie mit dem Chef, Augenblick!«
    Es knackte ein paarmal in der Leitung, dann hörten wir die Stimme von Mister High:
    »Hallo, Jerry! Hallo, Phil!«
    »Hallo, Chef!« erwiderte Phil genauso gespannt wie ich. »Was gibt es?«
    »Die Stadtpolizei hat vor einer Stunde angerufen. Der Anwalt Borg Lish ist ermordet worden. Er wohnt in Harlem, ist Neger wie Vanderloom, hat sich wie dieser einen gewissen Namen gemacht im Kampf gegen seine Rassegenossen und wohnt ebenfalls in Harlem. Unsere Mordkommission ist bereits am Tatort. Da eine Parallelität der Fälle vorzuliegen scheint, solltet ihr euch darum kümmern…«
    »Adresse?« fragte Phil nur.
    »East 126th Street. Die Hausnummer ist mir unbekannt, aber es soll ein Eckhaus an der Kreuzung zur Second Avenue sein.«
    »Wir sind bereits unterwegs«, sagte Phil und hing den Hörer auf. Er wandte sich an mich: »Warum fährst du nicht, Jerry?«
    Ich überlegte eine Sekunde, dann sagte ich:
    »Das sind ja nur zwei Querstraßen weiter. Geh zu Fuß! Ich komme nach mit dem

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