0088 - Die weißen Teufel von New York
verlangte Barzahlung sieht anders aus. Ich sage für dich aus — du nennst mir sofort deine Komplicen und euren Boß!«
Er fuhr zurück: »Ich verpfeif’ doch meine Boys nicht!« sagte er entrüstet.
»Als ob du etwas zu verpfeifen hättest! In zwei, drei Tagen haben wir sie sowieso. Es geht mir nur darum, Zeit zu sparen!«
»Aber…« sagte er, vollendete seinen Satz allerdings nicht.
»Die Rechnung ist ganz einfach«, erklärte ich ihm noch einmal. »Fünf Jahre, wenn ich für dich aussage, lebenslänglich, wenn ich gegen dich aussage. Such es dir raus! Aber schnell!«
Ich lehnte mich wieder zurück und schwieg. Man sah ihm an, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Er kam zu keinem Entschluß.
»Wie alt bist du?« fragte ich ihn. »Achtundzwanzig.«
»Schön«, sagte ich. »Dann lohnt sich ja ein lebenslängliches Sitzen.«
Das gab ihm den Rest.
»Okay«, stieß er mit heiserer Stimme hervor. »Sie sagen für mich aus, wenn ich jetzt auspacke?«
»Mein Wort daraüf.«
Er holte tief Luft. Dann sprudelte er die Namen heraus:
»Es sind ja nur noch vier da. Wir haben ja die Hälfte verloren vorhin bei der Schießerei. Einer davon bin ich.«
»Und die drei anderen!« mahnte ich. »Wer sind die?«
»George Hussy, Ben Marcel.«
»Einer davon der Boß?«
Er schüttelte den Kopf.
»Wer ist der Boß!« bohrte ich. »Ohne den bin ich an unserem Geschäft nicht interessiert.«
Er holte wieder tief Luft, dann sagte er leise:
»Der Boß ist Less Jefferson…«
»Der kurz nach dem Kriege in die Opiumgeschichte unten im Hafen verwickelt war?«
Er nickte nur.
»Wo kann ich den Boß jetzt erwischen?« fragte ich und stand auf.
»Ab elf ist er bestimmt in seinem Appartement im Marling Building.«
Ich sah schweigend meine Pistole nach.
***
Eines stand für Phil fest: es mußte einen Zusammenhang zwischen den Gangstern und der Brandstiftung geben. Sonst hätte nicht der fehlende Garagenschlüssel in den Besitz des Hausmeisters kommen können.
Phil dachte nach, während er an der Hauswand im Schatten der Einfahrt lehnte. Entweder war der Hausmeister ein Komplice der Gangster. Dann wäre er aber bei dem Brand doch schwerlich umgekommen. Wenn er zu den Brandstiftern gehörte, hätte er schon für eine Gelegenheit gesorgt, sich rechtzeitig aus der Gefahrenzone bringen zu können.
Oder aber er hatte nichts mit den Gangstern zu tun. Dann mußte man annehmen, daß die Gangster den Schlüssel aus dem gestohlenen Wagen verloren hatten, während sie die Brandstiftung vorbereiteten. Beim Bücken konnte er einem der Gangster aus dem Rock gefallen sein, und der Hausmeister hatte ihn später gefunden.
Phil warf seine Zigarette weg und trat sie aus. Jedenfalls bedeutete der Schlüssel ein wichtiges Glied in der Kette der Beweise. Durch ihn ließ sich nachweisen, daß die Gangster, zu denen Hunk Borten gehörte, etwas mit der Brandstiftung zu tun haben mußten. Sonst hätte ja der Schlüssel nicht in den Keller der Schule kommen können.
Ich werde einmal sehen, wo dieser Hunk Borten eigentlich wohnt, dachte Phil und ging zurück in den Hinterhof.
Ray Martins stand abseits des Toten und unterhielt sich mit dem Arzt der Mordkommission. Phil trat hin und sagte:
»Ich will nicht stören. Sag mal, Ray, hatte Borten irgend etwas bei sich, woraus man ersehen konnte, wo er jetzt wohnt?«
Martins nickte.
»East 122nd Street, Marling Builing.«
»Thanks«, sagte Phil und drehte sich wieder um.
»Willst du dahin?« rief ihm Martins nach.
»Ja, ich fahre mal mit einem Taxi runter. Will mich mal ein bißchen in der Gegend umsehen.«
»Nimm einen von den Dienstwagen der Mordkommission! Wir haben hier ja doch noch ein paar Stunden zu tun.«
»Okay. Danke.«
Phil nahm sich eines der neutralen Fahrzeuge und fuhr langsam zur Einfahrt hinaus. Er schlug die Richtung zur 122. Straße ein und fuhr diese einmal entlang.
Marling Building! dachte er. Lieber Himmel, ich habe einen Wolkenkratzer von mindestens fünfzig Stock erwartet bei dem großartigen Namen. Und dabei ist es ein ganz gewöhnliches, mittelgroßes Hochhaus.
Er wendete und fuhr zurück. Vier Häuser hinter dem Marling Building hielt er den Wagen an, stieg aus und ging zu Fuß zurück.
Hinter einer breiten Glasschwingtür brannte Licht. Phil ging hinein und sah sich um. Er hatte eine Halle betreten, die prunkvoller aussah, als man nach dem Äußeren des Gebäudes erwartet hätte.
Rechts in der Ecke befand sich eine Art Pförtnerloge. Phil ging darauf zu und tippte an
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