0089 - Der Dämonenschatz
scheppernd zerplatzte das Skelett. Die Gebeine wirbelten über den grauen Asphalt. Zamorra schrie dem Monster einen vernichtenden Bannspruch nach, und plötzlich schien der Asphalt weich zu werden. Die bleichen Knochen versanken darin wie in einem tiefen, tödlichen Sumpf.
Der Satan hatte Eli Palmer für immer zu sich geholt.
Nichts blieb mehr auf dieser Welt von ihm zurück.
***
Zamorra empfand bei diesem Sieg jedoch keine Freude, denn sein Triumph über Eli Palmer war vor allem von der Sorge um Bill Fleming getrübt. Nervös wandte er sich um. Beunruhigt eilte er zu seinem Freund. Er kniete neben dem Amerikaner nieder. Seine Hand legte sich auf Flemings Halsschlagader. Mit geschlossenen Augen konzentrierte er sich auf ein Ticken das ihm verraten sollte, dass Bill noch am Leben war.
Nichts mehr?
Zamorra überlief es kalt.
»Komm, Bill! Mach keine Sachen!«, stieß der Professor aufgeregt hervor. Er schüttelte den Freund, presste ihm mehrmals den Brustkorb zusammen, legte sein Ohr auf Flemings Brust. Da. Ganz leicht schien das Herz noch zu flattern. Zamorra spürte, wie sich eine dicke Eisschicht auf seinen Rücken legte. Herrgott noch mal, Bill durfte einfach nicht sterben. Dieser Gedanke war dem Professor unerträglich.
Verzweifelt und verbissen bemühte sich der Parapsychologe um den Freund. Er begann mit einer Herzmassage. Er versuchte es mit Mund-zu-Mund-Beatmung. Er tätschelte Bills Wangen, keuchte immer wieder: »Bill! Bill! Junge, du kannst dich doch jetzt nicht aus dem Staub machen! Bill!«
Fünfzehn Minuten bemühte sich Zamorra um den reglosen Freund, und endlich hatten seine Bemühungen einen kleinen Erfolg. Bill atmete tief und hörbar ein. Sein Brustkorb hob sich, wölbte sich immer mehr, als wollte er allen im Raum befindlichen Sauerstoff in sich aufnehmen.
Zamorras Herz raste vor Freude. »Bill!«, stieß er gepresst hervor. »Bill! Nun mach doch endlich die Augen auf!«
Fleming gehorchte nicht sofort. Sein Puls kräftigte sich wieder, der Herzschlag normalisierte sich. Er war über dem Berg, und plötzlich flatterten seine Lider.
Verwirrt schlug er die Augen auf. »Zamorra«, krächzte er, und dann musste er husten. Sein Gesicht verzog sich schmerzlich. Die Kehle, die ihm Eli Palmer so gnadenlos zugedrückt hatte, tat ihm furchtbar weh.
»Junge, du hast mir vielleicht einen Schreck eingejagt!«, sagte Zamorra mit gespieltem Vorwurf. »Ich befürchtete schon, du würdest nicht mehr hochkommen.«
Jetzt erst setzte Bills Erinnerung ein. Er fragte nicht, was passiert war, er wusste es mit einemmal wieder. Erschrocken richtete er sich auf. Der Ruck machte ihn schwindelig. Er klammerte sich an Zamorra und sah sich mit geweiteten Augen im Zimmer um.
»Wo ist er?«, fragte Bill heiser.
»Es gibt ihn nicht mehr!«, sagte Professor Zamorra hart. »Ich habe ihn zur Hölle geschickt.«
»Und wie?«
Zamorra berichtete dem Freund mit wenigen Worten, was geschehen war. Danach half er Bill auf die noch etwas schlaffen Beine. Er führte ihn zu einem Sessel und ließ ihn da Platz nehmen. Dann holte er Eiswürfel aus dem Kühlschrank, ein Handtuch aus dem Bad, er tat die Würfel in das Frotteetuch und machte dem Freund dann einen eiskalten Halswickel.
Bill klapperte zwar mit den Zähnen, aber er spürte genau, dass der Wickel dem Schmerz im Hals entgegenwirkte, deshalb ließ er ihn da.
Als es dem Historiker nicht mehr so schwer fiel, zu sprechen, erzählte er Zamorra, dass Eli Palmer von jenem Vampir, den er getötet hatte, zum Diener gemacht worden war. Und er fügte hinzu: »Eli wollte den Tod seines Herrn rächen.«
Zamorra wiegte den Kopf. »Um ein Haar wäre ihm sein Vorhaben geglückt. Vergiss ihn, Bill. Er ist jetzt mit seinem Herrn und Meister in der Hölle vereint.«
Bill nickte langsam. Er starrte auf seine Schuhspitzen.
»Woran denkst du?«, fragte Zamorra.
»Ich hoffe, dass der Vampir nicht mehrere Diener wie Eli Palmer gehabt hat.«
»Das«, sagte Professor Zamorra seufzend, »wird sich wohl sehr bald herausstellen.«
***
Gene Hurst warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Dann hob er den Kopf und schaute zur Zimmerdecke hoch. Ein Glück, dass Jenny von alledem keine Ahnung hatte. Sie wusste nicht, wie schlecht es um seine Finanzen stand, würde es wohl noch früh genug erfahren, wenn die Sache mit jenem Schatz, von dem Arno gesprochen hatte, aus irgendeinem unvorhersehbaren Grund danebengehen sollte.
Der Ex-Rennfahrer schmunzelte. »Eigentlich bist du ganz schön verrückt!«,
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