009 - Dämonen-Duell
Marion schon bei Ihnen?«
»Sie ist schon wieder weg.«
»Sie werden ihr helfen, nicht wahr?«
»Das versteht sich doch wohl von selbst.«
»Wissen Sie schon, wie Sie den Fall anpacken werden, Tony?«
»Ich denke, ich sehe mir erst einmal den Leichenbestatter an. Alles weitere wird sich dann hoffentlich von selbst ergeben.«
***
Cula!
Ein grober Klotz, dunkler Teint, unrasiert, breite Schultern, stämmige Beine, mächtiger Brustkorb und Arme, die zu lang waren.
Leicht nach vorn gebeugt, stand er in der Waschküche und starrte Vera St. John durchdringend an. Ein seltsames kaltes Lächeln umspielte seine wulstigen Lippen.
Vera hatte Angst vor diesem Kerl.
»Gott, haben Sie mich erschreckt!« preßte sie unsicher hervor.
Er lachte. Es klang wie das Knurren eines hungrigen Wolfs. »Oh, das tut mir aber leid.« Nicht das geringste Bedauern war in seiner Stimme.
Hinter Vera St. John brummte die Waschmaschine. Die junge Frau warf einen unsteten Blick auf den Besen, der an der Wand lehnte. Sollte sie sich damit wieder bewaffnen?
»Ich wohne nebenan«, sagte Cula. »In dem alten Haus.«
»Ich weiß.«
»Eine schäbige Hütte. Das wäre nichts für Sie.«
»Nein, wahrscheinlich nicht. Mit zwei kleinen Kindern…«
»Ach, Sie haben Kinder?«
»Ja.«
»Wie alt?«
»Vier und zwei Jahre.«
»So klein noch.« Cula kam näher. Vera St. Johns Angst wuchs. Er war ein unheimlicher Kerl, bei dem man nicht wußte, woran man war. Seine Freundlichkeit wirkte aufgesetzt. Er wollte sich nicht mit ihr unterhalten. Was wollte er wirklich? »Haben Sie die Kleinen in der Wohnung allein gelassen?« fragte er.
»Nein. Sie sind zur Zeit auf dem Land.«
»Ach so. Und die brave Mutti wäscht hier einen Berg Schmutzwäsche.«
»Es fällt einiges an während eines ganzen Monats.« Vera St. John überlief es eiskalt. Cula war ihr nicht geheuer. Der führte irgend etwas im Schilde. Ganz harmlos gab er sich, aber das war Tarnung, damit wollte er sie nur einlullen und täuschen.
Ihr Herz schlug schnell. Ihr Mund war seltsam trocken. Sie hätte die Waschküche gern verlassen, aber der Weg zur Tür führte an Cula vorbei. Würde er sie rauslassen? Oder fing er sie ab, wenn sie zu gehen versuchte?
»Kann ich Ihnen helfen?« fragte Cula.
»Nein. Sehr nett, aber das ist wirklich nicht nötig. Ich komme schon zurecht.«
»Ich habe Zeit. Ist Ihr Mann zu Hause?«
»Nein…« Vera St. John erschrak. Himmel, Cula fragte sie aus, und sie antwortete ihm ehrlich. »Das heißt … Mein Mann ist nur mal rasch weggegangen. Er braucht Zigaretten. In wenigen Minuten wird er wieder hier sein …«
»Dann wirst du aber nicht mehr leben!« knurrte Cula, und plötzlich schwammen seine Augen in Blut!
***
Ich zog Jeans und ein Jeans-Jackett an und bereitete mich seelisch auf die Arbeit vor. Im Geist legte ich mir eine Menge Fragen zurecht, die ich dem Leichenbestatter stellen wollte. Ich würde mit dem Wirbelsturmsystem arbeiten und versuchen, den Mann zu verwirren. Ich würde ihn mit meinen Fragen regelrecht bombardieren. Mal würde ich von diesem, dann von jenem sprechen, und sobald sich Mort Montero verhaspelte, würde ich blitzartig nachhaken.
Aus Erfahrung wußte ich, daß Vladek ein aufmerksamer Zuhörer war. Sollte mir irgend etwas nicht auffallen, so würde der Brillenfabrikant mich bestimmt darauf aufmerksam machen.
Vielleicht gelang es uns, den Leichenbestatter gemeinsam in die Enge zu treiben.
Vielleicht war unser Besuch bei ihm aber auch ein Schuß in den Ofen.
Wir konnten das nur herausfinden, wenn wir ihn aufsuchten.
Wir verabschiedeten uns von Vicky Bonney. »Seid vorsichtig«, sagte sie.
Ich lächelte. »Diesmal geht es nicht gegen Geister und Dämonen.«
»Manche Verbrecher können genauso gefährlich sein«, warnte Vicky.
»Sei unbesorgt. Du kriegst uns wohlbehalten wieder.«
Vladek Rodensky grinste beruhigend. »Ich passe schon auf deinen kleinen Liebling auf. Er wird keine Dummheiten machen.«
Ich holte den Peugeot aus der Garage. Wir winkten Vicky, sie winkte zurück. Ich gab Gas. Das Fahrzeug rollte durch die Chichester Road. Wir verließen Paddington, jenen Londoner Stadtteil, in dem ich seit vielen Jahren wohnte.
Die Fahrt dauerte zwanzig Minuten. Dann waren wir am Ziel. Ich stoppte den Wagen, und wir blickten schweigend zum Bestattungsinstitut hinüber. Ich war gespannt, was unser Gespräch mit Mort Montero ergeben würde.
Vladek Rodensky drückte den Wagenschlag auf und stieg tatendurstig aus. Ich zog den
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