009 - Mordaugen
Liebespaare!
»Candy« -
gehörte zu den Vermißten, zu den Liebespaaren, die einem unheimlichen Mörder in
die Hände gefallen waren!
Linda Pokins
stöhnte.
Die Männer
sah sie nirgends. Wahrscheinlich hatte der Unheimliche sie getötet, wie er
Ronald zugrunde gerichtet hatte.
Alle vier
Frauen, die hier am Tisch saßen, wurden gesucht. Das waren die Opfer. Aber nur
fünfzig Prozent von ihnen! Die - Männer fehlten!
Was ging in
diesem schrecklichen Haus vor? Machte der grausame Täter aus den Entführten Wachspuppen
für sein altmodisches Privatmuseum?
Ein
Wahnsinniger lebte hier!
Keines der
Opfer hatte eine Chance gehabt, aus dem düsteren, einsamen Haus zu entkommen.
Sie durfte
nicht auch noch Beute des Verrückten werden! Die Polizei mußte informiert
werden. Sie mußte das Mörderloch ausräuchern.
Linda
zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub und mußte an sich halten, um nicht zu
schlucken. Sie preßte fest die Hand auf den Mund, um jeden Aufschrei zu
ersticken.
Die Erregung
und die Angst, unter denen sie stand, wurden fast unerträglich. Linda Pokins
schwindelte, und sie fürchtete, das Bewußtsein - oder den Verstand zu
verlieren.
Sie mußte
raus aus diesem Raum, diesem Haus, wandte sich um und wollte der Tür
entgegeneilen, die beiderseits von dem schweren, roten Samtvorhang flankiert
wurde.
Rot - wie die
Farbe des Blutes. Rot, das in dieser so düsteren, schattenhaften Umgebung um so
unheimlicher zur Wirkung kam. Rot und Schwarz... Nacht und Blut...
Linda Pokins
kam nur einen Schritt weiter.
Da hielt sie
etwas fest, und dieses Unerwartete empfand sie derart fürchterlich, daß sie
nicht an sich halten konnte. Sie schrie wie von Sinnen, und ihr markerschütternder
Schrei hallte durch das nächtliche Haus.
»Neeeiiinnn!«
Alles in ihr
wehrte sich. Sie wußte nicht, woher sie den Mut und die Kraft nahm, sich noch
herumzuwerfen, um zu sehen, was sie festhielt.
»Candy«, die
Industriellen-Tochter, stand vor ihr und hatte ihre langen Fingernägel in ihre
Bluse gekrallt. Eisiges Glitzern in den Augen.
Candy - eine
Wachspuppe?!
Linda Pokins
schluchzte und versuchte sich loszureißen.
Da... ein
erneuter Zugriff! Von einer anderen Hand.
Die anderen
Gestalten aus Wachs erhoben sich, jetzt kam auch in sie Leben!
Mit
unbeweglichen Gesichtern starrten sie die Fremde an und umringten sie im Nu, so
daß sie keine Chance hatte, auch nur einen einzigen Schritt voranzukommen.
Sie hatten
Kraft, sie hielten sie fest. Und als unter der Abwehr ihre Kleider zerfetzten,
da packten sie sie an Armen und Beinen, rissen sie herum und preßten sie
hinunter auf einen Sessel.
Linda Pokins
kämpfte verbissen, um dem Grauen zu entkommen. Aber es war hoffnungslos. Die
vier Frauen waren ihr überlegen. Die Wachspuppen mit den ölig glänzenden
Gesichtern und den kalt glitzernden Augen waren stärker.
Linda Pokins
gab auf und sackte in sich zusammen wie ein Luftballon, in den man eine Nadel
stach.
»Was wollt
ihr von mir? Wer seid ihr? Warum laßt ihr mich nicht in Ruhe?« stammelte sie
kraftlos.
Leises
Kichern antwortete ihr und kam aus den Kehlen der sie umringenden Frauen.
Die Frau, die
ihr am nächsten stand, war Candy. Arrogant verzog sie ihre Mundwinkel - und
dann sah Linda Pokins etwas, das ihren Schrecken schon nicht mehr steigern
konnte, weil ihre überstrapazierten Nerven zu einer solchen Reaktion gar nicht
mehr fähig waren. Dolchartige, spitze Zähne ragten aus den sich hebenden
Mundwinkeln der jungen Frau.
Candy - war
eine Vampirin! Linda Pokins bekam einen Schüttelfrost.
»Warum meine
Lieblinge dich festhalten, hat seinen Grund, meine kleine Freundin«, sagte da
eine Stimme aus dem Dunkeln. Es war das rauhe Organ einer Frau. »Sie möchten
nicht, daß du davonläufst. So einfach und verständlich ist das...«
Mit leeren
Augen starrte Linda Pokins auf den Spalt zwischen zwei Frauen, die nun zur
Seite traten, um die Sprecherin vorzulassen.
Die Hände
ließen Linda los, und sie kauerte wie ein Häuflein Unglück in dem großen,
weichen Sessel.
Vor ihr
öffnete sich die Gasse - und sie sah die Sprecherin.
Es war eine
uralte Frau. Ihr wächsernes Gesicht war welk und runzlig, die schwarzen Augen
blickten kalt und sezierend, als wollten sie bis hinab auf die Seele blicken.
Die Alte
verzog den schmalen, eingekerbten Mund.
»Er wird sich
freuen, wenn er zurückkommt«, sagte sie mit leiser, doch gefährlich klingender
Stimme.
»Helfen Sie
mir!« stieß Linda Pokins in einem Anflug von
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