0089 - Der Dämonenschatz
sagte er amüsiert zu sich selbst. »Du rechnest bereits fix mit dem Schatz. Rechnest damit, obwohl sich in dieser Kiste - wenn wir sie überhaupt jemals finden - vielleicht wertlose Steine befinden können.«
Hurst schüttelte den Kopf. Nein. Er wollte an den Schatz glauben. Es war eine Hoffnung, an der er sich aufrichten konnte. Er brauchte eine solche Hoffnung, wenn er voll Optimismus in die Zukunft sehen wollte.
Immer noch blickte Gene Hurst zur Zimmerdecke hinauf.
Dort oben befand sich das Schlafzimmer. Genau über dem Wohnzimmer. Wenn er jetzt gleich hinaufgehen würde, hoffte er, dass Jenny bereits schlief. Er war nicht in Stimmung, vor dem Einschlafen noch mit ihr zu reden, wie sie es sonst oft taten.
Er wollte unter die Decke kriechen und von ›seinem‹ Schatz träumen.
Es erschreckte ihn nicht, dass er geistig den Schatz bereits für sich allein beanspruchte. Es stand für ihn nun schon unumstößlich fest, dass er Arno ganz raffiniert ausbooten würde - schließlich hatte er große Pläne, die ihrer raschen Verwirklichung harrten.
Hurst löschte das Licht im Wohnzimmer und stieg die Treppe zum Obergeschoss hinauf.
Nachdem er noch schnell geduscht hatte, rieb er sich mit dem großen roten Badetuch trocken, das an einer blitzenden Chromstange hing, und anschließend schlüpfte er nackt - er hasste Pyjamas, und Nachthemden für Männer fand er geradezu lächerlich - unter die weiche, flauschige Decke. Während er noch auf der Suche nach der bequemsten Lage in den Kissen war, knipste nebenan Jenny das Nachttischlämpchen an.
Er zuckte verwundert herum. »Jenny, du schläfst noch nicht?«
Sein Mädchen sah ihn mit vorwurfsvollen, kummerglänzenden Augen an. »Ich konnte nicht einschlafen.«
»Soll ich dir eine Schlaftablette bringen?«
»Ich will keine Schlaftablette.«
»Wenn du aber nicht einschlafen kannst…«
»Ich kann es deinetwegen nicht, Gene.«
»Meinetwegen?«, fragte Hurst erstaunt.
Auch Jenny schlief nackt. Jetzt, wo sie saß, lag ihre Bettdecke auf ihrem Schoß, während ihre formvollendeten Brüste unbedeckt waren. Jenny war nicht sonderlich groß, maß nur einsfünfzig, und hatte große dunkle Augen. Ihr goldfarbenes Haar war etwas zerzaust. Ihr Teint war hellbraun - und zwar nahtlos, denn sie liebte es, sich nackt in die Sonne zu legen -, sie neigte ein wenig zur Rundlichkeit, wogegen sie ständig mit allen möglichen Diätkuren ankämpfte.
»Was ist denn kaputt?«, fragte Hurst, und nun setzte auch er sich auf. »Warum siehst du mich so vorwurfsvoll an? Ich hab’ dir doch nichts getan, Mädchen.«
»Doch, Gene. Du hast mir etwas getan.«
»Was denn?«
»Du hast mich belogen.«
»Also hör mal, das finde ich nun aber ganz und gar nicht komisch, Jenny!«
»Ich auch nicht«, sagte das Mädchen mit heiserer Stimme. Sie war ziemlich aufgeregt.
»Willst du mir nicht erklären, was das soll, Jenny? Ich meine, es ist mitten in der Nacht, ich bin müde, ich würde gern schlafen, aber du machst Licht, nennst mich einen Lügner und legst es offensichtlich darauf an, mir eine Szene zu machen. Das möchte ich erklärt haben.«
Jennys Brauen zogen sich zusammen, wodurch über ihrer Nasenwurzel eine kleine V-Falte entstand. »Ich habe alles gehört, Gene.«
Hurst befeuchtete sich hastig die Lippen. Er erschrak, aber er ließ es sich nicht anmerken. Irgendwie hoffte er, sich verhört zu haben, und er stellte sich dumm, indem er fragte: »Was um alles in der Welt willst du denn gehört haben? Wenn du denkst, ich hätte was mit einer anderen Frau, dann stimmt das nicht. Ich bin dir treu, seit wir uns kennen. Sollte dir jemand etwas anderes erzählt haben, so lügt er.«
»Es geht jetzt nicht um deine Treue, Gene.«
Hurst versuchte krampfhaft das Gespräch in eine andere Richtung zu zerren. »Ist dir meine Treue denn so unwichtig? Na bitte, das muss ein Mann doch wissen!«
»Willst du mich nicht erst mal anhören, Gene?«, fragte Jenny flehend.
Hurst riss die Schublade seines Nachtkästchens auf, holte seine Zigaretten heraus, brannte sich ein Stäbchen an, rauchte nervös, knurrte: »Bitte. Dann rede. Ich höre!«
»Arno war hier«, sagte Jenny. Es klang bereits wie ein schlimmer Vorwurf.
»Na schön. Arno war hier?«, sagte Hurst ärgerlich, »Ist das ein Grund, zu streiten?«
»Ich hatte Durst, war zwar schon zu Bett gegangen, stand nochmals auf, ging nach unten, um in der Küche Mineralwasser zu trinken. Ich kam an der Wohnzimmertür vorbei…«
»Das musstest du wohl,
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