0088 - Die weißen Teufel von New York

verloren haben! Sollte ich mich etwa noch bei ihm dafür bedanken?«
    »Hm«, sagte der Baß, »wenn das so ist…«
    »Aber warum haben wir die ganze Brandgeschichte angezettelt?« fragte ein anderer. »Es sind zwei Kinder verbrannt. Ich weiß nicht, ich bin ja nicht sentimental, aber das gefällt mir nicht gerade.«
    »Wir sind dafür bezahlt worden, und zwar sehr gut bezahlt worden, das wißt ihr ganz genau. Was kann ich dafür, wenn in dem Stall die Lehrer schlafen? Ich dachte, wenn sie das Feuer entdecken, haben sie noch genug Zeit, mitsamt ihren Schäfchen aus dem Laden zu verschwinden.«
    »Gibt es Zeugen für die Brandbestellung?« fragte der Baß.
    Der Boß lachte.
    »Hältst du mich für einen Idioten? Natürlich habe ich das Gespräch mit Louis Vermeeren auf Band aufgenommen. Wir haben ja das Pech, daß uns dieser unverschämte Vanderloom hier aufsuchen wollte und ausgerechnet mitkriegt, wie ich mit Vermeeren die Brandsache bespreche. Deswegen mußten wir ihn umlegen, noch in derselben Nacht. Aber dann sagt Vermeeren wieder, man könnte nicht wissen, ob er es nicht seinem Freund, diesem Lish, und seiner Frau erzählt hat. Also mußten der Lish und Vanderlooms Frau auch weg. Na, Vermeeren schien das nur recht zu sein. Er haßt ja die Neger wie die Pest.«
    »Und hat trotzdem vorher fast nur für Neger Prozesse geführt!«
    »Weil ihn ein Weißer keinen Auftrag gegeben hätte, mein Süßer! Du kapierst auch überhaupt nichts. Hinter jedem Rassenwahn steckt auch immer eine gehörige Portion handfester Gründe, das kannst du dir mal merken. Aber sag mal, da ging doch vorhin der Fahrstuhl! Ist Joe endlich zurückgekommen? Er sollte nur mal nachsehen, ob das mit dem Karton und den beiden Eiern geklappt hat, dazu braucht er doch keine Stunde! Joe? Eh, Joe!« Schritte kamen auf die Tür zu.
    Phil erschrak. Er tat, als ginge er den Flur entlang. Plötzlich fauchte hinter seinem Rücken eine Stimme wütend: »Heb ganz schnell die Pfötchen hoch, aber ganz schnell! Sonst knallt’s!«
    Phil wußte eines genau: sie mußten ihn umbringen, da er zu viel gehört hatte. Wenn er ihnen hätte begreiflich machen können, daß er nichts gehört hätte! Aber bei der offenen Tür…?
    Und dann kam ihm der einzig mögliche Einfall…
    ***
    Ich ließ den von mir verhafteter Gangster von einem Beamten aus den, Zellentrakt abholen.
    »Wie heißt er eigentlich?« fragte mein Kollege von der Zellenverwaltung.
    Ich klatsche mir mit der Hand an den Kopf.
    »Donnerwetter«, murmelte ich. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ich war so mit dem Fall selbst beschäftigt daß ich nicht daran dachte, ihn nach seinem Namen zu fragen. Na, Boy, du hast ja gehört: dein edler Name wird verlangt.«
    Wir standen im Flur. Der Gangster nickte und sagte bereitwillig:
    »Ich heiße Joe Simmons, Sir.«
    »Schön, Joe, dann komm mal mit! Wir haben ein feines Bett für dich. Und damit du nicht zum Fenster hinausfallen kannst, haben wir dir ein schönes Gitter davorgemacht. Damit du dich nicht zu fürchten brauchst, schließen wir dein Zimmerchen fein ab. Du kannst dich sicher fühlen wie in Abrahams Schoß, mein Lieber. Also komm!«
    Grinsend sah ich den beiden nach, wie sie den Fahrstuhl bestiegen. Dann ging ich noch einmal zurück ins Vernehmungszimmer und rief die Zentrale an.
    »Hat sich Phil schon gemeldet?«
    »No, bisher nicht.«
    »Okay. Dann wird er noch am Tatort des Mordfalles Borg Lish sein. Ich fahre hin. Wenn Phil inzwischen anruft, sagt ihm, er soll mich bei Lish erwarten.«
    »Okay.«
    Ich warf den Hörer auf die Gabel, schaltete die Lampen aus und verließ den Raum. Ein paar Minuten später rollte mein Jaguar wieder über New Yorks Pflaster. Es war bereits elf oder kurz davor, als ich bei dem Haus ankam, in dem Borg Lish gewohnt hatte.
    Ich ging hinauf und traf Lewis Sterne, der die Mordkommission leitete.
    »Hallo, Lewis!« sagte ich. »Ist Phil hier?«
    »Er war mal hier. Das ist schon eine Weile her. Ich weiß nicht, wo er hingegangen ist. Mir hat er nichts gesagt.« . Seltsam, dachte ich. Wir wollten uns doch hier treffen. Das ist zwar schon geraume Zeit her, aber die Mordkommission'ist ja noch immer hier, dann hätte Phil doch auch warten können.
    Ich unterhielt mich eine Weile mit Lewis Sterne und ließ mir berichten, was die Mordkommission bis jetzt ermittelt hatte. Dann kam mir plötzlich der Gedanke, Phil könnte zu Fuß zum Haus der Vanderlooms gegangen sein, um nachzusehen, warum ich so lange ausblieb.
    Ich verabschiedete